Mediale, experimentelle und interdisziplinäre Formen der Sprachkunst

Mazlum Nergiz
Institut für Sprachkunst , Institut für Sprachkunst
2025W, Vorlesung und Übungen (VU), 4.0 ECTS, 3.0 SemStd., LV-Nr. S05880

Beschreibung

Déjà-lu – Texte als Gewebe


Text leitet sich vom Lateinischen ‚texere' bzw. ‚textum‘, d. h. ‚weben, flechten‘ bzw. ‚Gewebe‘ und ‚Geflecht‘, her. Der Text als ein hergestellter Zusammenhang aufeinander verweisender Stoffe, Fasern und Zeichen. Wenn wir von Intertextualität reden, also vom Weg zwischen mindestens zwei Geflechten, meinen wir grundsätzlich unterschiedliche Verfahren der Zitation: „wie ein Text die Geschichte ‚liest‘ und sich in sie hineinstellt“ (Julia Kristeva). Konkret gesprochen: der Rückgriff eines Textes auf andere, ihm in zeitlicher Hinsicht vorausgehende Texte und Medien. Was erzählen uns die Lektürespuren in Texten und anderen Kunstwerken über die Arbeit an und für sich?

Dieses Seminar verfolgt zwei Ziele: Zuerst wird ein Überblick über formale und inhaltliche Bezüge zwischen exemplarischen Texten, aber auch anderen Medien vermittelt. Ein Eindruck von der Pluralität intertextueller und intermedialer Verfahren soll hier an Lektüren aus Theorie, Prosa, Kurzgeschichte, heiligen Texten, Epen, Comic, Fanfiction und Bildender Kunst vermittelt werden. Ferner bietet das Seminar einen praktischen Einstieg in die künstlerische Forschung über die grenzüberschreitenden Möglichkeiten von Sprache als skulpturaler Form, die im Text nur einen Ausdruck von vielen findet.

Methodisch stehen folgende Fragen im Vordergrund: Wie und woran erkennen wir Übergänge oder Gebiete, in denen die Präsenz eines Intertextes in einem Text tatsächlich deutlich wird? Wie weit muss der intertextuelle Horizont eines Textes in Bezug auf den ‚texte général‘ (also Referenztext) gefasst werden, ohne in Beliebigkeit abzudriften? Muss ein Referenztext nachweisbar sein (und wenn ja, wie und mit welchen Mitteln?), um einen intertextuellen Bezug herstellen zu können? Wie können wir intermediale Übergänge und Spannungen erkennen, wenn also zum Beispiel ein Text in anderen Medien (oder umgekehrt) verhandelt und damit verändert wird, wie bewusst oder assoziativ auch immer?

Parallel dazu beginnen die Studierenden die Arbeit an ihren eigenen Plänen. Es gilt, ein Vorhaben vorzustellen, in dem ein intertextuelles und/oder intermediales Verfahren skizziert wird. Im Laufe des Semesters nimmt das Projekt immer konkretere Züge an, bis es anschließend umgesetzt und am Ende vorgestellt wird. 

Prüfungsmodalitäten

-Durchführung einer Sitzungsleitung bzw. eines Referats 
-schriftliche Kommentierung der zu diskutierenden Lektüren vorab
-Präsentation eines Vorhabens zu Beginn des Semesters und Vorstellung des Projekts am Ende
-regelmäßige und pünktliche Anwesenheit

Anmerkungen

Einige Werke werden in Auszügen gelesen, andere vollständig. 

 

Vorläufige Literatur- und Werkliste

Theresa Hak Chyung Ha: Dictée
Homer: Odyssee
Homerische Hymnen: An Demeter
Evangelium nach Matthäus
Dorothee Elmiger: Die Holländerinnen
Werner Herzog: Jeder für sich und Gott gegen alle. Erinnerungen
Ovid: Metamorphosen
Gustave Flaubert: Madame Bovary
Louise Bourgeois: Diverse Werke und Texte aus der Ausstellung 'The Woven Child'
Rosemary Mayer: Spell, Some Days in April, SURROUNDINGS
Ingeborg Bachmann: Simultan
Roni Horn: Still River (The River Thames, for Example)
Walter Benjamin: Die Aufgabe des Übersetzers
Alexander Kluge: Der Konjunktiv der Bilder. Meine virtuelle Kamera (K.I.)
DANKE – Das Fan-Fiction-Magazin
Julia Kristeva: Bachtin, das Wort, der Dialog und der Roman
Michail M. Bachtin: Sprechgattungen
Gérard Genette: Palimpseste. Die Literatur auf zweiter Stufe

Termine

02. Oktober 2025, 14:00–16:00 Seminarraum 34 (Vorbesprechung)
23. Oktober 2025, 14:00–18:00 Seminarraum 34
04. November 2025, 14:00–18:00 Seminarraum 34
13. November 2025, 14:00–18:00 Seminarraum 34
02. Dezember 2025, 14:00–18:00 Seminarraum 31
11. Dezember 2025, 14:00–18:00 Seminarraum 34
16. Dezember 2025, 14:00–18:00 Seminarraum 34 , „Diese Sitzung wird von der Comic-Zeichnerin Leonie Ott als Gastdozentin mitgestaltet.“
26. Jänner 2026, 13:00–18:00 Seminarraum 34 , „Vorstellung studentischer Projekte“
27. Jänner 2026, 13:15–18:15 Seminarraum 34 , „Vorstellung studentischer Projekte“

LV-Anmeldung

Von 01. September 2025, 09:00 bis 29. September 2025, 09:01
Per Online Anmeldung

Sprachkunst (Bachelor): Mediale, experimentelle und interdisziplinäre Formen der Sprachkunst: Mediale, experimentelle und interdisziplinäre Formen der Sprachkunst 170/004.02

Mitbelegung: möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: möglich