Einleitung

Beitrag in Sammelband

Autor*innen

Florian Bettel , Mourão Permoser, Julia , Rosenberger, Sieglinde

Ort, Datum

Wien, Österreich, New York City, NY, USA, 2012

Schlagwörter

Kulturwissenschaft, Gemeindebau, Politikwissenschaften, Zugehörigkeit

Volltext

Wer ist und wer fühlt sich aufgrund welcher Kriterien und Bedingungen wozu und wohin zugehörig? Wer gilt aufgrund welcher Merkmale als nicht zugehörig? Durch welche Identifikationsprozesse werden in Einwanderungsgesellschaften in- und out-groups konstruiert? Welche Rechte und Möglichkeiten gehen mit formalisierten Formen der Zugehörigkeit (z.B. Staatszugehörigkeit) einher? Schließlich: Wie, von wem und wozu wird kollektive, geteilte Zugehörigkeit politisch mobilisiert? Diese Fragen gewinnen im Kontext der Entterritorialisierung von Nationalstaaten, internationaler Migration und Globalisierung, wachsender kultureller Diversität und sozialer Ungleichheit sowohl auf der alltäglichen als auch auf der politischen Ebene an Brisanz. Zugehörigkeitspolitik, die die Kriterien für die Grenzziehung zwischen Dazugehörigen und Nichtdazugehörigen formuliert und politisiert, greift zur Legitimation und Akzeptanz der Entscheidungen auf kollektive, oft brüchig gewordene Zugehörigkeitsgefühle zurück. Als „schmutziges Geschäft der Grenzziehung“ (Crowley 1999, 30) kritisiert, schafft Zugehörigkeitspolitik durch Selbstidentifikation und Fremdzuschreibung von Merkmalen und Eigenschaften Gruppen, die dazugehören, und solche, die nicht dazugehören (Favell und Geddes 1999; Yuval-Davis 2007 und 2011). In diesen politischen wie alltäglichen Prozessen der Verhandlung von Mitgliedschaft, des Grenzen-Ziehens und Grenzen-Verschiebens werden Merkmale und Eigenschaften, Konflikte und Spannungen sowohl im politischen Wettbewerb als auch in sozialen Beziehungen ethnisiert und kulturalisiert. In der wissenschaftlichen Literatur werden diese Praktiken der Essenzialisierung und Ethnisierung von Handlungen und Einstellungen dahingehend kritisiert, dass diese nicht nur auf Diskriminierung hinauslaufen, sondern auch homogene Gesellschaften und Kulturen behaupten würden (Groenemeyer 2003; Mecheril 2003). Vor dem Hintergrund dieser Kritik wird Zugehörigkeitspolitik – insbesondere entlang von Kategorien wie Nationalität und Ethnizität – als politischer Prozess der Grenzziehung betrachtet, bei der die Mobilisierung von kollektiven Zugehörigkeitsgefühlen ein wichtiges Konstruktions- und Akzeptanzmoment darstellt. Die Entstehung des Buches geht auf das Projekt Living Rooms: The Art of Mobilizing Belonging(s) (livingrooms.at), das an der Schnittstelle von Kunst und Sozialwissenschaften angesiedelt ist, zurück und untersucht aktuelle Herausforderungen von Zugehörigkeit bzw. Zugehörigkeitspolitik auf unterschiedlichen, miteinander interagierenden Ebenen: Auf der Ebene des Alltagslebens bedeutet Zugehörigkeit oft Identität, Loyalität und Zuhause, aber auch eine ethnisierte Kommunikation und Interpretation von Alltagskonflikten. Einzelne Aspekte der Zugehörigkeit, wie beispielsweise Vorstellungen und Gefühle von Heimat, artikulieren die Sehnsucht nach Bezugs- und Angehörigkeitspunkten, sie geben vielleicht sogar Orientierung, gleichzeitig aber zeugen sie vom Druck, sich loyal gegenüber einer Gruppe oder einem räumlich definierten Gebiet zu verhalten (Riegel und Geisen 2010). Auf der politisch-administrativen Ebene manifestiert sich Zugehörigkeit als (fehlende) soziale Kohäsion, als Prozess der Herstellung von in- und out-groups oder als parteipolitischer Wettbewerb, bei dem kollektive Zugehörigkeitsgefühle mobilisiert werden. Das Projekt thematisierte Zugehörigkeitsgefühle, Zugehörigkeitspolitik und die politische Mobilisierung von Zugehörigkeitsgefühlen in heterogenen, pluralistischen Gesellschaften. Das Forschungsdesign baute auf dem boundary-making-Paradigma auf, wonach Ethnizität und Nationalität genauso wie andere potenzielle Zugehörigkeitsformen als Ausdruck von politischen sowie alltäglichen Klassifikationspraktiken gesehen werden, verortet in einem symbolischen und politischen Kampf um die Legitimität und Akzeptanz von unterschiedlichen Grenzziehungskriterien (Wimmer 2007 und 2008). Zugehörigkeit wird aber nicht nur gefühlt und politisch hergestellt, sie wird auch mobilisiert und inszeniert. Die Inszenierung von Zugehörigkeit durch materielle Gegenstände und Rituale gewinnt, so die Annahme, vor allem in jenen Gesellschaften an Bedeutung, in denen etablierte Ordnungsmuster und Stratifizierungen – Klasse und Schicht – durch soziale Mobilität und/oder Migration verschwimmen: „Die Darstellungsrepertoires und Darstellungsstile werden zu Insignien von Lebensstilen. Diese signalisieren ihrerseits nicht nur Konsumgewohnheiten, sondern auch die Zugehörigkeit zu kollektiven Lebens- und Werthaltungen.“ (Soeffner 1992, 8 f.) Das Projekt untersuchte die Verhandlung von Zugehörigkeit und ihrer Grenzziehungen sowohl mit sozialwissenschaftlichen Methoden als auch mit Zugängen aus der materiellen Kultur. Wohnzimmer und deren Repräsentations- und Alltagsgegenstände dienten als Ausgangs- und Angelpunkt des zweijährigen Forschungsprozesses. Für das Projekt Living Rooms: The Art of Mobilizing Belonging(s) war der geografische wie soziale Ort der Untersuchung von Konstruktionen, Mobilisierungen und Inszenierungen von Zugehörigkeit der sogenannte Wiener Gemeindebau. In und mit dieser Institution wurden und werden historische sowie aktuelle Entwürfe gemeinschaftlicher Lebensformen erprobt bzw. das Zusammenleben heterogener Gruppen politisch reguliert. In soziologischer, politischer und architektonischer Hinsicht einzigartig, bot der Wiener Gemeindebau als sozialreformerisches Projekt des Austromarxismus der Zwischenkriegszeit Arbeiterfamilien – oft aus dem Osten der ehemaligen Monarchie zugewandert – ein Zuhause mit vergleichsweise hohen Wohnstandards. Mehr noch, „der Gürtel“, die Demarkationslinie zwischen Stadt und Vorort, zwischen Zentrum und Peripherie, zwischen dem Drinnen und dem Draußen, sollte nach Ansicht der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei zur „Ringstraße des Proletariats“ avancieren. Bis heute ist der Wiener Gemeindebau parteipolitisch relevant geblieben, wenngleich sich die Konfliktlinien drastisch geändert haben: So wird von rechtspopulistischen Parteien v.a. die Öffnung der Gemeindebauten für Zuwanderer und Zuwanderinnen politisiert und die ethnische Heterogenität der Bewohnerschaft als Auslöser nachbarschaftlicher Konflikte gedeutet. Kurzum, der Gemeindebau ist in vielfacher Hinsicht ein Ort umstrittener, „bewegter Zugehörigkeiten“ (Strasser 2009). Multidisziplinäre Perspektiven auf Zugehörigkeit und Gemeindebau Der Band living rooms – Politik der Zugehörigkeiten im Wiener Gemeindebau widmet sich sowohl individuellen als auch kollektiven Aspekten von Zugehörigkeit und Zugehörigkeitspolitik im Kontext von Migration. Der Band verfolgt einen interdisziplinären Zugang, der unterschiedliche Arten der Generierung und Kommunikation von Wissen anerkennt und wertschätzt. In (Foto-)künstlerischen, wissenschaftlichen und essayistischen Beiträgen, in Interviews und Bildstatistiken nimmt das Buch sowohl die Sphäre des Alltäglichen und der sozialen Beziehungen als auch die Sphäre des Politischen in den Blick. Der Großteil der in diesem Band versammelten Beiträge basiert auf dem bereits erwähnten Forschungsprojekt Living Rooms: The Art of Mobilizing Belonging(s). Zudem tragen renommierte WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen, die im Feld des kommunalen Wohnbaus forschen, dazu bei, Zugehörigkeit und Gemeindebau multidisziplinär zu beleuchten. Hinsichtlich emotionaler Aspekte von Zugehörigkeit ist häufig die Rede von „sich zu Hause fühlen“, „beheimatet sein“, „eine Heimat zu haben“ – also Artikulationen der Sehnsucht, sich wohl und geborgen zu fühlen. Gerade bei den vielschichtigen Konstruktionen des aufgeladenen Begriffes Heimat spielen nationale und insbesondere lokale Bezüge sowie biografische Erfahrungen eine wesentliche Rolle. Menschen richten sich im „zu Hause“ wohnlich ein: Souvenirs, dekorative Objekte, Fernsehprogramme, politische Symbole etc. führen die BewohnerInnen in ihre Vergangenheit zurück, zeugen vom sozialen Auf- oder Abstieg, öffnen den Blick auf einen entlegenen oder vergangenen Ort, der sich als Heimat ins Gedächtnis eingegraben hat, usw. Ausgehend von sehnsuchtsbeladenen Bezugspunkten und materiellen Ausformungen untersuchen Florian Bettel, Julia Mourão Permoser und Julia Rosenberger in ihrem Beitrag „Heimat“ als eine besondere Form der Zugehörigkeit. Ihre Analyse beruht auf Interviews und Fotografien, für die sich das Forschungsteam in die Wohnzimmer der BewohnerInnen begeben hat, da dieser teilöffentliche Raum nicht zuletzt als eine Art Ausstellung bzw. Museum für die Zugehörigkeiten der Menschen funktionieren kann. Zugehörigkeit sowohl als symbolische als auch als formale Mitgliedschaft ist als Aktivität des Grenzen-Ziehens eine dezidiert politische Angelegenheit: Politische Akteure, soziale Bewegungen sowie politische Parteien greifen auf kollektive Zugehörigkeitsgefühle zurück und mobilisieren diese für bestimmte Interessen und Ziele. Die Frage ist, auf Grund welcher Kriterien und Bedingungen Zugehörigkeit und Mitgliedschaft verteilt bzw. verweigert werden und welche Rechte und Chancen an die Mitgliedschaft bzw. formale Zugehörigkeit gekoppelt sind. Sieglinde Rosenberger und Julia Mourão Permoser zeigen, dass die Kriterien der Zugehörigkeit in Bezug auf Zugang zu sozialen Leistungen (wie Gemeindebauten) in den letzten Jahren erweitert wurden, dass beispielsweise durch EU-Recht die Leistungsvergabe weniger nach Staatszugehörigkeit, sondern mehr nach aufenthaltsrechtlichen Kriterien erfolgt. Diese weiter gefasste formale Mitgliedschaft deckt sich aber nicht mit der symbolischen – im Gegenteil. Im politischen Geschäft der Mobilisierung von WählerInnen-Stimmen werden unterschiedliche Formen der Mitgliedschaft und Zugehörigkeit für (Partei-)politische Zwecke bedient, rechtliche Kriterien werden in Frage gestellt und Forderungen nach neuen Bedingungen der Grenzziehungen erhoben. Der Beitrag legt einen analytischen Rahmen zur Untersuchung von Zugehörigkeitspolitik vor und zeigt anhand der Mobilisierung von ethnischen Zugehörigkeitsgefühlen in Wahlkampagnen der vergangenen Wiener Gemeinderatswahlen sowohl die Flexibilität der national-ethnischen Grenzziehungen als auch die politischen Anstrengungen zur Überwindung ethnisierter Grenzziehungsprozesse. In diesem Feld wird Zugehörigkeit im Kontext von Diversität und Migration politisiert, aber auch de-politisiert, nämlich durch die politische Taktik der Betonung des Narrativs „Zusammenleben“. Die parteipolitische Mobilisierung, die in in die Sphäre des Alltags im Gemeindebau zurückwirkt, wird auf der Basis von Interviews nachgezeichnet – wo sie in Form ethnisierter Konflikte virulent wird. Für die Vorstellungen, Wahrnehmungen und Konstruktionen von Zugehörigkeit spielen Massenmedien eine gewichtige Rolle. Ed Moschitz, ORF-Redakteur, hinterfragt in einem Interview den Einfluss der Medien bei der Mobilisierung von Zugehörigkeit und stützt sich dabei auf langjährige Recherchen im Gemeindebau. Moschitz verteidigt das mediale Interesse am Gemeindebau und deren BewohnerInnen und bewertet die Erkundung des Alltags und das Aufzeigen von Problemlagen als eine gesellschaftliche Aufgabe von Medien. An der Schnittstelle von Politik und Alltag setzt das Interface des Projekts an, das sowohl der künstlerischen als auch der sozialwissenschaftlichen Forschung dient: Das Bewegte Wohnzimmer ist ein imaginierter Raum, der als Installation zu einem realen, physisch erlebbaren Wohnzimmer wurde, in dem das Projektteam gemeinsam mit Gruppen von BewohnerInnen arbeitete. Das Bewegte Wohnzimmer ist zudem eine reflexive Methode, Gruppenkonstruktionen und Kategorisierung von Gruppen mit den damit zusammenhängenden Grenzziehungen zu untersuchen. Florian Bettel und Aleksandra Ptaszyńska widmen ihren Beitrag der Beschreibung des Interfaces zwischen Kunst und Sozialwissenschaft, problematisieren die methodische Eignung zur Untersuchung von Zugehörigkeit und Grenzziehung im Kontext von Ethnizität und skizzieren Forschungsergebnisse. Im Jahr 2011 präsentierte sich das Bewegte Wohnzimmer auch als Ausstellungsformat. Im Rahmen des Parcours konnten BesucherInnen eine Wiener Gemeindebauanlage, den Reumannhof, als Kunstraum durchwandern, Wohnungen und Arbeitsateliers besuchen, Kunstwerke, die Themen der Forschung aufgriffen, bestaunen. Im öffentlichen Raum wurde gewohnzimmert und eine Collage von Zitaten (vgl. Beitrag Grenzen im Original) aus dem Bewegten Wohnzimmer lieferte die Vorlage für die Performance im Projektlokal. Florian Bettel und Julia Rosenberger verorten in ihrem Beitrag die Entwicklung des Bewegten Wohnzimmers im Kontext künstlerischer Produktionen und Forschung und zeigen, wie aus diesem Ansatz die Form des partizipativen Wissenstransfers erwachsen konnte, die sich Ende Juni 2011 als Ausstellungsformat über sowohl öffentliche als auch private Räume des Reumannhofs erstreckte. Der Wiener Gemeindebau entstand als sozialreformerisches Projekt einer sozialdemokratischen Stadtregierung in den 1920er-Jahren. Er diente der Bekämpfung der Wohnungsnot und bot günstigen und hochqualitativen Wohnraum für die Arbeiterschaft. Eve Blau konzentriert sich in ihrem Beitrag auf die unterschiedlichen Ansprüche, die an eine neu zu schaffende proletarische Wohnkultur gestellt worden waren – Blau ortet eine „Politik des Grundrisses“. ArchitektInnen und PolitikerInnen in Wien und in Europa versuchten nach dem Zusammenbruch der alten Regime neue Wege bei der Errichtung von sozialen Wohnbauten zu beschreiten. Es wurde experimentiert und geforscht, der Haushalt sollte modern organisiert und gleichzeitig ein Ort sein, an dem die politische Ideologie sich auf materieller Ebene entfalten und auf die BewohnerInnen zurückwirken könne. Der damalige Anspruch war, dass sich der Gemeindebau für die Sozialdemokratie ebenso wie für seine BewohnerInnen zur identitätsstiftenden Kraft entwickeln sollte. Zumindest historisch betrachtet darf der Gemeindebau als Paradebeispiel für die enge Verschränkung von Materialität, Politik und Zugehörigkeit betrachtet werden. Den lokalen Aspekten der Gemeinschaft und ihrer Brüchigkeit, der Konstruktion von Zugehörigkeit durch historische Ereignisse sowie den Erosionen von imaginierten wie tatsächlichen Zugehörigkeiten durch demographischen Wandel und ethnische Heterogenität spürt Ernst Strouhal auf seinem Rundgang durch einen Gemeindebau in Wien-Donaustadt, den Goethehof, nach. Er stellt Fragen, was das architektonische Gedächtnis produzierte, was wir aber heute zu vermissen glauben und was es so nie gegeben hatte: sei es eine eigene Kultur des Gemeindebaus, Gemeinschaft oder eben der Zugehörigkeit. Im Interview erinnert sich der Schriftsteller Franz Schuh an das Alltagsleben im Gemeindebau während der 1950er-Jahre, an die politischen Verwerfungen und sozialen Spannungen, und er denkt über die Rolle des Gemeindebaus als Träger einer gesellschaftlichen Utopie nach. Und heute? Rund ein Viertel der Wiener Bevölkerung lebt in Gemeindebauten. Oft handelt es sich dabei um Menschen mit niedrigem sozialen Status und knappen Ressourcen. Nicht zuletzt die soziale Zusammensetzung, die Ressourcenknappheit und oftmalige Perspektivenlosigkeit der MieterInnen machen den Gemeindebau zur medial und politisch umkämpften Arena. Aus einer soziologischen Perspektive fragt Christoph Reinprecht, welche gesellschaftspolitische Rolle dem Wiener Gemeindebau künftig zukommen solle. Er zeichnet die Entwicklung nach, mit der die früheren universalistischen Tendenzen der Wiener Wohnpolitik aufgegeben wurden und der Gemeindebau zunehmend in eine Position gerückt wurde, in der er primär als Wohnraum sozial benachteiligter Gesellschaftsgruppen erscheint. Reinprecht plädiert hingegen für eine Politik, die die Rolle des Gemeindebaus als öffentliches Gut anerkennt und Zugangsbeschränkungen abbaut. Wie sozialer Wohnbau international funktioniert, welche Kennzeichen es für den Erfolg moderner Architektur gibt und mit welchen künstlerischen Methoden das Thema aufbereitet werden kann, dies erläutert die Künstlerin Heidrun Holzfeind. Gesprächsgrundlage des Interviews bilden drei Filme, die die dynamischen Beziehungen zwischen Architektur und BewohnerInnen beleuchten. Das Forschungsprojekt Living Rooms: The Art of Mobilizing Belonging(s) erlaubte es, eine Methode zu entwickeln, um nicht nur Formen und Artikulationen von Zugehörigkeiten aufzuspüren, sondern diese auch mit BewohnerInnen zu besprechen, Erkenntnisse über die Bedeutung der Grenzziehung im Alltag zu gewinnen, aber auch die Überbetonung der Zugehörigkeit zu erkennen und daraus Erkenntnisse für die politische Mobilisierung kollektiver Zugehörigkeit durch politische Akteure zu gewinnen. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit findet sich in der Gestaltung und Strukturierung des Buches wieder. In den Schlaglichtern werden Alltagsobjekte zu Elementen von Bildstatistiken, sie liefern sozio-strukturelle Informationen zum Gemeindebau, die materiellen Eigenschaften der abgelichteten Gegenstände werden Teil der Wissensvermittlung. Eine – neben Beiträgen und Schlaglichtern – dritte Erzählebene bietet der Fotoessay von Florian Bettel, Simonetta Ferfoglia, Heinrich Pichler und Julia Rosenberger. Into the Living Rooms ist begleitend zu den künstlerischen und wissenschaftlichen Forschungsphasen entstanden. Das formalisierte Ablichten unterschiedlicher Wohnzimmer ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit Objekten, die unterschiedliche Bilder von „zu Hause“ zeichnen. Mit den in diesem Buch versammelten wissenschaftlichen und künstlerischen Beiträgen, Interviews und Bildern hoffen wir, einen perspektivenreichen Beitrag zum Verständnis der Bedeutung von Zugehörigkeit zu leisten sowie die politische Gestaltung und Instrumentalisierung von kollektiver Zugehörigkeit im Kontext des politischen Wettbewerbs besser zu verstehen. Am Projekt Living Rooms: The Art of Mobilizing Belonging(s) beteiligte Personen und Institutionen Florian Bettel (Universität für angewandte Kunst Wien), Gertraud Diendorfer (Demokratiezentrum Wien), Simonetta Ferfoglia (Gangart), Julia Mourão Permoser (Universität Wien), Heinrich Pichler (Gangart), Aleksandra Ptaszyńska (Demokratiezentrum Wien), Elisabeth Röhrlich (Demokratiezentrum Wien), Julia Rosenberger (Universität für angewandte Kunst Wien), Sieglinde Rosenberger (Universität Wien, Projektleitung) Dank An erster Stelle danken wir dem Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF), der uns die finanziellen Mittel für das Forschungsprojekt gewährte. Wir möchten uns insbesondere bei Michael Stampfer, Michaela Glanz und Marita Benkwitz für die gute Zusammenarbeit bedanken. Wir danken der Universität für angewandte Kunst Wien, der Universität Wien und der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA 7) für die finanzielle Unterstützung. Unser Dank gilt auch dem Springer Verlag Wien/New York für die professionelle Zusammenarbeit. Weiters danken wir Nina Reisinger für die grafische Umsetzung der unterschiedlichen Texte und Formate sowie Irmgard Dober für das Lektorat und Alexandra Humer für ihre Unterstützung mit der Transkription der Interviews. Nicht zuletzt möchten wir allen Personen danken, die mit viel Energie und Freude am Werden von living rooms – Politik der Zugehörigkeiten im Wiener Gemeindebau beteiligt waren: Die BewohnerInnen, die uns empfangen und ihre Zeit und Mühe investiert haben, die mit uns ihre Erfahrungen und Einschätzungen teilten und uns ihre Wohnungen öffneten. Wir danken dem Fünferhaus (Jugend- und Stadtteilzentrum Margareten), dem Seniorentreff Reinprechtsdorferstraße und allen, die sich im Bewegten Wohnzimmer engagiert haben. Wir danken der Stadt Wien und den städtischen Organisationen sowie deren MitarbeiterInnen, die die Feldforschung unterstützten, dem Bezirksamt Margareten und allen Personen, die die Herstellung des Bewegten Wohnzimmers ermöglichten. Literatur Crowley, J. (1999). The Politics of Belonging: Some Theoretical Considerations. In Geddes, A., Favell, A. (Hg.), The Politics of Belonging: Migrants and Minorities in Contemporary Europe (15–41). Aldershot: Ashgate. Favell, A. (1999). To Belong or not to Belong: The Postnational Question. In Geddes, A., Favell, A. (Hg.), The Politics of Belonging: Migrants and Minorities in Contemporary Europe (209–223). Aldershot: Ashgate. Geddes, A., Favell, A. (Hg.) (1999). The Politics of Belonging: Migrants and Minorities in Contemporary Europe. Aldershot: Ashgate. Groenemeyer, A. (2003). Kulturelle Differenz, ethnische Identität und die Ethnisierung von Alltagskonflikten. Ein Überblick sozialwissenschaftlicher Thmatisierungen. In ders. (Hg.), Die Ethnisierung von Alltagskonflikten (11–46). Opladen: Leske + Budrich. Hall, Stuart (1999). Kulturelle Identität und Globalisierung. In Hörning, Karl, Winter, Rainer (Hg.), Widerspenstige Kulturen. Cultural Studies als Herausforderung (393–441). Frankfurt a. M.: Suhrkamp. Mecheril, Paul (2000). Prekäre Verhältnisse. Über nation-ethno-kulturelle (Mehrfach-)Zugehörigkeit. Münster u. a.: Waxmann. Riegel, Christine, Geisen, Thomas (2010). Zugehörigkeit(en) im Kontext von Jugend und Migration – eine Einführung. In dies. (Hg.), Jugend, Zugehörigkeit und Migration (7–27). VS. Strasser, S. (2009). Bewegte Zugehörigkeiten: Nationale Spannungen, Transnationale Praktiken und Tranversale Politik. Wien: Verlag Turia + Kant. Soeffner, Hans-Georg (1992). Die Ordnung der Rituale – Die Auslegung des Alltags. Frankfurt a. M.: Suhrkamp. Wimmer, A. (2007). How (not) to think about ethnicity in immigrant societies: A boundary making perspective. Oxford: COMPAS Working Paper. Wimmer, A. (2008). Elementary Strategies of Ethnic Boundary Making. Ethnic and Racial Studies, 31(6), 1025–1055. Yuval-Davis, N. (2006). Belonging and the Politics of Belonging. Patterns of Prejudice 40(3): 197–214. Yuval-Davis, N. (2011). The Politics of Belonging: Intersectional Contestations. London: Sage.

Band, Seiten

7–14

Sprache, Format, Material, Ausgabe/Auflage

Deutsch

Aktivitätenlisten

Mediendateien

  • Dokument
  • Bild
  • Bild
Veröffentlicht Von: Florian Bettel | Universität für Angewandte Kunst Wien | Veröffentlicht Am: 09. Mai 2022, 11:48 | Geändert Am: 24. November 2022, 09:06