Begrüßung und Note of the Day
Lecturer
Date
- 21 November 2025–22 November 2025 Universität für angewandte Kunst in Wien, Wien, Österreich
Keywords
Cultural Studies, Research Policy, Science and Technology Policy
Beschreibung
Im Jahr 2012 übernahm der Wissenschaftsverlag Elsevier das dänische Softwareunternehmen Atira und mit diesem eine Webapplikation namens „Pure“. Die Software hat seither höchst erfolgreich Einzug in Universitäten auf der ganzen Welt gehalten. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden von ihren Dienstgeber:innen bzw. Fördergeber:innen dazu angehalten, laufend die von ihnen verfassten Studien, ihre Vorträge, Mitgliedschaften und Gutachten in Pure einzuarbeiten. Das Eintragen stellt sich dabei durchwegs aufwendig dar: Titel, Mitautorinnen und Autoren, Ort und Zeitpunkt, Kooperationspartner:innen und Verlage müssen erfasst werden. Sobald die Daten eingetragen wurden, gehören sie auch schon nicht mehr den eintragenden Personen, auch nicht den Autor:innen, sondern sie wandern zuerst an die jeweilige Institution. Zwar können auch Daten als „privat“ markiert werden, eine kleingedruckte Information am Ende des digitalen Formulars weist aber darauf hin, welche Nutzer:innengruppen dennoch Zugriff auf die Informationen haben. Letztlich aber gehen alle Daten an Elsevier. Nun könnte man meinen, dass der Verlag naturgemäß Interesse daran hat, Informationen über den aktuellen Stand der Wissenschaft zu haben, um zu lernen, welche Forschungsfelder gerade welche Themen behandeln, um den Autor:innen entsprechende Angebote des Publizierens zu machen. Damit endet es aber nicht. Die Deutsche Forschungsgesellschaft hatte die Praktiken der drei großen Wissenschaftsverlage bereits 2021 in einer Stellungnahme scharf kritisiert, eben weil es sich nicht mehr lediglich um „Verlage“ handelte. Viel lieber bezeichnen sie sich mittlerweile in ihren Selbstdarstellungen in den Geschäftsberichten für Aktionär:innen und auf ihren Webseiten als „Unternehmen für Informationsanalysen“. Die Muttergesellschaft von Elsevier, RELX, besitzt die Zitationsdatenbank Scopus, aus der sich der Science Citation Index (SCI) errechnet. Der SCI, so lautet das Versprechen, bildet die Leistung der vom Index erfassten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ab, je nachdem in welchem Journal man publiziert, für das wiederum ein SCI errechnet wird. Der SCI entscheidet, in den wissenschaftlichen Disziplinen, die an diesen glauben, über Karrieren der Forscher:innen, über Berufungen und die Vergabe von Forschungsgeldern. Universitäten, Bibliotheken und Wissenschaftsfonds zahlen hohe Summen, um auf Scopus zugreifen zu können, um die Daten abzurufen, die die – oftmals prekär arbeitenden Wissenschaftler:innen – unentgeltlich eintragen. Und das in die Software Pure, die ebenfalls von Elsevier zugekauft wird. Ein geniales Geschäftsmodell. Elsevier hat es – ähnlich wie Tom Sawyer – geschafft, eine leidvolle Arbeit an andere weiterzuverkaufen, die die Tätigkeiten dann durchführen. Im Jahr 2023 erwirtschaftete Elsevier mit diesem Geschäftsmodell einen Gewinn (sic) in der Höhe von rund 2,8 Milliarden Pfund – dies entspricht rund der Hälfte des Budgets, das der Staat Österreich in diesem Jahr gesamt in Wissenschaft und Forschung investierte. […]
Title of Event
Sharing*Teilen. Physische, digitale und phygitale Felder der Forschung zu Kunst und Bildung in Gemeinschaft
Organisers/Management

Location
Address
- Universität für angewandte Kunst in Wien, Wien, Österreich
- Oskar-Kokoschka-Platz 2
- 1010 Wien
- Österreich
Associated Media Files
Image#1
Image#2
Image#3

