Kunst- und kulturwissenschaftliches Kolloquium

Helmut Draxler
Institut für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung, Kunsttheorie
2023S, Kolloquium (KOL), 8.0 ECTS, 2.0 SemStd., LV-Nr. S04326

Beschreibung

Der Streit

(Helmut Draxler gemeinsam mit Anna Spohn und Gästen)

Das Kolloquium dient in erster Linie dem gemeinsamen Erarbeiten von übergreifenden thematischen und methodischen Fragen. Insbesondere soll das Kolloquium die Themenwahl und die Konzentration auf eine bestimmte Problem- oder Fragestellung  begleiten. Beispielhaft hierfür werden wir uns mit dem Thema des Streits beschäftigen. Streit steht heute für ein elementares Moment der politischen, medialen und akademischen Kultur. Er wird – gegenüber der konsequenten Streitvermeidung in disziplinarisch ausgerichteten Kulturen - zunehmend positiv bewertet, und ist doch in seinen negativen Folgen oft unabsehbar. Ob als Meinungs-, Glaubens- oder Beziehungsstreit, ob als politischer Kampf oder gar als Krieg verstanden, stets scheinen sich innere und äußere Konflikte ebenso schwer voneinander abgrenzen zu lassen wie die jeweils damit verbundene Wahrheitssuche von der bloßen Durchsetzung von Interessen. Der Streit scheint mithin unmittelbar mit unseren Vorstellungen von Subjektivität und Autonomie zu tun zu haben; die Fähigkeit zu streiten markiert ein Existenzideal, das der Notwendigkeit zur individuellen Positionierung in den akademischen, künstlerischen, medialen oder politischen Feldern entspricht.

 

Streit kann sachlich wie unsachlich oder polemisch bis hin zur Degradierung der widerstreitenden Positionen reichen; er kann konsensorientiert oder pur konfrontativ ausfallen. Er entwickelt seine eigene Logik zwischen Eskalation und Deeskalation. Seine dominante Wahrheit scheint darin zu bestehen, dass er nur mehr vorübergehend ausgesetzt werden kann; alles andere verfiele dem Verdikt von falscher Versöhnung, Anpassung oder Selbstpreisgabe. Mithin scheint der Streit tatsächlich eine onto-anthropologische Dimension angenommen zu haben, die jede ethische Reflexivität aussetzt. Damit untergräbt er jedoch seine eigene Potenzialität. Das heißt, der Streit braucht als Streit ein Moment des Unstrittigen und damit der Reflexion über seine eigene Form ebenso wie über die jeweilige Motivation, die in antreibt. Nur so kann er seiner eigenen Kulturalisierung widerstehen.

 

Literatur:

Judith Butler, Kritik der ethischen Gewalt, Frankfurt am Main (Suhrkamp) 2003.

Donald Kagan, Charles D. Hamilton, Peter Krentz (Hg.), Polis and Polemos: Essays on Politics, War, & History in Ancient Greece. In Honor of Donald Kagan, New York (Regina Books) 1997.

Jean-Francois Lyotard, Der Widerstreit, München (Wilhelm Fink) 1989.

Jacques Rancière, Das Unvernehmen, Frankfurt am Main (Suhrkamp) 2002.

Ernst Bloch, Kampf, nicht Krieg: Politische Schriften 1917 – 1919, Frankfurt am Main (Suhrkamp) 1986.

Arthur Schopenhauer, Eristische Dialektik: Die Kunst, Recht zu behalten. Kunst des Streitens, Kunst des Disputierens (ca. 1830), e-artnow, 2014.

Max Scheler, Das Ressentiment im Aufbau der Moralen (1912), Frankfurt am Main (Klostermann) 2004.

Prüfungsmodalitäten

Anwesenheit, Mitarbeit, Seminararbeit

Termine

17. März 2023, 14:30–17:30 Seminarraum 20
24. März 2023, 14:30–17:30 Seminarraum 20
21. April 2023, 14:30–17:30 Seminarraum 20
05. Mai 2023, 14:30–17:30 Seminarraum 20
19. Mai 2023, 14:30–17:30 Seminarraum 20 , „ENTFÄLLT: Rektorstag“
09. Juni 2023, 13:30–16:30 Seminarraum 20
23. Juni 2023, 14:30–17:30 Seminarraum 20

LV-Anmeldung

Bis 17. März 2023, 12:00
Per Online Anmeldung

Kunst- und Kulturwissenschaften (Master): Kunst- und kulturwissenschaftliche Kolloquien: Kunst- und kulturwissenschaftliches Kolloquium 1-4 568/002.01

Mitbelegung: nicht möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: nicht möglich