In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit Makrostrukturen von Lyrik: mit Möglichkeiten, Motive, Themen und Stoffe nicht nur in einzelnen Gedichten, sondern  in Gedichtsequenzen, Abteilungen und ganzen Gedichtbänden zu organisieren. 

Konkret schauen wir uns Formen an, Lyrik intra- und, das vor allem, supratextuell zu organisieren: Gedichte in Abteilungen anzulegen, mit Diptychen und Triptychen zu arbeiten, lose Textfolgen an einem Thema entlang zu entwickeln, formal definierte Zyklen, serielle Strukuren und anderes mehr. Die Arbeit mit solchen Strukturen erweitert bestehende und eröffnet neue Möglichkeiten, einen Gegenstand mit lyrischen Mitteln komplex aufzufassen, ihn narrativ oder szenisch auszubauen, ihn zu perspektivieren und als essayistische Konstellation zu behandeln. Einige solcher Formate geben die Freiheit, unterschiedliche lyrische Formen zu verknüpfen, Lyrik- und Prosanotationen aufeinander zu beziehen und nicht zuletzt auch, intermeldial zu arbeiten und projektförmig zu denken.  Wir betrachten in dem Zusammenhang auch Möglichkeiten, Informationen in Peritexte wie Apparate, Anmerkungen, Vorsätze und Titel aus Gedichten aus oder in sie einzulagern.  Wir schauen uns historische und gegenwärtige Beispiele textübergreifend organisierter Lyrik daraufhin an, was ihre Anlage  als ‚Supratext‘ jeweils ermöglicht –  vor allem aber wird es natürlich darum gehen, was sich für das eigene Schreiben daraus mitnehmen lässt. Mit Blick auf Schreiberfahrungen und -vorhaben der Studierenden diskutieren wir, was sich unter einem lyrischen Projekt (Svantje Lichtenstein) verstehen lässt.  

Vor Seminarbeginn – bis zum 15.10. – wird ein Reader und eine Liste mit Lektüreempfehlungen zum Thema bereitgestellt. Da es sich um ein Seminar für das MA-Studium handelt, besteht die Möglichkeit, Arbeiten der Studierenden einbeziehen und zu diskutieren. Raum dafür wird es im zweiten Seminarblock geben.

Voraussetzung für den Punkteerwerb ist die Teilnahme an beiden Seminarblöcken und allen Seminartagen. Außerdem ist eine Seminararbeit zum Thema zu schreiben, die praktisch (eigene Texte mit Reflexion bzw. Arbeitsbericht zum Thema des Seminars) oder poetologisch (auf schreibpraktische Aspekte orientierte Auseinandersetzung mit den Texten, die wir in den Seminaren diskutieren, nach Absprache gern auch mit weiteren) angelegt sein kann. Die genauen Modalitäten werden wir im Seminar besprechen.