Kurzprosa

Franziska Füchsl
Institut für Sprachkunst, Institut für Sprachkunst
2024S, Vorlesung und Übungen (VU), 4.0 ECTS, 2.0 SemStd., LV-Nr. S05129

Beschreibung

„Prosa kann ich definitiv ausschließen als Gattung“, schreibt Margret Kreidl sehr prosaisch und setzt zum Glück fort: „Ich will das Erzählen nicht den Prosaautoren überlassen.“ Prosa wird gemeinhin als ungebundene Sprache scharf abgegrenzt von Dichtung, Gebundenem, einem Bund Schnittblumen z.B., als entstehe Prosa mit losgelassenem Züngeln, frei von der Leber weg, quasi: Wie hineingeschrien wird, tönt die Prosa zurück. So entstehen Romane am laufenden Band, die die, die lesen, nicht aus den Augen lassen, Texte, die die Gedanken derer, die lesen, beim Lesen beschatten, unaufhaltsame Prosa. Kaum ein Gedanke lässt sich fassen, sich von ihm in die Tiefe ziehen zu lassen, in einen Aufenthalt im Text.
Die Texte, die wir gemeinsam lesen und uns vortragen werden, sind alles andere. Obwohl es Texte sind, die die, die lesen, im Ganzen aufgeschlagen liegen lassen (pi mal Daumen), sind sie nicht kurz; obwohl sie erzählen, dichten sie, und wir vergreifen uns nicht im Ton, wenn wir gerade im behelfsmäßig ‚Kurzprosa‘ Genannten nach den großen greifen. Es sind Texte, die den Eindruck erwecken, die, die sie schrieben, haben mit ihnen Hauptwerke geschrieben. Sie lassen sich nicht vom Blatt weg lesen, sondern wollen angeschaut und ausgehorcht werden: „das Zusammensehen aller Wandlungen in der Ruhe des Wortes.“ (Martin Buber)

Unser Lektürecorpus cropst sich aus voraussichtlich folgenden Autor*innen: Adelheid Duvanel, Bessie Head, Samuel Beckett, Virginia Woolf, Robert Musil, Elfriede Gerstl, Valzhyna Mort, Elias Canetti, Athena Farrokhzad, Ilse Aichinger, Ursula Le Guin, Yoko Tawada, Barbara Köhler, Ingeborg Bachmann, G*tt übersetzt von Martin Buber und Franz Rosenzweig, Franz Kafka, Gertrude Stein, Amos Tutuola …

Die Text(e/-konstellationen) nehme ich beim ersten Treffen mit.


Die Teilnehmer*innen wählen außerdem selbstständig aus den folgenden Werken zur vorauseilenden, spätestens aber begleitenden, poetologischen Lektüre etwas aus:
Margret Kreidl: Zitat, Zikade. Zu den Sätzen
Inger Christensen: Der Geheimniszustand und Gedicht vom Tod
Ilse Aichinger: Es muss gar nichts bleiben. Interviews.
Yoko Tawada: Eine Zungengymnastik für die Genderdebatte
Franz Josef Czernin: Das Labyrinth erst erfindet den roten Faden

Prüfungsmodalitäten

laut und luises Lesen

Gesprächsbeteiligung aus der Lektüre heraus

eigene ‚Kurzprosa‘ (Versuch eines Hauptwerks)

Schlagwörter

Literatur

Termine

11. April 2024, 15:00–18:00 Seminarraum 31
18. April 2024, 15:00–18:00 Seminarraum 31
25. April 2024, 15:00–18:00 Seminarraum 31
02. Mai 2024, 15:00–18:00 Seminarraum 31
06. Juni 2024, 15:00–18:00 Seminarraum 35
13. Juni 2024, 15:00–18:00 Seminarraum 35
20. Juni 2024, 14:00–18:30 Seminarraum 35

LV-Anmeldung

Von 05. Februar 2024, 00:00 bis 01. März 2024, 00:00
Per Online Anmeldung

Sprachkunst (Bachelor): Literarische Gattungen (Kurzprosa, Lyrik, Essay, Drama, Romanformen): Kurzprosa 170/003.21

Mitbelegung: möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: möglich