Sesseltanz mit Sozialaspekten

Zeitungsbericht

Autor*in

Ivona Jelčić

Ort, Datum

Innsbruck, Österreich, 12. November 2012

Schlagwörter

Bildende Kunst

Volltext

Innsbruck – Gebrauchs- und Alltagsgegenstände dominieren die von Rainer Bellenbaum kuratierte Schau „Umnutzung“ in der Neuen Galerie, wo sie in den Kunstkontext gestellt auf neue Bedeutungsebenen gelangen. Etwa ein „Perfect Pet“, wie jene von findigen Spielzeugmachern konstruierten Kuscheltiere heißen, die durch Atembewegungen die Illusion eines echten Lebewesens erzeugen, aber eben nicht so viel Arbeit machen sollen. Gerhard und Eva Pichler, als Künstlerduo unter dem Namen „zweintopf“ werkend, ziehen einem davon die Haut ab und legen so den Mechanismus frei, der dem herzigen Hundchen zugrunde liegt. Ihrem sezierenden Blick entgehen auch andere Spielzeugviecher nicht, etwa ein batteriebetriebener Hamster, der im Laufrad um sein Nicht-Leben rennt. Zugrunde liegt den „zweintopf“-Arbeiten die Frage nach dem Verhältnis zwischen Mensch und Tier, die, etwa bei den Fotos stolzer Großwildjäger, mitunter aber allzu simpel in offener Kritik mündet. Räume der Hofburg werden in der Neuen Galerie für zeitgenössische Kunst „umgenutzt“, bildende Künstler, die abseits klassischer Medien wie Malerei arbeiten, reihen sich u. a. mit der „Umnutzung“ von Materialien ins recht breite Themenfeld: Julia Rosenberger und Florian Bettel haben an die Türen von O-Dorf-Mietern geklopft, fünfzehn davon ließen sich zum Herleihen eines Stuhls aus der privaten Stube überreden. In „O-Dorf, O-Stuhl, O-Gold“ installieren Rosenberger/Bettel die Leihgaben auf einem goldenen Podest zu Kunstobjekten, während rundum Fotografien die Möbel in ihrem üblichen Milieu zeigen. Ähnlich wie in einem Projekt im Wiener Gemeindebau, begleiten auch das O-Dorf-Projekt statistische Erhebungen, die (nicht nur) in sozialer Hinsicht kategorisieren, Kategorien zugleich aber auch persiflieren. Noch einen Schritt weiter Richtung Sozialstudie gehen Michael Hieslmair und Michael Zinganel, die mit „EXIT St. Pankraz“ die abstrahierten Mobilitätsströme einer Autobahnraststätte im Galerieraum verlegen und sie mit den Geschichten der Menschen, die dort verkehren, wieder ganz konkret im Leben verankern. Von Ivona Jelcic

Sprache, Format, Material, Ausgabe/Auflage

Deutsch

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Mediendateien

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Veröffentlicht Von: Florian Bettel | Universität für Angewandte Kunst Wien | Veröffentlicht Am: 09. Mai 2022, 10:54 | Geändert Am: 24. November 2022, 09:10