Film-Stills von Warren Lynch zu Erich von Stroheims Greed (1924)

  • Zum Verhältnis von Fotografie und Film
Gutachten

Autor*in

Walter Moser

Ort, Datum

Universität Wien, Wien, Österreich, 17. Dezember 2015

Schlagwörter

Medienforschung, Kunstwissenschaften, Filmstill

Beschreibung

Eingereicht bei der Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Wien. Die Dissertation widmet sich der Bildgattung der Film-Stills. Die Zielsetzung der Arbeit ist eine Neubewertung dieser in der Regel dem Film untergeordneten oder lediglich beigefügten Bildgattung und ihre Revalidierung als eigenständiges Genre. In Kapitel 1 kontextualisiert Moser sein Korpus, diskutiert die medialen Unterschiede zwischen Fotografie und Film sowie die Autorenschaft der Bilder und gibt einen Überblick über die relevante einschlägige Literatur, um daraus die Zielsetzung seiner Arbeit abzuleiten. In Teil 2 stehen die visuellen Charakteristika der Film-Stills von Warren Lynch zur Debatte, wobei Moser das seinem Untersuchungsmaterial inhärente Spannungsverhältnis zwischen „Transparenz“ und „Opazität“ in den Mittelpunkt rückt. Teil 3 setzt sich mit Jacques Lacans Bildtheorien und Blickkonzepten auseinander und zeigt erneut – dieses Mal aus der Perspektive psychoanalytischer Ansätze – dass eine Definition von Film-Stills als bloßem „Durchblick“ auf eine filmische Realität nicht haltbar ist. Wurde bislang absichtlich von einem Vergleich von Film-Stills mit dem Medium Film verzichtet, rückt nun mit Kapitel 4 das Verhältnis von Lynchs Stills und Stroheims Film Greed in den Mittelpunkt. Da die Stills eine „vertikale Lektüre des horizontalen Films“ ermöglichen, indem sie ihn fortführen und weitererzählen, stellt sich nun die Frage, wie ein solcher Vergleich auf ein sicheres theoretisches Fundament gestellt werden kann. Methodisch greift Moser hier auf die Begriffe „Verschiebung“ und „Verdichtung“ zurück, die von Sigmund Freud eingeführt wurden und untersucht das Verhältnis von Kaderfolgen und dazugehörigen Stills in Analogie zur Freudschen Traumdeutung. Prozessen der Bedeutungsverschiebung und -verdichtung kommt gerade angesichts der Tatsache, dass Stroheims Film radikal gekürzt wurde und er – ähnlich wie Freuds „manifester Trauminhalt“ – eine Zensur passieren musste, besondere Bedeutung zu. Diese erste Gegenüberstellung von Film (materieller Streifen der Kaderbilder) und Fotografie (Stills) wird in Kapitel 5 um einen Blick auf das projizierte Bewegtbild erweitert, da der Film erst in der Projektion seine spezifische Medialität entfaltet. Ein Vergleich zwischen Bewegt- und Standbild stellt eine methodologische Herausforderung dar, der Moser durch einen Rekurs auf Intermedialitäts- und Intertextualitätstheorien begegnet. Lynchs Stills, aber auch Stroheims Greed, werden als Hybride definiert, welche die Eigenschaften des jeweilig anderen Mediums in sich vereinen. Durch diesen Kunstgriff wird es möglich, unterschiedliche Medien (Fotografie vs. Film) bzw. unterschiedliche semiotische Systeme zu vergleichen. In Kapitel 6 wirft Moser die Frage auf, worin die erzählerische Leistung der Stills von Lynch eigentlich bestehe. Die Frage nach der Konstruktion von Narration ist für das Bildgenre des Still essenziell, da diese nicht zuletzt in Hinblick auf die Wiedergabe der Geschichte eines Films hergestellt wurden.

Sprache, Format, Material, Ausgabe/Auflage

Deutsch

Aktivitätenlisten

Veröffentlicht Von: Gabriele Jutz | Universität für Angewandte Kunst Wien | Veröffentlicht Am: 09. Mai 2022, 10:59 | Geändert Am: 10. November 2023, 17:29