Für das Theater schreiben und vom Theater leben lernen

Was ist ein Theatertext und was unterscheidet diese literarische Gattung von Prosa und Lyrik? Was kennzeichnet das dramatische Denken und was bedeutet szenisches Schreiben? Was meint das Hölderlinsche "Rede gegen Rede"? Was heißt es, für Körper zu schreiben, deren Stimmen und Bewegungen einen Raum konstituieren? Was zeichnet diesen gemeinsamen Raum von Spieler*innen und Zuschauer*innen aus? Braucht ein Theatertext Figuren und was ist eine Figur? Braucht eine Figur eine Biografie und einen "Weg"? Dialoge oder Textflächen schreiben? Was meint man mit der Forderung, in Situationen und Konflikten zu denken? Auf welche Weise und auf welchen Wegen hat sich das (Sprech)Theater vom griechischen Drama über das klassische (französische) Drama, das Theater des 19. Jahrhunderts und das epische Theater bis zum postdramatischen Theater mit seinen zahlreichen neuen Theater- und Performanceformen entwickelt?

In dieser Lehrveranstaltung werden wir diese Fragen beantworten und das auf Grundlage der Lektüre und Diskussion einiger wichtiger Texte der Dramenliteratur. Ich habe folgende Stücke - zwischen Antike und Gegenwart hin und her springend - ausgewählt: Sophokles "Antigone", Bertolt Brecht "Die Maßnahme", Heiner Müller "Mauser", Sarah Kane "Crave" und "Phaedra's Love", René Pollesch "Heidi Hoh arbeitet hier nicht mehr". 

Aber es soll nicht nur gelesen, sondern auch geschrieben werden. Im Lauf des Semesters soll ein eigenständiger, kurzer (ein- bis zweiseitiger) Theatertext entstehen, der in der Lehrveranstaltung szenisch gelesen präsentiert werden soll.

Grundlage für die Benotung ist der selbstständig verfasste Text sowie die regelmäßige Teilnahme an der LV und die Mitarbeit in den Diskussionen.

Geplant ist, dass wir im Lauf des Semesters ein- oder zweimal gemeinsam ins Theater gehen.