Wind! Vom ästhetischen Nutzen der Bewegung der Luft

Sammelband

Autor*in

Christoph Blocher, Stella Maria Chupik, Anna Katharina Draxl, Helene Eisl, Claudia Geringer, Levi Simeon Knoll, Rebecca Zuhe Wendeborn, Vivian Virginia Zech

Herausgeber*innenschaft

Verlag, Ort, Datum

Universität für Angewandte Kunst Wien, Wien, Österreich, 2021

Schlagwörter

Bildende Kunst, Kulturgeschichte, Kulturwissenschaft, Wind

ISBN/ISSN/ISMN, DOI

Text

Wind bewegt – die Dinge, die in den Wind geraten, ebenso wie die Gedanken der Menschen: Keine Kultur, die sich nicht über ihn Gedanken machte, keine Zeit, die nicht versuchte, das Phänomen Wind in Bilder und in Worte zu fassen. Zugleich berührt der Wind – er ist, wenngleich unsichtbar, sinnlich erfahrbar, und er berührt, indem er Stimmungen vermittelt: Stürme, Flauten, Turbulenzen. Der Wind erzählt vom Aufbruch wie vom Untergang, von Kontrolle und Chaos, über die Erfahrung des Windes wird bildlich wie sprachlich ein atmosphärisch gestimmter Raum erzeugt. Quer durch die Zeit und durch alle Kulturen faszinieren die unterschiedlichen ästhetischen und technischen Möglichkeiten, die Wind – die bewegte Luft – eröffnet: Das Spektrum reicht vom Flugdrachen bis zur Fahne, von der atmosphärischen Eisenbahn bis zu Windmühlen, vom Wetterhahn bis zu ästhetisch autonomen Installationen und Skulpturen, die den Wind als Motor der Bewegung nützen. Seit mehreren Jahren ist dem Wind, seiner Geschichte und Gegenwart an der Universität für angewandte Kunst ein Forschungsschwerpunkt gewidmet, er wird durch künstlerische und kulturwissenschaftliche Lehrveranstaltungen, durch Workshops und durch Forschungsprojekte realisiert. Dem Thema Wind wird schließlich im März 2022 in Kooperation mit dem KUNST HAUS WIEN eine Ausstellung gewidmet. Die Beiträge im vorliegenden Band gehen auf mehrere Seminare der letzten Jahre zurück, die wir zum Teil gemeinsam geleitet haben. Der Band umfasst dabei sowohl künstlerische als auch kulturwissenschaftliche Arbeiten, die in diesen Lehrveranstaltungen entstanden sind. Die künstlerischen Arbeiten entstanden im Seminar Wind. Luft in Bewegung, das vom Wintersemester 2017/2018 bis zum Sommersemester 2020 angeboten wurde und an dem hauptsächlich Student*innen der Studienrichtung Kunst und Kommunikative Praxis teilnahmen. Neben der Auseinandersetzung mit kunst- und kulturgeschichtlichen Aspekten des natürlichen und des künstlichen Windes stand die Entwicklung und kritische Diskussion der künstlerischen Arbeit der Student*innen zum Thema bewegter Luft (Wind, Atem, …) im Vordergrund. Es wurde dabei kein künstlerisches Medium vorgegeben. Dieser Band zeigt zahlreiche im Seminar entstandene Arbeiten, die in unterschiedlichen Medien, wie Zeichnung, Video, Fotografie, Installation, Objekt, (pneumatische) Skulptur, Intervention und Klang, ausgeführt sind. Die acht Textbeiträge entstanden im Wintersemester 2020/2021 im Rahmen des ersten Projektgebundenen Seminars des neu etablierten Masterstudiums für Kunst- und Kulturwissenschaften an der Angewandten. Sowohl das Seminar als auch das Studium starteten unter den durch die COVID19-Krise bedingten schwierigen Bedingungen und mussten weitgehend im Distanzmodus absolviert werden. Nach drei einführenden Vorträgen zur Kultur- und Motivgeschichte des Windes, zu den technischen Utopien der Windnutzung und zur Darstellung des Windes in der bildenden Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts entwickelten die Student*innen für ihre Essays selbständig eigene Problemstellungen und Themen. Das Spektrum der vorgelegten Arbeiten ist breit: Es reicht von Analysen der Windmetaphorik im politischen Diskurs, im Film und in der Musik bis zur kritischen Betrachtung des Motivs in der Kunst- und Kulturgeschichte, von der Analyse der Funktion des Windes in der Kunst bis zur Windästhetik in der Gegenwart. Alle hier versammelten acht Autor*innen sind (bzw. waren) Student*innen des Masterstudiums für Kunst- und Kulturwissenschaften in ihrem ersten Semester. Dass wir diese künstlerischen und kulturwissenschaftlichen Arbeiten nun gemeinsam präsentieren, markiert auch eine bestimmte Position unserer Auffassung vom Verhältnis von Kunst und Wissenschaft. Wir verstehen sie als zwei getrennte Sphären des Begreifens und Erkennens, die nicht ineinander übergehen bzw. ineinander zerfließen sollen. Das Ziel wie die Methoden der Erkenntnisgewinnung sind grundlegend unterschiedlich, eine Aufhebung der methodischen wie epistemologischen Grenzen zwischen den beiden Sphären erscheint uns weder realistisch noch wünschenswert. Dennoch zeigt sich aber gerade an einer Kunstuniversität mit traditionell fest verankerten Theoriefächern, dass die thematische, materielle und räumliche Nähe beider Sphären eine besondere Form von Reibungsenergie erzeugen kann, die für die Arbeit von Künstler*innen wie Wissenschaftler*innen grundlegend ist. Die grundlegende Differenz von Kunst und Wissenschaft wird hier nicht beseitigt, sondern versucht, sie in eine ideale Gesprächsposition zu bringen und auf diese Weise die Differenz produktiv zu machen. Das Buch dokumentiert einen Versuch in diese Richtung. Wir haben vielen für vielfältige Unterstützungen und großzügige Hilfen zu danken. Im Besonderen gilt unser Dank Gerald Bast (Rektor), Barbara Putz-Plecko (Vizerektorin für Forschung), Barbara Praher (Koordination Masterstudium Kunst- und Kulturwissenschaften), Monika Kaczek (Abt. Kulturwissenschaften), P. Michael Schultes, der mit seinem Wissen zur Pneumatik und aufblasbaren Objekten für das künstlerische Seminar stets enthusiastisch zur Verfügung stand, unser Dank gilt vielen Kolleg*innen, die uns mit unzähligen Hinweisen auf Quellen begleitet und ermutigt haben, Julia Boog-Kaminski, Fanny Esterházy, Verena Kaspar-Eisert und Christoph Winder für ihre detaillierte Textkritik, Claudia Geringer für das Korrektorat und Lektorat, Michael Karner für Grafik und Layout und natürlich zu allererst: den Künstler*innen und Autor*innen dieses Buches.

Beschreibung

Mit künstlerischen Beiträgen von Selina Doller Jasmin Dorfer Caterina Egenhöfer Verena Faißt Lena Feitl Ana Grilc Theresia Heichinger Elisabeth Hörler Luisa Hübner Benjamin Kauer Magdalena Kernegger Katharina Kugler Clemens Miggitsch Leonhard Pill & Peter Wetzelsberger Rosanna Röttl Lydia Simon David Stefanek Anja Voglsam

Veröffentlicht Von: Liddy Scheffknecht | Universität für Angewandte Kunst Wien | Veröffentlicht Am: 09. Mai 2022, 11:31 | Geändert Am: 24. November 2022, 09:08