Die Sinnlichkeit der Technik – The Senses & Technology

Tagungsbericht

Autor*in

Schönrich, Hagen

Ort, Datum

Berlin, Deutschland, 12. Juli 2013

Schlagwörter

Technikgeschichte, Kulturgeschichte, Kulturwissenschaft

Beschreibung

Beeinflusst von dem ‚iconic turn‘ der Geistes- und Kulturwissenschaften beschäftigte sich auch die Technikgeschichtsschreibung in den letzten Jahren verstärkt mit den visuellen Aspekten ihres Fachs. Dagegen fanden die verbleibenden Sinne – also die auditive, olfaktorische, gustatorische und taktile Wahrnehmung – weit weniger Beachtung. Doch gerade das Zusammenspiel aller fünf Sinne erscheint bei der Konstruktion, Produktion und besonders der Nutzung von Technik eine tragende Rolle zu spielen. Die diesjährige Jahrestagung der Gesellschaft für Technikgeschichte stellte nun genau diese bis heute wenig beschriebenen, sinnlichen Dimensionen von Technik in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen. Nach einer kurzen Begrüßung durch die Veranstalter führte STEFAN KREBS (Maastricht, NL) inhaltlich in das Thema ein. Dabei betonte er unter anderem das Verständnis von Sinnesfertigkeiten als „Körpertechniken“, welche auf vielfältige Weise mit Erfahrungswissen verschränkt seien und so auch zur Generierung von Gemeinschaft beitragen können. […] FLORIAN BETTEL und KARL WRATSCHKO (Wien, AT) präsentierten den Stummfilm „Die ideale Filmerzeugung“ von 1914, welcher die Filmproduktion mit Hilfe des neuen Mediums selbst veranschaulichte. Ausgehend von diesem Beispiel zeigten sie die besondere Situation der beginnenden „Filmzeit“, in der die Materialität des Mediums gegenüber dem visuellen Bild noch im Vordergrund stand. Die Kinobetreiber konnten die Filme in verschiedenen handwerklichen Ausführungen – Länge, Farbgebung, auch inhaltlicher Zuschnitt – bestellen und bezahlten zumeist in Metern. Jede Filmkopie stellte also ein Original dar. Danach referierte SONJA PETERSEN (Stuttgart) über die Veränderung des Musikinstrumentenbaus im 19. Jahrhundert. Trotz weitgehender Mechanisierung und Rationalisierung – die Manufakturen verloren mit wenigen Ausnahmen ab 1830 sukzessive an Bedeutung – behielt sich das Gewerbe ein tradiertes, leiblich an die Person des Meisters gebundenes Erfahrungswissen, welches auf akustischen und haptischen Signalen und somit auf einer sinnlichen Wahrnehmung der Werkstoffe und Arbeitsprozesse beruhte. Der Arbeitsalltag war durch eine Kombination von formalisiertem Wissen und ‚working knowledge‘ bestimmt. In der anschließenden Diskussion wurde unter anderem Michael Polanyis in der Wissensgeschichte populäres Konzept des ‚tacit knowledge‘ kritisch diskutiert und angeregt, den Begriff einfach als „Können“ zu übersetzen.

Sprache, Format, Material, Ausgabe/Auflage

Deutsch

Aktivitätenlisten

Mediendateien

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Veröffentlicht Von: Florian Bettel | Universität für Angewandte Kunst Wien | Veröffentlicht Am: 09. Mai 2022, 11:48 | Geändert Am: 10. Mai 2023, 11:29