Utopia-Land – alles ist möglich

Nichts regt die Phantasie so an wie die Erfindung eines ganz eigenen Reichs mit selbst geschaffenen Regeln, Symbolen und fiktivem Staatsgebiet. Die Motivation scheint eine attraktive Mischung aus absoluter Freiheit in jeder Entscheidung und der Schaffung einer eigenen Identität nach ganz persönlichen Vorstellungen zu sein. Für viele ist es eine Möglichkeit, bürokratischen oder komplexen Rahmenbedingungen zu entkommen und eine ideale Welt auf einem „weißen Blatt Papier“ zu entwerfen. Solche Mikronationen funktionieren als Entität wie ein utopisches Manifest, das Optionen zur Veränderung anschaulich in den Raum und damit zur Diskussion stellt.

Ganze Foren füllen ein große Zahl von Phantasiestaaten, die bis ins Detail ausgestaltet sind. Von Phantasiename, Leitspruch, Landkarte, Regierungsform, Verfassung oder Regeln bis zur eigenen Währung oder dem Reisepass sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Die Bürger:innen der selbsternannten Nationen sind digital im regen Austausch und unterhalten oft „diplomatische“ Beziehungen mit Nachbarnationen – ganz wie im echten Leben. Real sind Mikronationen meist nur im Internet oder auf dem Papier, denn völkerrechtlich anerkannt sind sie natürlich nicht.

Der österreichische Künstler Robert Jelinek hat mit seinem Staat SoS von 2003 – 2013 viele künstlerische Interventionen mit realem gesellschaftlichem Impact umgesetzt. So hatte der fiktive Staat 2011 beachtliche 14.000 Bürger:innen.

In der Lehrveranstaltung erforschen wir die Welt der Mikronationen, gründen selbst einen virtuellen Staat und verfassen ein Manifest, das auf der Idee der positiven Veränderung basiert. Dieser fiktiven Identität geben wir ein reales visuelles Gesicht, gestalten den Auftritt und kommunikative Interventionen.

Humorvolle, ironische und provokante Zugänge sind willkommen, reaktionäre werden ganz klar nicht geduldet. Statt territorialer Scheinstaaten widmen wir uns virtuellen Fantasiestaaten, die Menschen mit neuen Ideen inspirieren.

Bewertet werden Research, inhaltliche Vision & Formulierung, eigenständige Interventionsideen sowie die Gestaltung der eigenen Nation, ein Fokus liegt auch auf der Zwischen- und Abschlusspräsentation.