Mein Herzensclub – Kult & Design im Fußball

Violett oder Grün? Schwarz oder Rot? Im Fußball gleicht eine Farbe einem Glaubensbekenntnis. Mit der Farbe ist man Teil einer Bewegung, teilt die Werte und fiebert mit. Da passiert es schon, daß ein eingefleischter Fan sich das Hausdach in den Vereinsfarben deckt oder das Wappen des Lieblingsvereins auf den Oberarm tätowieren lässt. Entsprechend sensibel ist die Community aber auch bei Veränderung, vor allem wenn es um Werte – aber auch Design – geht.

Viele Fan-Communities verteidigen den unabhängigen Auftritt „ihres“ Vereins. Im Gegenzug zu den börsennotierten Großclubs mit konzerngleichen Corporate Identities lag bei vielen Traditionsclubs die Gestaltung oft in den Händen der Fans: improvisiert, aber authentisch. Beeindruckend ist es allemal, wenn man die lebendigen Choreografien in den Fankurven sieht. Mit der zunehmenden Professionalisierung im Rasensport ist Design auch im Fußball angekommen.

Die Essenz des Auftritts ist das Trikot einer Mannschaft. Hier verbinden sich alle Designbausteine einer starken Identity: Die traditionellen Vereinsfarben, das Vereinswappen, Spielername, Rückennummer und Sponsoren. Gemeinsam drücken sie die Seele des Clubs aus.

Trikots sind Sammlerstücke und Fashion-Items zugleich. Getragen werden sie nicht nur im Stadion, sondern auch beim Ausgehen, von Celebrities auf der Konzert-Bühne oder am Laufsteg. Kooperationen sind angesagt. So entwarf Pharell Williams eine Trikotlinie für führende Fußballclubs im Auftrag des großen Ausstatters addidas. Das aktuelle Redesign für den FC Venezia vom Münchner Designbüro Mirko Borsche inszeniert seine nostalgische Jersey-Linie als Fashion-Item vor allem auf Social Media und spricht damit ganz gezielt Venedig-Tourist:innen an. Die Fans von Juventus haben ihrem Club das (grafisch gute) Redesign noch immer nicht verziehen, weil der Bruch zum alten Design zu stark war. Inter Mailand hat daraus gelernt. Im Designprozess wurde die Community verstärkt eingebunden, die Akzeptanz ist deutlich höher. Ein ganz anderes Statement setzt der als Genossenschaft geführte Mitglieder:innen-Verein FC St. Pauli. Die neue, linkskursive Hausschrift vom Typografen Christoph Koeberlin soll durchaus als politisches Statement verstanden werden.

Dieser Kurs ist eine Einladung zur gestalterischen Spurensuche von Kult & Identität im Fußball, von Evolution & Revolution im Design, der Kraft von Typografie und der visionären Entwicklung von Trikots als Ausdruck einer überzeugenden Haltung.

Die Lehrveranstaltung findet in Kooperation mit der LV Typografie 2 von Johannes Lang statt. Mit seinem Gast und Typedesigner Stefan Ellmer konzentriert er sich auf Fonts und im Speziellen auf Zahlen im Fußball.

https://base.uni-ak.ac.at/courses/2025S/S03416/

https://www.langustefonts.com/

http://www.ellmerstefan.net/

Bewertet werden Research zum Thema, persönlicher Designansatz und die Umsetzung am Platz / Trikot. Beachte, daß jedes Spiel zählt.