Der Künstler als Barkeeper und DJ, das Atelier als Objekt, das Publikum als Konsument, das Motiv Raumfaltung. In der Installation/Performance "got the blues" wird der Atelierboden des Künstlers, also sein eigentlicher Arbeitsplatz, zu einer Bar. Der private Raum wird zu einer Hütte gefaltet und in der Galerie (Garage) öffentlich zugänglich gemacht.
In der nur 160 cm niedrigen Hütte, quasi unter dem Fußboden, befindet sich eine Miniaturtheke, wo der Künstler als Barkeeper und DJ fungiert. Es gibt Gratisgetränke und Bluesmusik. Die Maße der Bar (160x240x390 cm) ergeben sich aus der Grundfläche des Ateliers. Die Außenwände zeigen Spuren der Arbeitsprozesse, die im Atelier stattgefunden haben. Außerhalb der Bar sind Bilder und Objekte geschlichtet, so wie sie vorher im Atelier gelagert waren - ihnen ist der Boden entzogen.
Neben dem Thema der Raumfaltung, das immer wieder in den Arbeiten von Fabian Seiz auftaucht, handelt diese Installation - dieser Raum im Raum - von den Diskrepanzen zwischen Kunstproduktion, Repräsentation und Auseinandersetzung mit dem Publikum. Der Künstler stülpt sich sein Atelier über, und wer Getränke konsumieren will, muss sich in die niedrige Hütte begeben und zu ihm, dem Barkeeper, hinunterbeugen. Klischees vom in sich gekehrten Kunstproduzenten bzw. vom mehr an Vernissagen und deren Buffets orientierten Kunstpublikum werden bedient bzw. karikiert.
Im Gegenzug verweist die Zurschaustellung der Spuren von Arbeitsprozessen am Boden, des Lagerungsproblems von Kunst, der Raumverhältnisse im Atelier und der Repräsentationsmöglichkeiten in einer Galerie auf grundsätzliche Rahmenbedingungen von Kunstproduktion.
(aus: Einladung)
