Abstract
Als jemand, der sich bereits seit vielen Jahren mit künstlich bewegter Luft beschäftigt, die gemeinhin als konkurrierende Technik zur Elektrizität angesehen wird, möchte ich im Folgenden auf ein Gebäude im Zentrum Wiens eingehen, das viel eher davon zeugt, dass Pneumatik und Elektrizität historisch gesehen komplementär zueinander stehen.
Die k.k. Telegraphen Centrale am Börseplatz 1 wurde Anfang der 1870er Jahre als Hülle für den zentralen Ort des Staatstelegrafen des Habsburgerreiches konzipiert und errichtet. Darin fanden die unterschiedlichsten Apparaturen Platz, die den Betrieb der elektrischen Telegrafie ermöglichten, sowie die Menschen, ohne die diese Technik nicht denkbar war.
Der Staatstelegraf war ein großes Infrastrukturunternehmen, das höchste wirtschaftliche und militärische Relevanz hatte, dem Handelsministerium untergeordnet war und mit der neuen Zentrale auf den aktuellen Stand der Technik gehoben werden sollte.
Die Errichtung der neuen Telegraphenanstalt erfolgte in den Jahren 1870 bis 1873. Die Entwürfe stammten vom Wiener Architekten Josef Winterhalder , die Ausführung durch den in Wien tätigen Baumeister Edmund Kaiser.
Der Neubau wurde notwendig, da die bisher bestehenden Telegraphenzentralen in der Herrengasse, im Palais Modena, und dem späteren Büro in der Renngasse (ab 1861) nicht mehr für den gestiegenen Telegrafenbetrieb ausgelegt waren. Die Architektur folgte zum einem dem dominierenden Historismus der Ringstraßenära und zum anderen den technischen Erfordernissen der Telegrafie.
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Abbildung: Michael Frankenstein & Comp. (Fotoatelier), 1., Börseplatz 1 - ehemalige K.K Telegraphen-Anstalt (Reproduktion), nach 1873 (Aufnahme), Wien Museum Inv.-Nr. 78079/658/1, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/136485/)
Organisers/Management
Österreichische Akademie der Wissenschaften
,
Stuhlpfarrer, Anna
,
Kurdiovsky, Richard