Von Mann zu Mann: Puristische Hypermaskulinität, heterosexuelle Homoerotik und der Körper als identitätsstiftendes Konsumprodukt in Fight Club (David Fincher, USA 1999)

Masterarbeit

Ort, Datum

Universität für angewandte Kunst in Wien, Wien, Österreich, Online, 12. Februar 2023

Schlagwörter

Film, Text, Fight Club, Feministische Filmanalyse, Maskulinität, Männlichkeit, Homoerotik, Heterosexualität, Faschismus, Antifeminismus, Mannosphäre, Incels, MGTOW, Kapitalismuskritik, Konsumkritik, Kultfilm

Abstract

Fight Club von David Fincher (USA 1999) erzählt von der Zerbrechlichkeit misogyner Männlichkeit und veranschaulicht ihre kläglichen Versuche, sich vor scheinbar alles einnehmender, infektiöser Femininität zu schützen, indem sie sich zum Zweck ihrer Reinhaltung in homosoziale Sphären zurückzieht. Was in unterschiedlichen Rezeptionen des Filmes als machoide Gewaltpornografie oder verdrängte Homosexualität interpretiert wird, lässt sich auf eine satirische Darstellung des obsessiven Kreisens um die eigene, bedroht verstandene Maskulinität zurückführen – eine Endlosschleife, die zu einer immer exzessiveren Übersteigerung dieser führt und die den gestählten, männlichen Idealkörper zur identitätsstiftenden Ikone erhebt, deren Einverleibung eine Intensivierung der eigenen Virilität verspricht. Die daraus resultierende Homoerotik untergräbt keineswegs die heterosexuelle Normativität des Erzählers, sondern verleiht ihr zusätzliche Potenz, kraft derer er eine Armee an sich aufopfernden, uniformierten Männern um sich schart. Des Protagonisten Kritik an der Menschenverachtung des Konsumkapitalismus mündet dadurch schließlich in eine ebenso entmenschlichende Ideologie, während sein Alter Ego namens Tyler Durden entgegen seiner trügerischen Inszenierung keineswegs ein subversives Idol einer Revolution der Unterdrückten personifiziert, sondern vielmehr eine Warnung vor der verführerischen Anziehungskraft faschistischer Männerfantasien in einer einsamen, entfremdeten Gesellschaft repräsentiert.

Abstract

David Finchers Fight Club (USA 1999) recounts a tale of misogynistic manhood and illustrates fragile masculinity miserably attempting to protect itself from seemingly all-consuming, infectious femininity. The pursuit of purity leads to a withdrawal into homosocial spheres and what is interpreted as violent macho pornography or repressed homosexuality in different receptions of the film can be ascribed to a satirical depiction of the obsessive circling around one’s own masculinity, which is conceived to be threatened. Trapped in this cycle revolving around one’s own manliness, it thus becomes an increasingly more excessive exaggeration of itself, inevitably elevating the steeled, idealized male body to an identity-endowing icon that promises increased virility by assimilation. The consequent homoeroticism poses no subversion to the narrator's heteronormativity, but instead provides additional potency by virtue of which he gathers around him an army of self-sacrificing, uniformed men. The protagonist’s critique of consumer capitalism's contempt for humanity thus ultimately results in an equally dehumanizing ideology. Despite his delusive presence, his alter ego Tyler Durden by no means personifies a subversive idol of a revolution of the oppressed, but rather represents a warning against the seductive appeal of fascist male fantasies in a lonely, alienated society.

Sprache, Format, Material, Ausgabe/Auflage

Deutsch

Aktivitätenlisten

Veröffentlicht Von: Pascale Maxime Ballieul | Universität für Angewandte Kunst Wien | Veröffentlicht Am: 26. August 2023, 16:27 | Geändert Am: 30. August 2023, 14:30