Es ist bekannt, dass das Wetter ein deterministisch chaotisches System ist und vermutlich ist die Frage einer nachhaltigen Gestaltung der Umwelt eine hochgradig komplexe, die Umwelt inklusive des menschlichen Tuns, ein hochgradig komplexes System.

Es gibt keine letzt- oder allgemeingültige Bewertungsschema für die ökologische Verträglichkeit von Gebäuden oder gar städtebaulichen Entwicklungen, dazu erscheint das Thema zu komplex. Es gibt aber eine hinreichende Anzahl notwendig unvollkommener Schemata, die man heranziehen kann.
In diesem Seminar werden wir ein intuitives Verständnis für diese Schemata entwickeln, sodass unsere Entwurfsergebnisse selbst zur Einbindung in nachhaltige Kreisläufe und zu nachhaltigen Lebensweisen führen.

Der Beitrag der Architekten liegt in einer grundsätzlich richtigen Anordnung. Diese muss aber in die Gesamtheit architektonischer Fragen eingebettet sein, also von bautechnischen Fragen, über Fragen der Funktionalität und soziologischen Fragen bis zu kulturellen und künstlerischen Antworten gehen. Vor allem durch den kulturellen Aspekt unterscheidet sich die Verantwortung des Architekten deutlich von rein technischen Verantwortlichkeiten und vor allem hierin liegt die Bedeutung der Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit durch Architekten.
In der „entwurfsgenetischen“ Einbettung ökologischer Anliegen liegt der Schlüssel zur klimagerechten Gestaltung der Umwelt. Um der Komplexität der Nachhaltigkeitsfrage gerecht zu werden und um unerwartete Ansätze erkennen und entwickeln zu können, ist das Aneignen physikalischer Kenntnisse zur Bilanzierung von Bedürfnisse (nicht Bedarfe) und Schaffen (nicht Produktivität) sowie von Techniken zur Simulation physikalischer Ereignisse erforderlich.

In einer Reihe von Vorträgen von meiner Seite und diskursiven Skizzen und Entwürfen von Ihrer Seite diskutieren wir die Bedeutung von Nachhaltigkeit und die Möglichkeiten einer nachhaltig gebauten Umwelt.

Die Seminarbeiträge sind digital zu dokumentieren (z.B. als PDF-Booklet) und diese Dokumentation ist Grundlage für die Bewertung.

Die Verfügbarkeit von Spezialwissen durch Experten birgt aber die Gefahr einer „intellektuellen Trägheit“ der für die Gestaltung der gebauten Umwelt zuständigen Architektinnen und Architekten in sich und führte auch an manchen Architekturfakultäten zu einer Reduktion technisch-naturwissenschaftlicher Inhalte.
An der Angewandten konnten wir zeigen, dass das nicht notwendig ist. Im Gegenteil, durch die Fortschritte der digitalen Möglichkeiten im Informationszeitalter kann diese Trennung verwischt werden wir nie zuvor. Natürlich wird es für die Realisierung immer auch die Spezialisten brauchen. Aber das Wort τέχνη kommt aus dem Griechischen und umfasst Kunst, Technik und Wissenschaft gleichermaßen – es umfasst alles, was mit einem τέλος, einer Absicht, in Gang gesetzt wird, ein Kunstwerk genauso wie ein Uhrwerk oder eben Tragwerk.
Im frühen Entwurfsstadium, wo das Einarbeiten physikalischer Tatsachen schon aus ökologischen und ökonomischen Gründen unerlässlich wäre, stehen große Expertenteams nicht zur Verfügung.