Mediale, experimentelle und interdisziplinäre Formen der Sprachkunst

Jörg Albrecht
Institut für Sprachkunst, Institut für Sprachkunst
2020W, Vorlesung und Übungen (VU), 4.0 ECTS, 4.0 SemStd., LV-Nr. S03521

Beschreibung

Dass Geschlecht im Literaturbetrieb nicht keine Rolle spielt, ist in den vergangenen Jahren zurecht wieder diskutiert worden. Doch wir sind noch lange nicht am Ende. Und wir haben schon viel früher damit angefangen, nämlich im 19. Jahrhundert. In der Lehrveranstaltung wollen wir Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verknüpfen.
Gekoppelt ist die Veranstaltung an eine Ausstellungsentwicklung. Burg Hülshoff – Center for Literature bei Münster (D) wird ab Mitte Mai 2021 die digitale Sonderausstellung Deep Work zeigen, deren Fokus auf Zusammenhänge und Kontraste von weiblichem* Schreiben und Coden liegt. Dabei geht es weniger um die Festschreibung von Genderstereotypen, sondern deren Verflüssigung durch textuelle und digitale Praktiken.
Ort der Ausstellung ist Haus Rüschhaus in Münster, wo ab 1826 die Poetin Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) lebte und schrieb. Weitere historische Bezugsperson ist Ada Lovelace (1815-1852), Mathematikerin, Vordenkerin von künstlicher Intelligenz und zufällig auch Tochter Lord Byrons. Droste und Lovelace waren herausragende Intellektuelle, Forscherinnen, Dichterinnen.
War beiden Frauen Schreiben wie auch Publizieren im 19. Jahrhundert nur unter erschwerten Bedingungen möglich, scheint heute das Coden eine männlich codierte Domäne zu sein.

Noch bis in die 1980er Jahre galt das Coden allerdings als typische Frauenarbeit, was an der Tätigkeit als endlose Wiederholung von gleichen Codemustern lag, die als einfache Fleißarbeit galt. Das Programmieren sei wie Hausarbeit, da bedürfe es der vorausschauenden Planung und Geduld, außerdem Genauigkeit – hier seien Frauen Naturtalente. Als der Bereich der Informatik wirtschaftlich interessant und monetär lukrativ wurde, wandelte er sich schnell zu einer männlich geprägten Domäne. Denn das Coden benötige mathematisches Verständnis und strategisch-logisches Denken – hier seien Männer Naturtalente.
In der Veranstaltung entwickeln wir den Rahmen für ein Projekt, das sich zur Ausstellung Deep Work in Beziehung setzt und mit einen gemeinsamen Beitrag der Studierenden zum Ergebnis hat. – Der kann reichen von einem digitalen Lyrikgenerator über Deep Fakes historischer Dokumente bis zu Text-Ebenen in Augmented Reality.
Neben Kontexten und Räumen des Museums gibt es Begegnungen mit der verantwortlichen Kuratorin Kerstin Mertenskötter, Künstler*innen(gruppen) wie Anna Kpok und virtuellestheater sowie (weiteren) Digitalexpert*innen.
Infos zur Arbeit von Burg Hülshoff – Center for Literature: https://www.burg-huelshoff.de/.

Materialliste (to be continued):

https://girlswhocode.com/

https://www.blackgirlscode.com/

Barbara Beuys: »Blamieren mag ich mich nicht«. Das Leben der Annette von Droste-Hülshoff

Christopher Hollings, Ursula Martin u. Adrian Rice: Ada Lovelace Byron: The Making of a Computer Scientist

Sybille Krämer (Hg.): Ada Lovelace. Die Pionierin der Computertechnik und ihre Nachfolgerinnen

Hannes Bajohr: Code und Konzept: Literatur und das Digitale

Christiane Frohmann: Präraffaelitische Girls erklären das Internet

https://twitter.com/PGexplaining

Janet Abbate: Recoding Gender: Women’s Changing Participation in Computing

Prüfungsmodalitäten

Teilnahme an allen drei Blöcken; gemeinsame Beitrag aller Studierenden zur Ausstellung, die im Mai 2021 im Rüschhaus, Münster (D) eröffnet.
Zwischen den Blöcken wird in Kleingruppen weitergearbeitet und eine Einzelbetreuung erfolgen.

Anmerkungen

Die Zahl der Studierenden ist auf 8 begrenzt. Bei Anmeldung ist ein kurzes Statement zur Motivation von max. 750 Zeichen erbeten.

Beim ersten Block wird Jörg Albrecht über Zoom in den Besprechungsraum 4 zugeschaltet.

Schlagwörter

Literatur, Coding, Museum, Digitalität

Termine

20. November 2020, 12:00–16:00 Distance Learning (laut Beschreibung)
21. November 2020, 12:00–16:00 Distance Learning (laut Beschreibung) , „Diese Sitzung findet in Kooperation mit dem Seminar »Coding und Literatur« am Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Paderborn statt.“
14. Jänner 2021, 15:00–19:00 Distance Learning (laut Beschreibung)
15. Jänner 2021, 15:00–19:00 Distance Learning (laut Beschreibung)
08. Februar 2021, 10:00–16:00 Distance Learning (laut Beschreibung)
09. Februar 2021, 10:00–16:00 Distance Learning (laut Beschreibung)
10. Februar 2021, 10:00–16:00 Distance Learning (laut Beschreibung)
11. Februar 2021, 10:00–16:00 Distance Learning (laut Beschreibung)
12. Februar 2021, 10:00–16:00 Distance Learning (laut Beschreibung)

LV-Anmeldung

Von 01. August 2020, 00:00 bis 25. September 2020, 23:59
Per Online Anmeldung

Mitbelegung: möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: möglich