Gastvorträge
Monika Rinck
Institut für Sprachkunst, Institut für Sprachkunst
2021W, 1.0 ECTS, 1.0 SemStd., LV-Nr. S03940
Beschreibung
GASTVORTRAG: Elisabeth Schäfer
TRAUM: SCHREIBEN. ÄSTHETISCHE ERKENNTNIS & LITERARISCHE PRODUKTION.
02.Dezember 2021, 16:30 bis 19:30 Uhr. VIA ZOOM.
Die Frage der Wahrheit der Künste, des Eigensinns ästhetischer Urteile oder des künstlerischen Denkens gehören zu den Grundthemen der philosophischen Ästhetik. Sie erfahren heute, vor allem im Zeichen des „artistic research“ eine neue Aktualität. Das betrifft alle gestalterischen und künstlerischen Formate: von Tanz und Performance, Medienkünsten, Installation, Film, zeitgenössischer Musik, schließlich auch, um sie nicht (erneut) zu vergessen: die Literatur. Damit ist die Frage nach der Rolle und Beziehung ästhetischen Denkens zu den verschiedenen Wissenschaften ebenso aufgeworfen wie nach der historischen Verschiedenheit ästhetischer Konzepte mit Blick auf Interkulturalität und der Stellung und Bedeutung des Ästhetischen in anderen als westlichen Kulturen. Jede Thematisierung der spezifischen epistemischen Kraft der Künste wirft darum gleichzeitig immer auch das Problem ihrer Bedingungen, ihrer Grenzen wie auch ihrer Kritik und Gültigkeit auf, wie es international im Feld der Künste besonders am Beispiel der „künstlerischen Forschung“ und ihrer Formate diskutiert wird. Der Vortrag nimmt dies als Ausgangspunkt für eine Neubesichtigung ästhetischer Erkenntnis. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die psychoanalytische Rahmung ästhetischer Prozesse im Schreiben. Anhand einer kurzen Relektüre von Freuds „Traumdeutung“ im Kontext philosophischer Begriffsbildung und literarischer Fiktion, legt der Vortrag eine psychoanalytisch motivierte Grundlage. Die Traumdeutung ist vor allem deshalb wichtig, weil Freud rekonstruiert, auf welche Weise im Traum Bedeutung hergestellt wird. Er fragt, wie Bedeutung erzeugt und transformiert wird, er rekonstruiert die Mechanismen der Traumarbeit – Verschiebung und Verdichtung – und schließt von Form, das heißt der Art dieser Mechanismen, auf die Struktur des psychischen Apparates. In einem zweiten Schritt wendet sich der Vortrag Jacques Derridas Rede zur Verleihung des Adorno-Preises (Fichus) zu, in der er die Möglichkeit, die produktive Differenz von Philosophie und Dichtung neu in den Blick zu nehmen, gerade in der Perspektive der Sprache des Traumes entfaltet. Schließlich widmet sich der Gastvortrag in einem dritten Teil explizit einer konkreten literarischen Form des Traum-Schreibens. Auch wenn Hélène Cixous ihr Schreiben sowohl von der Tradition der abendländischen Philosophie als auch von der ihrer Dekonstruktion differenziert lesen lassen möchte, so lassen sich insbesondere die für oder mit Jacques Derrida geschriebenen Texte als Versuche lesen, die besondere Relation von Literatur und Philosophie zu erschreiben. Hélène Cixous transformiert ihrerseits in der Faltung von Traum, Schreiben und Subjekt das Interesse der Psychoanalyse am Traum zu einem unendlichen Schreiben. Der sich unendlich schreibende Traum, der schließlich vielleicht der unendliche Herzschlag des Cixous’schen Literaturprojektes darstellt, dekonstruiert die Dichotomie von Literatur und Realität und öffnet sich aus der Spannung von Fixierung und Bewegung heraus anderen Texten. Hier liegt das poetische Potential des Traumes. Auch für die ästhetische Erkenntnis.
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GASTVORTRAG: Alexander Schellow
'OBJECTS IN THE MIRROR ARE CLOSER THAN THEY APPEAR'
ACHTUNG: Der VORTRAG wird ins SOMMERSEMESTER 2022 und findet
am 5. April 2022 um 16:00 Uhr im AUDITORIUM der VZA7 statt.
'Ein Mann betritt einen örtlichen Bahnhof durch eine Drehtür. In dem Moment, in dem er zufällig einen bestimmten Winkel erreicht, sieht er sich selbst in der Spiegelung des Glases, überprüft sein Haar und macht eine Geste, um es in Form zu halten. Zwei Personen, eine Frau und ein weiterer Mann, die ihm direkt folgen, wiederholen die Geste. Eine dritte Person, die etwas später und in einigem Abstand zu ihnen vorbeikommt, tut dies nicht. Hier ist das Glas kein Spiegel mehr, sondern wieder durchsichtig. Eine andere Situation: Sie sitzen im Publikum einer Performance. Plötzlich verstummt das sehr subtile, kaum wahrnehmbare Geräusch der Heizungsanlage im hinteren Teil des Raumes - aus welchem Grund auch immer. Ohne eine bewusste Entscheidung wird die Aufmerksamkeit der/s Anwesenden durch die augenblickliche Stille freigesetzt. Sie wird gebunden vom "Klick-Klick" eines abkühlenden Bühnenlichtes über dem Zuschauerraum, das zwei Sekunden zuvor ausgeschaltet worden war.'
Alexander Schellow interessiert sich für Zusammenhänge von Raum, Wahrnehmung und Handeln im Grenzbereich zwischen künstlerischer und wissenschaftlicher Recherche. Seine Arbeit umkreist u.a. die Frage der Möglichkeit einer Bearbeitung/ Dokumentation von räumlicher Aufmerksamkeitsverteilung oder Orientierung.
Seit 1999 entwickelt er eine kontinuierliche Praxis, deren Basis Verfahren einer Raumverschriftlichung durch zeichnerische Erinnerungsrekonstruktion bilden. Diese münden in unterschiedliche Formate, die sich oft über lange Zeiträume und teils ortsbezogen entfalten: es entstehen Zeichnungsserien, Animationen/Filme, Archive, Installationen, Lectures, Performances oder Texte.
Ausgangspunkt der Auseinandersetzung ist dabei, dass jeder Raum, den wir möglicherweise wahrnehmen und mit dem wir uns auseinandersetzen können, immer bereits eine komplexe und in sich relationale Konstellation mehrerer Aspekte ist. Es handelt sich um einen konkreten Kontext einer ganz spezifischen Materialität und eines verkörperten Wahrnehmenden. Beide sind voneinander abhängig. Verwoben mit anderern Akteuren und Objekten schaffen sie die Bedingungen, die die Art und Weise bestimmen, wie Welt je spezifisch konstruiert wird, zum Beispiel durch die Lenkung von Aufmerksamkeit. Oder: Sie ziehen die Grenzen ,die unsere tatsächlichen Wahrnehmungs- und Handlungsfähigkeiten lenken, beeinflussen und begrenzen. Wegen dieser Auswirkungen auf Wahrnehmung und Handlung ist die Frage nach Verschriftlichung, Analyse und Intervention immer zugleich eine politische und ästhetische Frage - sowohl in der Feldforschung im öffentlichen Raum als auch bei der Nutzung des gerahmten Raumes beispielsweise einer Black Box oder eines White Cube.
Prüfungsmodalitäten
Pro Semester werden zwei Gastvorträge angeboten. Für die erfolgreiche Absolvierung ist Anwesenheit bei BEIDEN erforderlich (Beurteilung mit „mit Erfolg teilgenommen“ bzw. „ohne Erfolg teilgenommen“).
Termine
02. Dezember 2021, 16:30–19:30, „Der Vortrag findet via ZOOM statt. “ (Gastvortrag)
13. Jänner 2022, 16:00–17:00 ZOOM , „Pflichtveranstaltung für Master-Studierende Sprachkunst “ (Vorbesprechung)
LV-Anmeldung
Von 15. August 2021, 00:00 bis 30. September 2021, 23:59
Per Online Anmeldung
Studienplanzuordnung
Sprachkunst (Master): Gastvorträge: Gastvorträge 1-4 570/004.01
Mitbelegung: nicht möglich
Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: nicht möglich