Totalitäre Klänge
Artist
Curator
Date, Location
- 13 May 2016–13 August 2016 Johanniterkirche, Feldkirch, VO, Österreich (Johannitterkirche)
Keywords
Fine Arts, Installation, Media Art, Spatial Installation, Sculpture
Text
Eine überdimensionale schwarze Box pendelt bedrohlich durch das Kirchenschiff. Nicht ihre Größe macht sie unerträglich, sondern ihr unglaublich durchdringendes Geräusch. Ein tiefes, dumpfes Dröhnen, dem man sich nicht entziehen kann.Der Besucher wird mit allen Sinnen Teil einer stehenden Schallwelle, die ihmsozusagen aufgedrückt wird. Das Pendel interagiert mit einer kreisförmigenAnordnung von 28 Marschtrommeln, die computergesteuert den Befehl „Auf in den Krieg“ geben. Die Federn der Snare Drums beben. Kritische Fragen zum Zusammenhang von Macht, Politik und Klang sind. Ausgangspunkt der eigens für die Johanniterkirche konzipierten Installation des Sound-Bildhauers Karl Salzmann. Mit dem Titel „Totalitäre Klänge“ stellt der Künstler bewusst den Bezug zu aktuellen gesellschaftlichen Themen her. Es geht um einen symbolischen und metaphorischen Verweis auf die Auswirkungen totalitärer Machtsysteme. Karl Salzmanns Ausdrucksform ist der Klang im Raum, der nur im Hier und Jetzt unmittelbar zu spüren ist. Für Thomas D. Trummer, Direktor des Kunsthaus Bregenz, spricht hier die pure Macht. „Der Nacken zittert. Der Schädelknochen vibriert. Die Klänge verletzen unser körperliches Immunsystem. Wir fürchten, dass sie etwas anrichten. Es ist, als ob unser Gehör nicht mehr zählt, als ob unser ganzer Körper zur schwingenden Membran wird.“ Hintergrund für die Installation in der Johanniterkirche ist die Forschungsarbeit von Karl Salzmann, in der er sich mit dem Klang als Waffe und Mittel zur Unterdrückung beschäftigt. Beispiele dafür sind die Dauerbeschallung mit K-Pop im Nord-/ Südkorea-Konflikt sowie die Foltermethoden amerikanischer Behörden an Inhaftierten in Guantanamo, die mit Musik à la “Born in the USA” von Bruce Springsteen über Stunden hinweg beschallt wurden. Der stehende Ton, der die Johanniterkirche beherrscht, ist kaum auszuhalten. Die Augen können wir schließen, aber diesem monströsen Klang sind wir ausgesetzt. Es bleibt nur die Flucht, wenn man sich nicht selbst quälen will. Odysseus lässt sich von seinen tauben Gefährten an den Mast des Schiffes fesseln, um sich vor den Klängen der Sirenen zu schützen. Nur so kann er der lebensbedrohlichen Verführung standhalten. Thomas D. Trummer sieht in der Klangskulptur von Karl Salzmann eine installative Auseinandersetzung mit derselben Thematik. Auf den Punkt gebracht: „Es geht darum in einem Kunstwerk zu zeigen, wie wir hörig werden.“ Text (c) Karin Guldenschuh
Opening
2015-05-13
Location
Address
- Johanniterkirche, Feldkirch, VO, Österreich
- Marktplatz 2
- 6800 Feldkirch
- Österreich
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