I am your opus, I am your valuable, the pure gold baby

Gruppenausstellung

Künstler*innen

Lisa Sophie Vötter , Anna Katharina Schmitzberger , Lucijan Osvald

Kurator*innen

Fedra Benoli , Philipp Josef Haidegger , Melina Papoulia , Julia Reißner , Henry Salfner , Rebecca Stephanie Schmidt , Anna Katharina Schmitzberger , Lisa Sophie Vötter

Datum, Ort

  • 28. Juni 2022–01. Juli 2022 Universität für angewandte Kunst in Wien, Wien, Österreich

allgemeiner Text

Die Idee, einen Festival-Beitrag entlang dieses Themas zu konzipieren, entstand eng verknüpft mit dem Seminar "Der Fetisch", welches wir bei Antonia Birnbaum und Amanda Holmes belegten. Die Problematik des Begriffes "Fetisch" erschien darin auf mehreren Ebenen fest in die Diskurse der Moderne eingeschrieben während er gleichzeitig so diffus wie kein Zweiter bleibt. Unser Ausstellungsbeitrag I am your opus, I am your valuable, the pure gold baby möchte daher verhandeln, was ein Fetisch ist und was auf dem Spiel steht, ihn zu denken. Ein Teil des Problems des "Fetischs" ist die Ambivalenz, die Inhalt und Eigenschaft des Begriffs selbst darstellt. Das Konzept des "Fetischismus" impliziert häufig Uneindeutigkeit und Verleugnung (den gleichzeitigen Glauben an die Wahrhaftigkeit und Falschheit von etwas). Ein Objekt wird mit Bedeutung und Macht aufgeladen, in ihm werden soziale Beziehungen auf besondere Weise vergegenständlicht und gleichzeitig verborgen. "Fetischismus" ist in dieser Form ein wesentlicher Teil der Geschichte des Westens über Vernunft, Ware und Sex. Die Wurzeln des Begriffs liegen in der Nicht-Begegnung zwischen der portugiesischen Kolonialmacht und der Bevölkerung des Kongos. Feitiço bezeichnete dort einen "abergläubischen Zauber oder magische Medizin", die den Träger des Fetisch-Objekts vor Einwirkungen böser Mächte schützen soll. Die frühen Theoretiker des Fetischismus erkannten hierin lediglich einen in Europa längst überholten „religiösen Aberglauben“. "Fetischismus" wurde somit zum Sinnbild einer angenommenen europäisch-kulturellen Überlegenheit und Ausdruck konkreter Machtverhältnisse. Das ‚Andere‘ erhält dabei im Fetisch seine Form. Wenn es beim Fetisch um die Belebung eines Objekts durch seine Aufladung mit "magischen" Qualitäten geht, dann finden wir eine ähnliche "Verzauberung des Gegenstands" in der kapitalistischen Warenwelt. Der Fetischcharakter der Ware wie ihn Marx einführt, meint ein Phantasma, ein mystischer Gehalt jenseits des physischen Objektcharakters der Ware. Die Logik des Fetischs ist dadurch von einem Surplus gekennzeichnet, von welchem das Objekt umspannt wird. Diese symbolische Aufladung lässt sich nicht einfach sehen, sie vollzieht sich „außerhalb des Auges“. p>In diesem Zusammenhang muss auch die Harley Davidson betrachtet werden, die in Konjunktion mit Kenneth Angers Film Scorpio Rising im Zentrum des Raumes steht: Das Motorrad ist mehr als bloß zusammengeschweißtes Metall, mehr als nur Fortbewegungsmittel. Es wird aufgeladen durch seine Bedeutung innerhalb der sozialen Relationen und belebt diese umgekehrt: In Männerbündnissen wie den Hell’s Angels, wird die Harley zum Inbegriff einer Männlichkeit, die bei aller patriarchalen Gewalt homoerotisch aufgeladen ist. Als Kontrapunkt zeigen Lisa Vötter und Anna Schmitzberger in ihren Keramikarbeiten, a fetish is a fetish is a fetish, alltägliche Gegenstände, die ihren Gebrauchswert verloren haben. Nunmehr purer Tauschwert, glänzende Oberfläche, werden sie zum Fetisch in Reinform: zum Kunstwerk. Als zentrales Konzept der Aufklärung, markierte und strukturierte der Begriff des Fetischismus, wesentliche Unterscheidungen: zwischen dem Rationalen und dem Irrationalen, dem vermeintlich Zivilisierten und dem sogenannten „Primitiven“, dem Normalen und dem Abnormalen. In ähnlicher Manier adaptierte die Freud‘sche Psychoanalyse den Fetisch um Grenzen der “normalen” und “abweichenden” Sexualität zu ziehen: Diese Verwendung des Begriffs ist uns heute wohl am geläufigsten. Die Ausstellung nimmt in diesem Zusammenhang besonders die Lust am Blick in eben diesen. Die Kamera als Medium und der Film als Gegenstand untersuchen die Phänomene des Voyeurismus und der Skopophilie (die Lust am Schauen) auf besonders eindrückliche und selbstreflexive Weise. In Jean Genets Film Un Chant d’Amour wird der Betrachter nicht nur mit der Lust der dargestellten Männer konfrontiert, sondern auch mit seiner eigenen. Nehmen wir in diesem Kontext ein Zitat von Raymond Corby in Betracht – „sexual pleasure begins with the privilege of sight“ –, so müssen wir uns fragen, welchen Standpunkt wir selbst einnehmen; nicht nur in Anbetracht des Films, sondern auch in unseren allgemeinen, alltäglichen Lebenswelten. Lucijan Osvald greift diesen Themenkomplex auf ganz eigene Weise in einem klassischen Medium des Zeigen und Schauens – der Malerei – auf. Text: Rebecca Stephanie Schmidt

Eröffnung

2022-06-28 11:00-21:00

Ort

Adresse

  • Universität für angewandte Kunst in Wien, Wien, Österreich
  • Oskar-Kokoschka-Platz 2
  • 1010 Wien
  • Österreich

Mediendateien

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Veröffentlicht Von: Fedra Benoli | Universität für Angewandte Kunst Wien | Veröffentlicht Am: 01. Oktober 2023, 14:22 | Geändert Am: 01. Oktober 2023, 14:38