INTRA SPACE
Vortragende*r
Datum
- 26. Juni 2020– Universität für angewandte Kunst in Wien, Wien, Österreich, Online
Schlagwörter
Performance, Machine Learning, New Materialism, Tanz, Raumforschung
Text
INTRA SPACE ist eine Experimentierzone, die eingerichtet wurde, um die diaphanen Beziehungen zwischen virtuellen Figuren, Menschen, technischen Geräten und Maschinen zu erforschen. INTRA SPACE kann als eine räumliche Umsetzung des theoretischen Konzepts der „Intra-Handlung“ gelesen werden, das von der Philosophin, theoretischen Physikerin und feministischen Wissenschaftlerin Karen Barad eingeführt wurde. Ihr philosophischer Rahmen des „agential realism“ betrachtet die Welt als eine dynamische, relationale Struktur, in der Intra-Aktionen als grenzbildende, materielle und diskursive Messungen in der Entfaltung von Materie und Bedeutung fungieren. INTRA SPACE erzeugt einen transformativen, differenzierten und belastbaren Entstehungsraum, in dem Apparate, menschliche Körper und digital konstruierte Figuren einander durchsichtig werden. Ein Sensorium für verkörperte Erfahrungen, wo architektonische Prozesse mit den Körpern der Apparate, des Virtuellen, der Ingenieure, der Besucher, der Maschinen und Kameras zusammenfallen. INTRA SPACE trägt der Instabilität und Unbestimmtheit als dynamischer, experimenteller Rahmen Rechnung. Es ermöglicht einen kritischen Blick auf die Potentiale des Digitalen und des Menschlichen zur gegenseitigen Verbesserung ihrer Funktionalität, ihrer Exposition in künstlichen und realen Räumen, ihrer sozialen Interaktion, ihrer Selbstwahrnehmung und ihres Wissens. Es bietet eine technische und konzeptionelle Infrastruktur, eine Disposition für die gleichberechtigte Begegnung von digitaler, maschineller und menschlicher Sensorik. Die daraus resultierende differenzierte Perspektive, die von einem einzigen Berührungspunkt bis hin zu einem Sinnesraum reicht, verhandelt den in Bewegung befindlichen Körper als unmittelbare, wahrnehmende Einheit im Verhältnis zu seiner Umgebung. * INTRA SPACE, künstlerisches Forschungsprojekt gefördert durch FWF/PEEK (AR299-G21) 2015-2017, ein Projekt unter der Leitung von Wolfgang Tschapeller, Akademie der bildenden Künste Wien. Christina Jauernik studierte zeitgenössischen Tanz an der Hogeschool voor de Kunsten Amsterdam, Choreographie und Praxis der bildenden Kunst am Dartington College of Arts (UK), Kunst und Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien sowie an der Universität der Künste Berlin. Sie ist Senior Scientist am Institut für Kunst und Architektur der Akademie der bildenden Künste Wien, wo sie derzeit promoviert. Seit 2012 arbeitet sie zusammen mit Wolfgang Tschapeller an künstlerischen Forschungs-, Ausstellungs-, Design- und Publikationsprojekten, u.a. Installation, Katalog „Hands have no tears to flow“ Österreichischer Pavillon/Biennale Venedig, Fine Arts Library an der Cornell University Ithaca, NY, Ausstellung „OSIRIS – World 1“ ORIS House of Architecture Zagreb, Vortragsreihe „What beings are we?“ und künstlerisches Forschungsprojekt „INTRA SPACE“ an der Akademie der bildenden Künste Wien sowie Herausgeberin der peer-reviewed Publikation „INTRA! INTRA! Towards an INTRA SPACE“, herausgegeben von Sternberg Press/Schriftenreihe Akademie der bildenden Künste Wien (erscheint 2020). 2019-2020 kuratiert sie gemeinsam mit Marina Gržinić und Sophie Uitz die Ausstellung „Geschichten von traumatischen Vergangenheiten“ im Weltmuseum Wien im Rahmen des künstlerischen Forschungsprojekts „Genealogie der Amnesie“. Ab 2021 wird sie zusammen mit Wolfgang Tschapeller und Vicki Kirby an dem künstlerischen Forschungsprojekt „Instabile Körper“ arbeiten. Anderssein (Dissertationsprojekt), eine körperliche Praxis. Korrespondenzen mit erratischen Körpern bieten eine kritische Lesart einer Art „vermittelten Intimität“ zwischen virtuellen, technisierten, maschinenhaften und anderen Wesen. Die Nähe und Diffusion mit dem technisch/virtuellen und dem (menschlichen) Körper, das gegenseitige Teilen und Pflegen ihrer Oberflächen, Konturen und Grenzen prägt sich im Alltag ein. Eine technische Infrastruktur, die während des künstlerischen Forschungsprojekts* INTRA SPACE entwickelt wurde, ermöglichte die Begegnung von Menschen und technisierten Wesen und diente so als Proberaum für eine gemeinsame physische Praxis. Durch das Wiederaufsuchen, Nachvollziehen und Erinnern dieser Proben werden die Grundlagen dieser physischen Praxis identifiziert und als ein System, wenn auch ein offenes, formuliert. Dies führt zu einem Archiv, das die Techniken, Grammatiken und Korrespondenzen zwischen diesen Wesen umfasst. Die Analyse und Interpretation des Archivmaterials soll darüber hinaus die Möglichkeit bieten, das Archivmaterial als Instrument zum Üben anderer Wahrnehmungsweisen zu nutzen, die von mehreren Augen, gemeinsamen und verschobenen Sinnen/Sensoren und ungewohnten Zeitabläufen geprägt sind. Dieser Prozess beinhaltet eine Kontextualisierung der verkörperten Form des Wissens mit Konzepten der Übersetzung, des Andersseins und des Diaphanen als Ausgangspunkte für die Diskussion von Formen der Positionalität, Präsenz und Aufmerksamkeit in Bezug auf die physische Praxis. Es geht um ein Gremium, das nur im Zusammenspiel mit anderen Gremien existiert und jederzeit zu einem anderen werden könnte. Wie verändert dieser Prozess der Verkörperung die Position, in der man sich in der Welt befindet und die Welt sieht? Wie verändert eine Wahrnehmung, die konstruiert, sprunghaft und vor allem geteilt ist, das Leben, die Bewegung und das Sprechen miteinander? * Tschapeller, Wolfgang. „INTRA SPACE, die Neuformulierung des architektonischen Raums als dialogische Ästhetik“ (2015-2017), künstlerisches Forschungsprojekt
Titel der Veranstaltung
WID Lectures
Veranstalter*in
Orte
Adressen
- Universität für angewandte Kunst in Wien, Wien, Österreich
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