Text
Zertrümmertes japanisches Imari, Splitter chinesischen Blau-Weiß-Porzellans, Scherben aus den Manufakturen in Meißen und Wien: ein Raum voller zerschlagenen Porzellans, säuberlich in Bahnen geordnet. Das kriegszerstörte „Scherbenzimmer“ im niederösterreichischen Schloss Loosdorf lädt ein, über Zerbrechlichkeit, Zerstörung und Rekonstruktion nachzudenken. In den Scherben manifestieren sich die globalen Netzwerke des ostasiatischen Porzellanexports seit dem 17. Jahrhundert und die kulturelle Aneignung und Nachahmung des Luxusguts in Europa. Um die bruchstückhaften Biographien nachzuzeichnen, haben Studierende des Masterstudiengangs Kunst- und Kulturwissenschaften im Rahmen des projektgebundenen Seminars Porzellan gegossen, zerschlagen und erneut geklebt, gelesen, recherchiert, dokumentiert und fiktionalisiert. Im Rahmen des Angewandte Festival 2021 von 29.06.–02.07.2021 präsentierten die Studierenden Projekte „bruchstückhaftes Wissen“ zur Ästhetik und Semantik von Scherben. Sie handelten von Zerstörung und Ikonoklasmus als Bestandteil der Kunst, von sprachlich-poetischen Aspekten des Fragments, von Materialtechnik und Wertediskursen und von unterschiedlichsten Zugängen zur Rekonstruktion und Restaurierung verstreut gefundener Reste. Mit Arbeiten von Fedra Benoli, Estrella Chupik, Anna Draxl, Helene Eisl, Claudia Geringer, Levi Knoll, Aykon Süslü, Dave Walker, Rebecca Wendeborn und Vivian Zech. Ein Projekt des MA Kunst- und Kulturwissenschaften, betreut von Eva Kernbauer (Kunstgeschichte) und Barbara Praher (Studienkoordination) in Kooperation mit Maria Wiala und Alexandra Zaitseva (Keramikstudio) und dem Institut für Konservierung und Restaurierung (Gabriela Krist, Johanna Runkel und Manfred Trummer, MAK).