Rehearsing Nonhuman Perspectives / Nicht-Menschliche Perspektiven proben

Julia Grillmayr
Institut für Bildende & Mediale Kunst, Ortsbezogene Kunst
2020W, Vorlesung und Übungen (VU), 2.0 ECTS, 2.0 SemStd., LV-Nr. S03442

Beschreibung

Was passiert, wenn wir das Anthropozän als Verständigungsproblem auffassen? Wäre es hilfreich, wenn wir proaktiv versuchen würden, die Bedürfnisse und Begehren von nicht-menschlichen Lebewesen und Dingen in menschliche Sprache zu übersetzen? Aber wie den Pflanzen, Tieren, Pilzen, Orten oder ganzen Landschaften eine Stimme geben, die auch wir verstehen? Mit dieser Frage im Kopf lesen wir Spekulative Fiktion und Kulturtheorie, die tentakuläre Protagonist*innen und Spinnen als Erzähler*innen einführen, die sich mit Zeichensprache benutzenden Gorillas und Bambusstauden mit Bewusstsein beschäftigen oder sich in Melanzani-Linguistik versuchen.

Während wir nicht vergessen, dass es für uns unmöglich ist, tatsächlich einen nicht-menschlichen Sprechakt zusammenbringen, werden wir die Kommunikations- und Denkformen von Non-Humanen "proben". Welche Annäherungen an nicht-menschliches Denken und Wahrnehmen kann uns helfen das Anthropozän, das Massenaussterben und die Zerstörung des Planeten, besser zu verstehen und zu fassen zu bekommen? Wir begeben uns in die immer peinliche Gefilde des Anthropomorphismus, wir wiederbeleben ökofeministische Verschwesterungen mit Tieren und Pflanzen. Wir fragen, wie man für Nicht-Menschen sprechen kann, im Sinne von fürsprechen und nicht von anstatt ihnen sprechen. Könnte es ein "nahe an ihnen sprechen" (Trinh T. Minh-ha) sein? Wie ihr Denken in menschliche Sprache übersetzen, ohne ihre „significant otherness“ (Donna Haraway) damit auszulöschen? Wie kann man mitfühlend sprechen, ohne so tun als wär man bereits das Gegenüber? (Rosi Braidotti et al)

Prüfungsmodalitäten

Wir diskutieren diese Fragen anhand von einer langen und vielseitigen Liste an Texten, Filmen und Audiodokumenten, aus denen wir gemeinsam auswählen werden. Gerne können die Teilnehmer*innen diese Liste noch erweitern.

Das Seminar findet zweiwöchentlich statt. Gemeinsam werden wir kurze Essays sowie kurze Abschnitte aus Theorietexten lesen. Um tatsächlich nicht-menschliche Sprechakte und Perspektiven zu "proben" werden verschiedene storytelling-/narrative Rollenspiel- bzw. Szenariotechnik-Methoden vorgestellt.

Jede*r Teilnehmer*in wird eine spekulative Fiktion lesen (Roman oder Kurzgeschichte) und den anderen Seminar-Teilnehmer*innen davon berichten. Am Institut für Ortsbezogenen Kunst wird es eine kleine Non-Human Library mit ein paar in Frage kommenden Bücher geben, die den Teilnehmer*innen zur Verfügung stehen.

Als Abschlussprojekt/paper soll ein kurzer Text geschrieben werden (Essay, Kurzgeschichte, Begleittext zu einem Kunstwerk), der über einen Aspekt nachdenkt, den wir während des Semesters besprochen haben.

Anmerkungen

Bitte um Verständnis: Wegen den aktuellen Maßnahmen sind die Seminar-Plätze im Voraus beschränkt, bis zum 11.10.2020 wird die Teilnehmer*innen-Liste fixiert und Sie werden über ihre Anmeldung verständigt.

Falls wir uns nicht persönlich zusammensetzen können, werde ich Lese-Material sowie Inputs in Podcast-Format vorbereiten. Wir werden uns live in Zoom o.Ä. treffen und ansonsten andere Wege asynchronen Austauschs finden.

Auf jeden Fall werden wir uns ein gemeinsames Etherpad erstellen, um kurze Texte, Ideen und Links zu teilen.

 

 

Unsere Non-Human Library:

  • Abi Andrews: The Word for Woman is Wilderness, 2018
  •  Octavia Butler: Lilith's Brood (1987-89)
  • Sue Burke: Semiosis, 2018
  • Ursula K. LeGuin: The Unreal & The Real, Volume 2, (short stories), 2012
  • Nnedi Okorafor: Lagoon, 2014
  • Jeff VanderMeer: Annihilation, 2014

 

 

Das untenstehende "Programm" kann sich noch ändern - je nach dem, ob wir uns persönlich treffen können und auch je nach dem, was die Teilnehmer*innen einbringen möchten/welche Schwerpunkte wir gemeinsam entscheiden.

Ein interessanter Input kann die folgende Konferenz sein, die in Wien und online stattfindet: http://www.ifk.ac.at/index.php/kalender-detail/translating-the-present-science-fiction-and-our-futures-962.html

 

Schlagwörter

posthumanism, animal studies, cultural studies, science fiction, critical posthumanism, Donna Haraway, Speculative Fiction, Literatur

Termine

09. Oktober 2020, 10:00–13:00 Seminarraum Ortsbezogene Kunst und Skulptur und Raum , „Thinking "the Other" without "Othering - um was geht es? “
16. Oktober 2020, 10:00–13:00 (ZOOM) , „The Problem of Representation (ZOOM)“
30. Oktober 2020, 10:00–13:00 Seminarraum Ortsbezogene Kunst und Skulptur und Raum , „Our favorite monsters“
13. November 2020, 10:00–13:00 , „Tentacles and Slime (Zoom)“
27. November 2020, 10:00–13:00 Tentacle and Slime Monsters RPG on Zoom
11. Dezember 2020, 10:00–13:00 Seminarraum Ortsbezogene Kunst und Skulptur und Raum , „Against Plant-Blindness“
08. Jänner 2021, 10:00–13:00 , „Plants RPG on Zoom“
22. Jänner 2021, 10:00–13:00 Seminarraum Ortsbezogene Kunst und Skulptur und Raum , „What have we learned? What to do with it?“

LV-Anmeldung

Ab 01. September 2020, 09:26
Die Online Anmeldung wurde bereits geschlossen

Bildende Kunst (2. Studienabschnitt): Künstlerische und forschende Praxis: frei wählbar aus künstlerische und forschende Praxis 605/201.80

Mitbelegung: möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: möglich