Zugehörigkeiten in Bewegung – Eine ludische Intervention im Wiener Gemeindebau

Abstract

Das „Bewegte Wohnzimmer“ im Reumannhof im Fünften Wiener Gemeindebezirk nutzte Bilder und Erzählungen von Zugehörigkeiten, um Gruppen von Menschen zu formieren, Grenzen zu ziehen und zu verschieben sowie eigene Narrative zu schaffen und in Frage zu stellen. Der Raum, in dem dies stattfand, war inszeniert, hochtechnisiert und in dem signifikanten Gemeindebau des Roten Wiens ein Fremdkörper. Die Mitspielenden, untereinander zumeist völlig unbekannt, konnten sich dem „als ob“ im Zauberzirkel unterwerfen und sich für einen ludischen Moment als besondere Form der Kollektivität finden. Das „Bewegte Wohnzimmer“ war Teil eines mehrjährigen Forschungsprojektes und Experiment zugleich. Vor dem Hintergrund der Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien im Jahr 2010 und der medialen Zuspitzung auf ein Duell zwischen den regierenden Sozialdemokrat:innen und der oppositionellen extremen Rechten fragte das Projekt nach der politischen Mobilisierung von Zugehörigkeiten im Wiener Gemeindebau. Im „Bewegten Wohnzimmer“ sollten erste Ergebnisse aus der Feldstudie getestet und gemeinsam mit den Bewohner:innen Kritik daran geübt werden. Der Vortrag stellt das experimentelle Set-up vor, geht auf Ergebnisse ein und kontextualisiert das Forschungsprojekt zeithistorisch. Der Frage, wie sich Spiel, das nach Johan Huizinga immer unproduktiv und in sich sinnstiftend ist, in ein Forschungsdesign übertragen lässt, wird an konkreten Auszügen aus den Gesprächen nachgegangen.

Organisers/Management