Institutionen, Infrastrukturen, Ökologien
Hannes Loichinger
Institut für Bildende & Mediale Kunst, Malerei
2025W, Vorlesung und Übungen (VU), 4.0 ECTS, 4.0 SemStd., LV-Nr. S05883
Beschreibung
Die „diskursiv-institutionelle Formation ‚Gegenwartskunst‘“ lässt sich „als ein von vielen, sich oft in antagonistischer Weise begegnenden Akteuren und Interessen über eine gewisse Zeit gebauter Dispositionsrahmen“ begreifen. Tom Holert, von dem diese Formulierung stammt, reiht sich damit in eine Reihe von Begriffsfindungen ein, die im 20. und 21. Jahrhundert darauf zielen, die Emergenz von Kunst im Zusammenspiel unterschiedlicher Akteure in einem relational strukturierten, sozialen Universum zu beschreiben.
Institution Kunst, Kunstwelt / Artworld / art worlds, Kunstsystem oder Kunstfeld, um nur die Wichtigsten zu nennen, (re)konstruieren dabei nicht nur das kooperierende und/oder konkurrierende Verhältnis von Künstler*innen, Kritiker*innen, Kurator*innen u.a. unter- und zueinander, sondern auch das Ineinandergreifen besagter sozialer Universen der Kunst mit anderen gesellschaftlichen Teilbereichen wie beispielsweise der Politik, der Ökonomie, dem „Feld der Macht“ (Bourdieu) oder der „Lebenspraxis“ (Bürger).
Durch den Begriff der „infrastuctural critique“ eingeführt, für den Marina Vishmidt verantwortlich zeichnet, wird seit bald 10 Jahren in einer nicht nur die Semantik betreffenden Verschiebung vermehrt über Infrastrukturen debattiert, im wesentlichen im Sinne einer gegen die Begrenztheit(en) des institutionellen Rahmens argumentierenden Transgression der Gegenwartskunst. Auch die „allgemeine Ökologisierung des Denkens“ (Hörl) fand als weiterer Bezugsrahmen zunehmend Aufnahme in die Institutionen und den Diskurs über die Kunst der Gegenwart.
Es stellen sich hier eine Reihe von Fragen, beispielsweise wie sich (welche) Akteure verteilen, wenn von Infrastrukturen und Ökologien die Rede ist, welche (künstlerischen) Praktiken mit ihnen in den Blick rücken oder was für Einsätze verhandelt werden. Auch: Auf welche Fragen wollen Infrastrukturen und Ökologien als Bezugsrahmen (von Kritik) die Antwort sein? Und in welchem Verhältnis stehen sie zu Künstler*innen und Kunst als symbolischer Praxis?
Der Bearbeitung dieser und weiterer Fragestellungen gilt der Kurs.
Der gemeinsame Besuch der im Gedenken an Marina Vishmidt ausgerichteten Konferenz „What is Infrastructural Critique?“ (29.-31. Oktober 2025) an der Universität für angewandte Kunst in Wien ist fester Bestandteil von „Institutionen, Infrastrukturen, Ökologien“.
Literatur (vorbereitend):
Andrea Fraser, „Was ist Institutionskritik?“, Texte zur Kunst, Nr. 59, September 2005, S. 87-8. [Siehe Seminarordner 2025W – S05883 in der base.]
Marina Vishmidt, „Between Not Everything and Not Nothing: Cuts Towards Infrastructural Critique“, in: Former West: Art and the Contemporary After 1989, hg. von Maria Hlavajova und Simon Sheikh, Cambridge (MA) 2017, S. 265-269.
Marina Vishmidt, „From Speculation to Infrastructure: Material and Method in the Politics of Contemporary Art“, in: OnCurating, Nr. 58, März 2024, online unter: on-curating.org/issue-58-reader/from-speculation-to-infrastructure-material-and-method-in-the-politics-of-contemporary-art.html.
Marina Vishmidt, „Infrastructural Critique: Between Reproduction and Abolition“, in: e-flux Journal, Nr. 155, 23. Juni 2025, online unter: e-flux.com/journal/155/675808/infrastructural-critique-between-reproduction-and-abolition.
Annette Weisser, „Annette Weisser to Bruce Hainley. Berlin, June 28, 2025“, in: Texte zur Kunst, 13. August 2025, online unter: textezurkunst.de/de/articles/supertramps-annette-weisser-bruce-hainley/.
Prüfungsmodalitäten
Am Ende des Semesters findet eine mündliche Prüfung statt, Modalitäten und Umfang klären wir im Kurs.
Anmerkungen
Zur erfolgreichen Absolvierung des Kurses wird die regelmäßige Teilnahme an den wöchentlichen Terminen, die Bereitschaft, sich aktiv mit der Lektüre zu beschäftigen und der Besuch der Konferenz "What is Infrastructural Critique?" erwartet.
Termine
07. Oktober 2025, 12:15–13:45 Projektraum Abteilung Malerei, Raum 623, OKP 2 (6. Stock)
14. Oktober 2025, 12:15–13:45 Projektraum Abteilung Malerei, Raum 623, OKP 2 (6. Stock)
21. Oktober 2025, 12:15–13:45 Projektraum Abteilung Malerei, Raum 623, OKP 2 (6. Stock)
28. Oktober 2025, 12:15–13:45 Projektraum Abteilung Malerei, Raum 623, OKP 2 (6. Stock)
04. November 2025, 12:15–13:45 Projektraum Abteilung Malerei, Raum 623, OKP 2 (6. Stock)
11. November 2025, 12:15–13:45 Projektraum Abteilung Malerei, Raum 623, OKP 2 (6. Stock)
18. November 2025, 12:15–13:45 Projektraum Abteilung Malerei, Raum 623, OKP 2 (6. Stock)
25. November 2025, 12:15–13:45 Projektraum Abteilung Malerei, Raum 623, OKP 2 (6. Stock)
02. Dezember 2025, 12:15–13:45 Projektraum Abteilung Malerei, Raum 623, OKP 2 (6. Stock)
09. Dezember 2025, 12:15–13:45 Projektraum Abteilung Malerei, Raum 623, OKP 2 (6. Stock)
16. Dezember 2025, 12:15–13:45 Projektraum Abteilung Malerei, Raum 623, OKP 2 (6. Stock)
13. Jänner 2026, 12:15–13:45 Projektraum Abteilung Malerei, Raum 623, OKP 2 (6. Stock)
20. Jänner 2026, 12:15–13:45 Projektraum Abteilung Malerei, Raum 623, OKP 2 (6. Stock)
27. Jänner 2026, 12:15–13:45 Projektraum Abteilung Malerei, Raum 623, OKP 2 (6. Stock)
LV-Anmeldung
Von 01. September 2025, 09:00 bis 15. Oktober 2025, 09:01
Per Online Anmeldung
Studienplanzuordnung
TransArts - Transdisziplinäre Kunst (Bachelor): Künstlerische und kunsttechnologische Grundlagen: Künstlerische und kunsttechnologische Grundlagen 180/002.01
Bildende Kunst (2. Studienabschnitt): Künstlerische und forschende Praxis: Schreiben und Sprechen über Kunst, Kontextualisierung der eigenen Arbeit 605/201.04
Bildende Kunst (2. Studienabschnitt): Künstlerische und forschende Praxis: frei wählbar aus künstlerische und forschende Praxis 605/201.80
Mitbelegung: nicht möglich
Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: nicht möglich