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Johannes Porsch
Institut für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung, Kunst und Kommunikative Praxis
2022S, künstlerisches Seminar (SEK), 2.0 ECTS, 2.0 SemStd., LV-Nr. S03165

Beschreibung

Taktilität 2 Vermittlung als künstlerisch Praxis L a L a Rs :)

Wir setzen uns mit künstlerischen Verfahrensweisen auseinander, die sich für die ästhetische Wirkung  der Vermittlung interessieren, also für Effekte der Kunst, die sich aus den technischen Möglichkeiten der aktuellen Produktionsverhältnisse, aus den daraus resultierenden kulturindustriellen Kommunikationslogiken, sowie aus der Untersuchung institutioneller Rahmenbedingen ableiten. Dass gerade die Vermittlung als künstlerische Praxis erkenntniskritisches Potential in Bezug auf die hegemoniale Einrichtung Kunst besitzt war den Avantgarden des 20. Jahrhunderts eine wesentliche Einsicht.

Im Seminar „ L a L a Rs :)“  arbeiten wir an einer Künstlerzeitschrift. Wir arbeiten in der Sprache der Gestaltung an der Behauptung: das Format „Künstlerzeitschrift“ ist nicht nur Vermittlungsorgan künstlerischer Praxis, sondern: als Organ der Vermittlung, das Organisieren von Vermittlung ist die Künstlerzeitschrift künstlerische Praxis. Welche Sprache der Gestaltung? Als historisches  Material dienen uns die 11 Ausgaben der Zeitschrift La révoluton surréaliste, die von 1929 bis 1933 publiziert wurden. Die Gestaltungs- und Produktionslogik des Magazins wird aus der uns alltäglich vertrauten taktil-visuellen Dynamik des Dispositiv Smartphone abgeleitet.

Vermittlung, Übertragung. Trieb.Touchscreen Surréalisme. Den Primärprozessen des Unbewußten, wie sie im Traum wirksam sind, entsprechen Automatismen der Zerstreuungen des Alltags: Beide entziehen sich dem direkten Zugriff des Bewusstseins, beide sind nur über sekundäre Revisionen vermittelt. Wie Im Traum sich Vermittlung aufs höchste verdichtet, fallen doch im träumenden Subjekt, im Unbewussten, Produktion und Rezeption in eines, so werden im Alltag „gewisse Aufgaben in der Zerstreuung bewältig[t]“ (Walter Benjamin).

In welcher Weise erfahren wir diese libidinöse, wuchernde, vertraut-fremde Anti-Grammatik des Träumens, der Verdichtung und Verschiebung, zerstreute Automatismen in den Phantasmagorien des heutigen semiotischen Kapitalismus und seinen digitalen Vermittlungs-Dispositiven? Wie träumen wir im Wachzustand auf User-Oberflächen? Wie verbindet sich das Taktile mit dem Visuellen in den Automatismen der Gestensteuerung von Touchscreens: Wischen, Ziehen, Drehen, Kippen, Tippen als Operationen von Cut and Paste, Select, Crop, Zoom und Screenshot, Broadcasting  alltäglicher digitaler Produktions-Konsumation, dem optischen Unbewussten „angewandter Bilder“?

In Zusammenarbeit mit der Abteilung für angewandte Fotografie wird im Rückgriff auf die Sammlung keramischer Objekte aus dem Seminar Mit 100 kg Ton Was ist ein Ding? bzw, Wenn a ist in Institution? eine Bildstrecke erstellt, die als Edit im Remix der Zeitschrift La révoluton surréaliste veröffentlicht wird.

Hier, im Rückgriff auf  fotografische Sprachen (Verfahrensweisen, Techniken) des Surrealismus, in deren Übertragung auf die visuelle Erkundung  der zu Materialgesten verdichteten keramischen Dinge, greifen als Krise des Objekts/Krise des Blicks nicht nur Taktiles und Optisch Unbewusstes ineinander, sondern werden die oben beschriebenen Momente von Vermittlung, in der Produktion von fotografischen Bildern und deren „Anwendung“, d.h. Publikation thematisch.

Erster Termin: 7. März 2022 14:00 – 15:30 Seminarraum DKT 3 VZA 7  3. STOCK

LV-Anmeldung

Von 15. Februar 2022, 00:07 bis 31. März 2022, 00:07
Per Online Anmeldung

Lehramt: Unterrichtsfach kkp (Bachelor): Künstlerische Praxis (kkp): FOR: Technologien / Praxen (kkp) 067/001.21

Mitbelegung: nicht möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: nicht möglich