Kunst- und kulturwissenschaftliches Kolloquium

  • Der Streit
Teaching

Organisers/Management

Universität für Angewandte Kunst Wien , Anna Margareta Spohn , Helmut Draxler

Date

  • 01 March 2023–01 July 2023 Universität für angewandte Kunst in Wien, Wien, Österreich

Keywords

Art Theory, Philosophy, Cultural Studies

Text

Der Streit (Helmut Draxler gemeinsam mit Anna Spohn und Gästen) Das Kolloquium dient in erster Linie dem gemeinsamen Erarbeiten von übergreifenden thematischen und methodischen Fragen. Insbesondere soll das Kolloquium die Themenwahl und die Konzentration auf eine bestimmte Problem- oder Fragestellung begleiten. Beispielhaft hierfür werden wir uns mit dem Thema des Streits beschäftigen. Streit steht heute für ein elementares Moment der politischen, medialen und akademischen Kultur. Er wird – gegenüber der konsequenten Streitvermeidung in disziplinarisch ausgerichteten Kulturen - zunehmend positiv bewertet, und ist doch in seinen negativen Folgen oft unabsehbar. Ob als Meinungs-, Glaubens- oder Beziehungsstreit, ob als politischer Kampf oder gar als Krieg verstanden, stets scheinen sich innere und äußere Konflikte ebenso schwer voneinander abgrenzen zu lassen wie die jeweils damit verbundene Wahrheitssuche von der bloßen Durchsetzung von Interessen. Der Streit scheint mithin unmittelbar mit unseren Vorstellungen von Subjektivität und Autonomie zu tun zu haben; die Fähigkeit zu streiten markiert ein Existenzideal, das der Notwendigkeit zur individuellen Positionierung in den akademischen, künstlerischen, medialen oder politischen Feldern entspricht. Streit kann sachlich wie unsachlich oder polemisch bis hin zur Degradierung der widerstreitenden Positionen reichen; er kann konsensorientiert oder pur konfrontativ ausfallen. Er entwickelt seine eigene Logik zwischen Eskalation und Deeskalation. Seine dominante Wahrheit scheint darin zu bestehen, dass er nur mehr vorübergehend ausgesetzt werden kann; alles andere verfiele dem Verdikt von falscher Versöhnung, Anpassung oder Selbstpreisgabe. Mithin scheint der Streit tatsächlich eine onto-anthropologische Dimension angenommen zu haben, die jede ethische Reflexivität aussetzt. Damit untergräbt er jedoch seine eigene Potenzialität. Das heißt, der Streit braucht als Streit ein Moment des Unstrittigen und damit der Reflexion über seine eigene Form ebenso wie über die jeweilige Motivation, die in antreibt. Nur so kann er seiner eigenen Kulturalisierung widerstehen. Literatur: Judith Butler, Kritik der ethischen Gewalt, Frankfurt am Main (Suhrkamp) 2003. Donald Kagan, Charles D. Hamilton, Peter Krentz (Hg.), Polis and Polemos: Essays on Politics, War, & History in Ancient Greece. In Honor of Donald Kagan, New York (Regina Books) 1997. Jean-Francois Lyotard, Der Widerstreit, München (Wilhelm Fink) 1989. Jacques Rancière, Das Unvernehmen, Frankfurt am Main (Suhrkamp) 2002. Ernst Bloch, Kampf, nicht Krieg: Politische Schriften 1917 – 1919, Frankfurt am Main (Suhrkamp) 1986. Arthur Schopenhauer, Eristische Dialektik: Die Kunst, Recht zu behalten. Kunst des Streitens, Kunst des Disputierens (ca. 1830), e-artnow, 2014. Max Scheler, Das Ressentiment im Aufbau der Moralen (1912), Frankfurt am Main (Klostermann) 2004.

Lecturers

Anna Margareta Spohn , Helmut Draxler

Location

Address

  • Universität für angewandte Kunst in Wien, Wien, Österreich
  • Oskar-Kokoschka-Platz 2
  • 1010 Wien
  • Österreich

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Published By: Anna Margareta Spohn | Universität für Angewandte Kunst Wien | Publication Date: 01 February 2024, 07:44 | Edit Date: 05 February 2025, 11:11