Das Projekt „schwarmlinie“ (dieser Titel stammt aus dem Vokabular eines 1911 für Offi ziere der k. u. k. Armee herausgegebenen „Taktischen Handbuches“ zur Kriegsführung) stellt eine Fortsetzung meines 2014 präsentierten Projektes „feuerlinie“ dar, dessen Ausgangspunkt Georg Trakls späte Texte waren.
Auch für „schwarmlinie“ habe ich unterschiedliche vorgefundene Materialien dem mir eigenen künstlerischen Untersuchungs- und Verwandlungsprozess ausgesetzt. Daraus ist ein Komplex von mehreren assoziativ miteinander verbundenen Bildern in verschiedenen Techniken entstanden. In einer gleichsam imaginären Ortserkundung habe ich einen Fokus meiner Arbeit auf den Ort gerichtet, an dem Trakl gestorben
ist: das Garnisonsspital in Krakau, insbesondere sein Zimmer, das Ludwig Ficker in „Der Abschied“ so eindringlich beschrieben hat.
Einen weiteren Fokus habe ich auf das Bild gerichtet, das sich spätere Generationen von der Zeit des Ersten Weltkriegs gemacht haben, indem ich zum Beispiel Filme, deren Handlung in diese Zeit fällt, vom Fernseh-Bildschirm abfotografi ert und weiter verarbeitet habe.
Für mich ging es innerhalb dieses Arbeitsprozesses auch um die Frage, was für bruchstückhafte und mehrfach gefi lterte (Bild-)Erzählung uns zur Verfügung steht, aus der wir im Nachhinein eine Lebensgeschichte, aus der wir unsere Geschichtsschreibung überhaupt (re)konstruieren.
Milena Meller, 2017
[Quelle: E-mail Einladung]
