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Cybernetics of the Poor nimmt die Beziehung zwischen Kunst und Kybernetik und ihre historischen wie gegenwärtigen Schnittpunkte in den Blick. Kybernetik ist ein seit den späten 1940er-Jahren kursierender Begriff für sich selbst regelnde Systeme, die messen und antizipieren und auf veränderte Zustände intervenierend reagieren. Zunächst vor allem in Verwaltung, Planung, Kriminologie und früher Ökologie relevant, hat sich im digitalen Kapitalismus die Kybernetik als ökonomischer Faktor (Stichwort: Big Data) etabliert. In dieser kybernetischen Totalität muss die Kunst auf diesen neuen Stand der Dinge reagieren: als eine Kybernetik der Armen. In der Ausstellung werden Arbeiten präsentiert, in denen Kunst ihre Machtlosigkeit – Armut – gegenüber der kybernetischen Maschine zum Ausgangspunkt von Gegenentwürfen macht. Zu sehen sind außerdem historische wie zeitgenössische Positionen, die an Kybernetik als partizipative, spielerische Praxis glaubten oder bereits eine Gegenkybernetik entwarfen. Wieviel „Gegenmacht“ (Thomas Pynchon) steckt in einer Kunst als Kybernetik der Armen? Die erste Ausgabe von Cybernetics of the Poor wurde im Frühjahr und Sommer 2020 im Tabakalera International Centre for Contemporary Culture, Donostia/San Sebastián (Spanien) gezeigt und trug den Untertitel Tutorials, Exercises and Scores. Mit „Spielen, Partituren und Übungen“ benannten die beiden Kuratoren Diedrich Diederichsen und Oier Etxeberria drei Genres, in denen sie entweder antikybernetische oder Kybernetik nutzende künstlerische Strategien ausgemacht haben. Für den zweiten Teil der Ausstellung in Wien stehen – neben ausgewählten Beispielen dieser Genres – auch Kampagnen, Kontrollversuche und Kontrollvereitelungen und vor allem die ökonomische Kybernetik des Kunstmarkts im Mittelpunkt.