Armut und Erfahrung

Antonia Birnbaum
Institut für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung, Philosophie
2025W, wissenschaftliches Seminar (SEW), 4.0 ECTS, 2.0 SemStd., LV-Nr. S05610

Beschreibung

Armut als Erfahrung

In seinem Text „Das Programm der kommenden Philosophie” aus dem Jahr 1918 stellt Walter Benjamin zwei Prämissen der kantischen Erfahrung in Frage: dass es eine Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt der Erfahrung gibt und dass es niemals eine Erfahrung des Absoluten geben kann. Sein Programm besteht darin, das Absolute in die Erfahrung einzubeziehen, doch ohne es in endliche Kategorien fassen zu wollen. Daraus folgt einen Zwist, nämlich dass eine solche Erfahrung ihre eigene Diskontinuität, die Diskontinuität des Endlichen und Absoluten, zur Bedingung hat.

In „Erfahrung und Armut“  (1933) nimmt diese Diskontinuität eine neue Wendung: Wenn, wie Benjamin diagnostiziert, das Ereignis des Ersten Weltkriegs für diejenigen, die es erlebt haben, unmöglich in Begriffen der Erfahrung zu formulieren ist, dann müssen wir ein Leben erfinden, das sich nicht mehr unter der Autorität der Erfahrung abspielt, sondern im Hinblick auf diese Unmöglichkeit. Im Text durchzieht diese neue Armut mehrere Materialien und Konzepte: die Einbeziehung der Technik in die räumlich-zeitliche Konfiguration, die Subtraktion des kartesischen Subjekts, die Bilder von Klee, die Romane von Scheerbart.

Im Kurs wird der Text "Erfahrung und Armut" befragt, hinsichtlich dessen, was Erfahrung überhaupt noch sein kann, und einige seiner Beispiele untersucht. Es kommen weitere hinzu, für die  die Beziehung zur Armut relevant ist: das Zitat, Marcel Duchamp. Was wird verständlich, wenn man eine Erfahrung anhand dessen hinterfragt, was sie über Bord wirft? Das ist die Frage.

 

Der Kurs findet auf Deutsch statt, die Prüfung kann aber auch auf Englisch absolviert werden.

Prüfungsmodalitäten

Es wird ein fünfseitiger Essay eingereicht. Nachfolgend werden Themen vorgeschlagen, aber es kann auch unter Absprache ein anderes Thema gewählt werden.

Thema 1 : Wenn Barbarentum vorerst geheißen hat, "kein griechisch zu sprechen", wie übernimmt und verwandelt Benjamin den Begriff von Barbarentum anstatt ihn abzuweisen?

Thema 2: Benjamin reduziert materielle Armut nicht auf die Erfahrung von ökonomischer Not, sondern fasst diese selbst als Ort der Möglichkeit von Erfahrung. Wie ist letztere zu fassen, welche Änderung des Begriffs von Materialismus ist dabei im Spiel?

Thema 3: Inwiefern ist der Essay "Erfahrung und Armut" ein Antidot zur Nostalgie?

Thema 4: Was heißt es, ohne Tradition auszukommen?

 

Der Kurs findet auf Deutsch statt, die Prüfung kann aber auch auf Englisch absolviert werden.

 

Anmerkungen

Blockseminar

Schlagwörter

Walter Benjamin

Termine

29. Oktober 2025, 10:00–13:00 Seminarraum 32
30. Oktober 2025, 10:00–13:00 Seminarraum 32
31. Oktober 2025, 10:00–13:00 Seminarraum 32
14. Jänner 2026, 10:00–13:00 Seminarraum 7
15. Jänner 2026, 10:00–13:00 Seminarraum 8
16. Jänner 2026, 10:00–13:00 Seminarraum 7

LV-Anmeldung

Von 01. September 2025, 09:00 bis 01. November 2025, 09:00
Per Online Anmeldung

Lehramt: Unterrichtsfach kkp (Bachelor): Wissenschaftliche Praxis: FOR: Lehrveranstaltungen nach Wahl aus Wissenschaftliche Praxis 067/003.80

Lehramt: Unterrichtsfach kkp (Bachelor): Wissenschaftliche Praxis: IT: Bachelorseminar Wissenschaftliche Praxis 067/003.85

Lehramt: Unterrichtsfach kkp (Master): Wissenschaftliche Praxis: Lehrveranstaltung nach Wahl aus wissenschaftlicher Praxis, SE 067/003.80

Lehramt: Unterrichtsfach kkp (Erweiterungsstudium): Wissenschaftliche Praxis: FOR: Seminar aus dem Bereich Kunst- und Kulturwissenschaften 067/003.25

Lehramt: Unterrichtsfach kkp (Erweiterungsstudium): Wissenschaftliche Praxis: FOR: Lehrveranstaltungen nach Wahl aus Wissenschaftliche Praxis 067/003.80

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TransArts - Transdisziplinäre Kunst (Bachelor): Theoretische Grundlagen: Theoretische Grundlagen 180/003.01

Expanded Museum Studies (Master): Wahlfächer: Philosophie 537/080.18

Bühnengestaltung (2. Studienabschnitt): Kunsttheorie und Kulturwissenschaften: Philosophie 542/207.04

Medienkunst: Transmediale Kunst (2. Studienabschnitt): Wissenschaft, Theorie und Geschichte : Philosophie 566/208.08

Medienkunst: Digitale Kunst (2. Studienabschnitt): Wissenschaft, Theorie, Geschichte: Philosophie 567/208.08

Kunst- und Kulturwissenschaften (Master): Wahlbereich 1: Philosophie 568/005.07

Kunst- und Kulturwissenschaften (Master): Wahlbereich 2: Philosophie 568/006.07

Cross-Disciplinary Strategies (Master): Studienfelder 4-6: Studienfeld 4: Philosophie 569/022.04

Design: Design und narrative Medien (2. Studienabschnitt): Methodische und theoretische Grundlagen: Geistes- und Kulturwissenschaften 576/203.02

Design: Kommunikationsdesign (2. Studienabschnitt): Methodische und theoretische Grundlagen: Geistes- und Kulturwissenschaften 577/203.02

Konservierung und Restaurierung (2. Studienabschnitt): Geisteswissenschaften: Kunst- und Kulturgeschichte 588/204.10

Bildende Kunst (2. Studienabschnitt): Wissenschaftliche und forschende Praxis: Kunsttheorie, Kulturwissenschaften, Kunstgeschichte, Philosophie 605/202.01

Bildende Kunst (2. Studienabschnitt): Wissenschaftliche und forschende Praxis: frei wählbar aus wissenschaftliche und forschende Praxis 605/202.80

Design: Angewandte Fotografie und zeitbasierte Medien (2. Studienabschnitt): Methodische und theoretische Grundlagen: Geistes- und Kulturwissenschaften 626/203.02

Cross-Disciplinary Strategies (Bachelor): Philosophie: Vertiefungs-/Anwendungsphase 700/003.20

Mitbelegung: möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: möglich