Methodologien der Un_Sichtbarkeit: Gender & Sexualität, Kunst - Theorie - Praxis

Sascha Alexandra Zaitseva
Institut für Kunst und Technologie, Keramikstudio
2023S, Projektarbeit (PA), 8.0 ECTS, 2.0 SemStd., LV-Nr. S04282

Beschreibung

Diese Lehrveranstaltung ist eine Kooperation mit dem Institut für  Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien.

Die Lehrveranstaltung wird im Team-teaching-format abgehalten.

Lehrende:

Katharina Maria Wiedlack: katharinawiedlack.com

Anna T.: annatee.co.uk

Sascha Alexandra Zaitseva: 2517.at

Neben den regulären Lehrveranstaltungszeiten ist eine Fokusweek geplant: 8.05. - 12.05.

Für die Ausführung der entwicketen Ideen können/sollen die Studierenden auch während der Öffnungszeiten des Keramikstudios kommen.

Inhalt

Diese Lehrveranstaltung ist eine Kooperation zwischen dem MA Gender Studies, dem FWF-Projekt "Magic Closet and the Dream Machine" (Inst. für Anglistik, Uni Wien) und dem Keramikstudio der Universität für angewandte Kunst Wien. Die Studierenden dieses Kurses werden sich durch theoretische Diskussionen und künstlerische Praktiken mit dem Thema Un_Sichtbarkeit auseinandersetzen.

Sichtbarkeit hat einen wichtigen Platz in queer-feministischen, rassenkritischen und behindertenpolitischen Politiken. Sichtbarkeit wird als notwendig angesehen, um soziale Anerkennung und Gleichheit zu erlangen. Praktiken der Unsichtbarmachung sind oft gewalttätig. Sie durchdringen z.B. Medien, die soziale Homogenität darstellen, anstatt die vielfältigen Lebensstile und Menschen zu zeigen, die die Gesellschaft tatsächlich ausmachen. Auch rechtliche und andere wichtige staatliche und gesellschaftliche Diskurse machen unsichtbar und verweigern damit Anerkennung, Gleichheit und Inklusion, sei es aufgrund von Rassifizierung, Migrationsbiografie, Geschlecht, Klasse oder Behinderung.

Doch Sichtbarkeit ist ambivalent. Nordwesteuropäische feministische und queere rassismuskritische Politiken und Aktivismen gehen oft davon aus, dass mehr Sichtbarkeit auch mehr politische Präsenz, mehr Partizipation und mehr Zugang zu Privilegien bedeutet. Solche Politiken übersehen die komplexen Prozesse, die im Feld der Sichtbarkeit ablaufen. Daher ist es wichtig, darüber nachzudenken, "wer, in welchem Kontext, was zu sehen bekommt - und vor allem: wie, das heißt, in welcher Form und Struktur." (Schaffer 2008: 12)

Außerdem sind Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit nicht notwendigerweise stabile binäre Gegensätze. Was passiert, wenn Bedeutung verborgen wird und eine neue Art von Sprache entsteht? Was passiert, wenn Nekropolitik im öffentlichen Raum thematisiert werden muss? Was geschieht, wenn anonyme Kunst im öffentlichen Raum erscheint?

Die Studierenden bekommen einen theoretischen Überblick über das Potential von Begriffen wie Opacität und Unsichtbarkeit, Sichtbarkeit und Transparenz usw., wie sie in den Gender-, Queer- und postkolonialen Theorien  verwendet werden. Darüber hinaus werden eine Vielzahl von Möglichkeiten vorgestellt, wie Methoden der Un_Sichtbarkeit von Minderheiten, Künstlern und Theoretikern in der zeitgenössischen Kultur und Kunst verwendet werden.

Durch die künstlerisch-praktische Komponente (im Keramik-Atelier der Universität für angewandte Kunst Wien unter der Leitung von Sascha Zaitseva) erhalten die Studierenden die Möglichkeit, mit Ton und anderen Materialien zu experimentieren und sich kreativ den im theoretischen Teil des Seminars diskutierten Themen zu nähern.

Dieses interdisziplinäre Seminar ist ein Experiment für uns alle, um zu diskutieren, zu spielen, zusammenzuarbeiten und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Es ist nicht als ergebnisorientiertes oder Expertise zeigendes Format gedacht. Es ist den Lehrenden bewusst, dass Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund und unterschiedlichem Erfahrungsgrad in Theorie und künstlerische Praxis teilnehmen werden, und wir wollen Platz für alle schaffen.

Die Teilnehmer sind herzlich eingeladen, das Keramikstudio an anderen Tagen selbständig zu besuchen, um sich weiter mit den Materialien vertraut zu machen und zu experimentieren.

 

Wir laden die Teilnehmer*innen ein sich lustvoll mit uns auf die Theorie, verschränkt mit künstlerischer Praxis, einzulassen. Es handelt sich um ein Seminar, bei dem unerwartete Ergebnisse erwartet werden, und als solches ist es wichtig, offen für das Lernen und den Austausch zu sein.

Die Materialien für das Seminar werden zur Verfügung gestellt.

Methoden

Jede Seminarsitzung wird sich auf eine thematische Achse konzentrieren (z.B. was meinen wir, wenn wir von Unsichtbarkeit und Unsichtbarmachung sprechen, was ist Opazität und wie funktioniert sie in einem postkolonialen Kontext).

Das Seminar basiert auf kollaborative Lernformen und fördert den Austausch zwischen den Studierenden. Es werden verschiedene Formate eingesetzt: Kurzvorträge, Filmvorführungen, Diskussionen und künstlerische Praxis/Experimente mit Materialien.

 

Das Seminar besteht sowohl aus einem theoretischen Teil als auch einem “direkten Griff” in das Material Keramik. Die Möglichkeiten und die wichtigsten Techniken der Keramik werden im Seminar vorgestellt, so dass auch Studierende ohne Vorkenntnisse fähig sein werden, ihre im Seminar entstandenen Ideen umzusetzen. Außerdem besteht die Möglichkeit einer intensiveren Betreuung innerhalb der geplanten Fokus Week. 

Es wird erwartet, dass neben der theoretischen Auseinandersetzung auch Ideenskizzen für das Seminar gesammelt und vorbereitet werden. 

Ziele

Die Studierenden erforschen, wie Unsichtbarkeiten und Sichtbarkeiten die Handlungsfähigkeit und das Empowerment von minoritären Subjekten bestimmen und informieren und setzen sich mit einem umfangreichen Vokabular an theoretischen Begriffen aus den vier Hauptdisziplinen (Gender, Queer, Postcolonial und Cultural Studies) auseinander. Darüber hinaus werden die Studierenden die Möglichkeit haben, ihr Wissen aus einer Disziplin in eine andere zu übertragen (Kunst <-> Theorie).

Gemeinsam und auf der Grundlage wissenschaftlicher Literatur und Analysen werden wir diskutieren, was es bedeutet, Subjekte und Gruppen durch unsere eigene akademische Forschung, unseren Aktivismus und unsere künstlerische Praxis un_sichtbar zu machen. Im Zusammenhang mit dieser Selbstbefragung werden wir die komplizierten Beziehungen zwischen Macht, Handlungsfähigkeit, Anerkennung und Sichtbarkeit im Detail analysieren. Die Studierenden werden mit Werkzeugen ausgestattet, um kulturelle Texte (einschließlich Bilder, Filme und Kunstobjekte) zu analysieren und in der Lage sein, Theorie und Praxis zu synthetisieren, während sie sich auf Fragen der Un_Sichtbarkeit unter Berücksichtigung von Geschlecht, Sexualität, Klasse, race, Fähigkeiten und kulturellen Kontexten intersektionell konzentrieren. Vor allem aber werden sie Formen der Un_Sichtbarkeit und Opazität nicht nur als theoretisch potente Konzepte und Theorien, sondern auch als wissenschaftliche und künstlerische Formen der Wissensproduktion untersuchen.

Der Kurs führt die Studierenden in methodische Ansätze ein, die sie in ihrer eigenen Arbeit kritisch anwenden können (z.B. bei der Recherche und kleinere Analyseübungen).

Die Erfahrung einer direkten Visualisierung der eigenen Ideen durch das Material Keramik wird auf allen Ebenen ermöglicht und gefördert. Darüber hinaus wird ein Einblick in eine derkreati ältesten Werkstätten der Universität für angewandte Kunst gewährt. Durch diese Kooperation wollen wir Missverständnisse, Berührungsängste, Trennlinien und Wertungen zwischen der geistigen Arbeit und der Arbeit der Hand auflösen oder zumindest lockern. 

Anmerkungen

Sprachen

Das Seminar wird in deutscher und englischer Sprache abgehalten. Die Besprechung der theoretischen Texte erfolgt auf Englisch, der Unterricht in der Keramikwerkstatt auf Deutsch. Bitte beachten Sie, dass das Seminar in beiden Sprachen abgehalten wird und nicht von einer in die andere Sprache übersetzt wird. Die Teilnehmenden müssen sich in beiden Sprachen verständigen können.

Termine

10. März 2023, 13:30–16:30 Keramikstudio
17. März 2023, 13:30–16:30 Keramikstudio
24. März 2023, 13:30–16:30 Keramikstudio
31. März 2023, 13:30–16:30 Keramikstudio
21. April 2023, 13:30–16:30 Keramikstudio
28. April 2023, 13:30–16:30 Keramikstudio
05. Mai 2023, 13:30–16:30 Keramikstudio
16. Juni 2023, 13:30–17:30 Keramikstudio

LV-Anmeldung

Die Online Anmeldung wurde bereits geschlossen

Lehramt: Unterrichtsfach kkp (Bachelor): Weitere Schwerpunkte: Diversity, Gender und Queer Studies 067/030.05

Lehramt: Unterrichtsfach dex (Bachelor): Weitere Schwerpunkte: Diversity, Gender und Queer Studies 074/030.05

TransArts - Transdisziplinäre Kunst (Bachelor): Künstlerische und kunsttechnologische Grundlagen: Künstlerische und kunsttechnologische Grundlagen 180/002.01

Expanded Museum Studies (Master): Wahlfächer: Gender Studies 537/080.34

Bühnengestaltung (1. Studienabschnitt): Kunsttheorie und Kulturwissenschaften: Gender Studies 542/107.06

Bühnengestaltung (2. Studienabschnitt): Kunsttheorie und Kulturwissenschaften: Gender Studies 542/207.06

Medienkunst: Transmediale Kunst (2. Studienabschnitt): Wissenschaft, Theorie und Geschichte : Genderstudies 566/208.07

Medienkunst: Digitale Kunst (2. Studienabschnitt): Wissenschaft, Theorie, Geschichte: Genderstudies 567/208.07

Bildende Kunst (2. Studienabschnitt): Künstlerische und forschende Praxis: Angebote außerhalb des ZKF 605/201.02

Bildende Kunst (2. Studienabschnitt): Künstlerische und forschende Praxis: frei wählbar aus künstlerische und forschende Praxis 605/201.80

Bildende Kunst (2. Studienabschnitt): Wissenschaftliche und forschende Praxis: Gender Studies 605/202.10

Bildende Kunst (2. Studienabschnitt): Technischer Kontext künstlerischer Praxis: frei wählbar aus technischer Kontext künstlerischer Praxis 605/203.80

Design: Angewandte Fotografie und zeitbasierte Medien (2. Studienabschnitt): Technische Grundlagen: Projektarbeiten Werkstätten - Materialkunde 626/204.20

Cross-Disciplinary Strategies (Bachelor): Philosophie: Vertiefungs-/Anwendungsphase 700/003.20

Mitbelegung: nicht möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: nicht möglich