Faktuales Schreiben

Man hat uns beigebracht, dass Literatur nur dann Literatur ist, wenn sie fiktional ist. Bücher erzählen Geschichten (Prosa) oder experimentieren mit Sprache (Lyrik), ansonsten sind sie keine Bücher, sondern Sachbücher, und damit: ganz sicher keine Literatur. In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit einer Form, die diese einfachen Wahrheiten zuverlässig entkräftet: dem Essay, der Literatur als das begreift, was sie im schönsten Fall ist – eine Technik zum Denken.

Wir lesen Texte (z.B.) von Anna Lowenhaupt-Tsing, Robin Wall Kimmerer, Helen McDonald, Roxane Gay, Eliot Weinberger, Elisa Gabbert, Nastassja Martin, Maggie Nelson oder Eula Biss, und erkunden, wie nichtfiktionales literarisches Schreiben aussehen kann.

Dazu verlassen wir im zweiten Teil des Seminars den Seminarraum und legen unseren Fokus auf die Recherche als integralen Teil des faktualen Schreibens. Das heißt, wir testen Formen der künstlerischen Forschung, die nicht bei der Google-Suche enden: Historische Archive, Fachbibliotheken, Interviews, Kurzzeitpraktika, teilnehmende Beobachtungen, Körpererfahrungen.

Lasst uns darüber reden, warum faktual nicht objektiv oder abgeklärt bedeutet, wie und wo man in der Welt und in der eigenen Biografie recherchieren kann, wie und wo man im Schreiben zärtlich und genau wird.

Anforderungen

- regelmäßige Teilnahme

- Lektüre der Beispielessays (auf Englisch und Deutsch)

- Recherche-Notizen (2–3 Seiten)

- Essay-Entwurf (gerne unfertig, gerne Stichpunkte und Ideen)

- fertiger Essay (ca. 10.000 Zeichen) bis zum 31.7.