Die Ästhetik der Gartenzwerge

Franz Schuh
Institut für Bildende & Mediale Kunst, TransArts
2023S, wissenschaftliches Seminar (SEW), 4.0 ECTS, 3.0 SemStd., LV-Nr. S04609

Beschreibung

Manche Menschen halten Vorträge, schreiben Aufsätze oder Bücher und es fragt sich, wie kommen sie auf die Idee, dass vor ihnen niemand wusste, was sie entdeckt zu haben glauben. Es ist geradezu das Problem, dass Kunstfragen schon in der Antike, vor allem von Plato und Aristoteles, diskutiert wurden, und erst recht in der Neuzeit, von Kant oder Hegel. Das heißt eben nicht, dass mit den Alten die Sache der Kunst ausdiskutiert wäre. Man kann aber behaupten, dass das Nachdenken über Kunst jeweils andere Schwerpunkte und Akzente setzt, die das Thema zwar unterschiedlich behandeln, ohne aber vorangegangene Überlegungen überflüssig zu machen.

Das Seminar widmet sich einer solchen Tradition, für deren Begriffe man den § 50 von Kants „Kritik der Urteilskraft“ als Anfang nehmen kann. Kant trägt mit entschiedenem Ton eine These vor, die seit der Romantik gar nicht mehr geboten erscheint. Die These lautet, dass im Falle eines Konflikts zwischen dem genialischen Agieren eines Künstlers und der Disziplinierung durch den gesellschaftlich eingespielten „Geschmack“ gegen das Genie Partei zu ergreifen ist. „Der Geschmack“, sagt Kant, „ist die Disziplin (oder Zucht des Genies), beschneidet diesem sehr die Flügel und macht es gesittet oder geschliffen.“ Diese Behauptung macht den gesellschaftlich eingespielten Geschmack zum Mitarbeiter des geglückten Kunstwerks, das sich von den Gefahren des Wildwuchses und Eigensinns befreit hat.  Ein „Modernist“ würde auf der Autonomie der Kunst bestehen und alles Mögliche als ihren Mitarbeiter akzeptieren, aber sicher nicht den vorherrschenden Geschmack.

Im zwanzigsten Jahrhundert hat der Soziologe Pierre Bourdieu in seiner Studie „Die feinen Unterschiede“, sich auf Kants „Kritik der Urteilskraft“ berufend, gelehrt, dass ästhetische Urteile nicht von der Teilhabe am Höheren beflügelt sind, sondern dass sie einen Reflex auf soziale Entscheidungen, Unterscheidungen, Verwerfungen und Erfahrungen darstellen. In diesem Sinn hat der österreichische Soziologe Gunter Falk in einem Essay mit dem Titel „Gartenzwerge, Staatsoper, Steppenwolf, und Django Reinhardt“ das gläufige, die Gartenzwerge verachtende ästhetische Urteil einer Kritik unterzogen.

Prüfungsmodalitäten

Abgabe einer schriftlichen Arbeit

Anmerkungen

begrenzte Teilnehmer:innenzahl (max. 15 Personen)
Unterrichtssprache ist Deutsch

Termine

11. Mai 2023, 15:00–19:00 Seminarraum 27
12. Mai 2023, 15:00–19:00 Seminarraum 26
15. Mai 2023, 15:00–19:00 Seminarraum 26
16. Mai 2023, 15:00–19:00 Seminarraum 26
17. Mai 2023, 15:00–19:00 Seminarraum 26

LV-Anmeldung

Von 13. Jänner 2023, 11:20 bis 05. März 2023, 23:50
Per Online Anmeldung

Lehramt: Unterrichtsfach kkp (Bachelor): Wissenschaftliche Praxis: FOR: Lehrveranstaltungen nach Wahl aus Wissenschaftliche Praxis 067/003.80

Lehramt: Unterrichtsfach kkp (Master): Wissenschaftliche Praxis: Lehrveranstaltung nach Wahl aus wissenschaftlicher Praxis, SE 067/003.80

Lehramt: Unterrichtsfach tex (Master): Wissenschaftliche Praxis: Lehrveranstaltung nach Wahl aus wissenschaftlicher Praxis, SE 071/003.80

Lehramt: Unterrichtsfach dae (Master): Wissenschaftliche Praxis: Lehrveranstaltung nach Wahl aus wissenschaftlicher Praxis, SE 072/003.80

Lehramt: Unterrichtsfach dex (Bachelor): Wissenschaftliche Praxis: FOR: Lehrveranstaltungen nach Wahl aus Wissenschaftliche Praxis 074/003.80

Lehramt: Unterrichtsfach dex (Master): Wissenschaftliche Praxis: Lehrveranstaltung nach Wahl aus wissenschaftlicher Praxis, SE 074/003.80

TransArts - Transdisziplinäre Kunst (Bachelor): Theoretische Grundlagen: Theoretische Grundlagen 180/003.01

Design: Grafik Design (2. Studienabschnitt): Theoretische Grundlagen: Geistes- und Kulturwissenschaften 576/203.02

Bildende Kunst (2. Studienabschnitt): Künstlerische und forschende Praxis: Schreiben und Sprechen über Kunst, Kontextualisierung der eigenen Arbeit 605/201.04

Design: Angewandte Fotografie und zeitbasierte Medien (2. Studienabschnitt): Methodische und theoretische Grundlagen: Geistes- und Kulturwissenschaften 626/203.02

Mitbelegung: möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: möglich