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Die ‚digitale Phänotypisierung‘ gilt heute als eine der größten Versprechungen in der psychiatrischen Behandlung. Mittels Datenspuren (z. B. Schlafmuster, Sozialverhalten, Mobilität) soll das Verhalten von Patient*innen analysiert und damit gleichsam objektiviert werden. Dahinter verbirgt sich die Vorstellung eines digitalen Positivismus, dessen Versprechen nicht zuletzt in der totalen Objektivierbarkeit des menschlichen Selbst- und Weltverhältnisses liegt. Im Folgenden werde ich mich mit der Idee des Daten-Positivismus, seiner Genese in jüngeren philosophischen Strömungen und seinen Auswirkungen im mentalen Gesundheitsbereich auseinandersetzen. Anhand aktueller Literatur aus der klinischen Psychologie wird die (daten-)positivistische Bestimmung des ‚digital phenotyping‘ untersucht und einer psychoanalytischen Kritik, mit ihrer zentralen Frage nach der Wahrheitsfindung, gegenübergestellt.
Volume/Issue, Pages
Techno:Phil – Aktuelle Herausforderungen der Technikphilosophie, 1-11