My F Club
Künstler*in
Datum, Ort
- 2021, Universität für angewandte Kunst in Wien, Wien, Österreich
Schlagwörter
Stickerei, Kreuzstich, Textilarbeit, Maskulinität
allgemeiner Text
Rituale der (Selbst-)Zerstörung. Nackte Haut. Ex-Bodybuilder mit testosteronbedingten Riesenbrüsten. Brad Pitt als ultimativer Porno. Der „Proto-Incel-Film“. Der „Anti-Incel-Film“. Ein Film über toxische Maskulinität, aus einem anderen Jahrtausend. Verschwitzte Körper, Muskeln, Blut. Stelle keine Fragen. Sprenge das Establishment. Verprügle deinen Vorgesetzten. Tausende Stiche in Stramin. Pixel um Pixel, Kreuz um Kreuz. Gesichter, die verschwimmen. Blicke, die sich in Richtung Brad Pitts bloßem Oberkörper richten. Punkte, die erst im Kopf zu einem Bild werden. Eine Generation an Männern, die von Frauen großgezogen wurde. Männer, die sich gegenseitig gefallen wollen. Männer in Online-Foren, die sich gegenseitig hinunterziehen. Amokläufe. Männer, die unter dem Patriarchat leiden, und diesem deshalb erst recht den Arsch lecken.
Beschreibung
Brad Pitt, durchtrainiert, verschwitzt, halbnackt und umringt von Männern, die mit dem Dunkel des Raumes verschwimmen. Verpixelt und in das Medium der Stickerei übertragen werden die Gesichtszüge der Figuren, die zum Teil ihre Konturen verlieren, unscharf – wohin wandern ihre Blicke, welches Begehren verraten sie? Chuck Palahniuk erzählt in dem Nachwort seines Romans Fight Club von seiner Rückreise nach Portland, während dieser sich ein Flugbegleiter zu ihm beugte und ihn bat, die Wahrheit zu sagen. Seine Theorie war, dass es in dem Buch überhaupt nicht um das Kämpfen ginge. Er war der Überzeugung, dass es eigentlich um schwule Männer ginge, die sich gegenseitig beim Sex in Dampfbädern beobachten. Der Autor antwortete, ja, was auch immer – und bekam dafür den ganzen Flug lang gratis Getränke nachgeschenkt (Palahniuk 2006:216–17). Ein Buch und eine gleichnamige Verfilmung, unzählige Interpretationen, zahlreiche Videoessays auf YouTube, duzende wissenschaftlichen Analysen, Myriaden an Blickwinkeln, durch die Fight Club über die Jahre hinweg betrachtet wurde. Kreuz für Kreuz nimmt das Bild für den stickenden Künstler an Form an. Im Hintergrund das dumpfe, harte Klatschen von Männerkörpern, die in ausgedehnten, ekstatischen Kampfszenen aneinanderschlagen. Stich für Stich. Schlag für Schlag. Und eine Frage hallt nach: Sieht so ein Mann aus?
Material, Format
Baumwollstickgarn, Baumwollstramin
Größe
31 x 24 cm
Aktivitätenlisten
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- Lukas Hof - Fotografie
Ort
Adresse
- Universität für angewandte Kunst in Wien, Wien, Österreich
- Oskar-Kokoschka-Platz 2
- 1010 Wien
- Österreich
Mediendateien
- Bild#1