Das Rohe und der Code.

  • Zu den Verkörperungsbedingungen des Cinéma Brut.
Speech

Date

  • 18 January 2007–21 January 2007 Bremen (Deutschland)

Keywords

Arts, Media Research, Code

Beschreibung

Die Kategorie des „Rohen“, „Wilden“ und „Primitiven“ wurde von der bildnerischen Moderne wiederholt reklamiert. Im Kontext der Medienkunst hingegen ist sie neu. Zum Cinéma Brut zähle ich drei filmkünstlerische Praktiken: Den sogenannten Direct Film (vom kameralosen Film bis hin zum Handmade Film), die Expanded Cinema-Aktion und den Found Footage-Film. Ihnen ist u.a. gemeinsam, daß sie nicht zwingend einer Kamera bedürfen. Das Cinéma Brut mag zwar eine unmittelbare Wirkung auf den Körper des Publikums ausüben, definiert wird es jedoch durch seinen Herstellungsprozess, der sowohl den Körper des Künstlers/der Künstlerin als auch den materialen Filmkörper involviert. Christian Metz’ Filmolinguistik identifiziert filmische Materialität mit dem physischen Trägermaterial, der „Ausdruckssubstanz“, während Peter Wollens Theorie eines „politischen Gegenkinos“ die Forderung nach einer Semantisierung des Materials erhebt. Die spezifische Körperlichkeit des Cinéma Brut erschließt sich jedoch weder via Seinsbehauptung (Material „ist“), noch via Sinnbehauptung (Material „bedeutet“), sondern muß als prozessualer Akt verstanden werden, der dem, was das Material „tut“ oder was ihm „widerfährt“, Rechnung trägt. Ein Modell, das den Durchschlag des Performativen im Material zu fassen imstande ist, kann meines Erachtens aus Georges Batailles Entwurf des informe („Formlos-Werden“) hergeleitet werden. Diesem engen Ineinander von „informe“ und „(to) perform“ soll anhand von Beispielen aus der Filmavantgarde nachgegangen werden.

Title of Event

Wort und Fleisch. Kino im Spannungsfeld von Text und Körper

Organiser/Management

Universität Bremen
Published By: Gabriele Jutz | Universität für Angewandte Kunst Wien | Publication Date: 10 May 2022, 04:57 | Edit Date: 24 November 2022, 09:14