Polemik und Philosophie

Dienstags, 15.00 Uhr

Dieses Seminar ist ein Lektürekurs, der über ZOOM gehalten wird.

Es wird jeweils ein Text vorbereitet und kollektiv diskutiert, die Texte sind auf Owncloud verfügbar.

Historisch entsteht die Disziplin der Philosophie dank einer abstrahierenden, profanen, Unterbrechung des Mythos. Epistemologisch wird sie mit einem Verhältnis zur Wahrheit verbunden, das begrifflich vorgeht. Ontologisch differenziert Philosophie zwischen dem Sein als Wahrheit, und dem Seienden, das durch Sinnliches und Sprachliches Erkennen bestimmt wird. Ethisch ist das Denken ein Orientieren.

Diese banale Aussagen gewinnen erst philosophische Stringenz, wenn man ihre polemische Dimension hervorkehrt. Aufklärerische Rationalität überführt das Mythische, so Adorno und Horkheimer, Orientierung kann als Aufstieg praktiziert werden, aber dagegen wendet sich die Geographie (Plato, Kant, Deleuze), Das Begreifen bildet die Wahrnehmungsmuster nach, von dem es sich vermeintlich distanziert (Hegel contra die Griechen), Abstraktion und Konkretion stellt Marx wieder auf die Füsse.

In diesem Seminar wird der dem Philosophischen immanente Zug des Polemischen untersucht und versucht, deren Einsätze herauszuarbeiten.

Wie funktioniert Rivalität, was unterscheidet den Feind vom Gegner, wie greift Rhetorik in der Polemik ein, wann ist Kritik ein polemisches Verfahren? Durch Polemik markiert Philosophie immer wieder, nicht nur innere Rivalitäten, sondern die äußere Grenze, dank der sie sich von der Doxa in allen ihren Formen trennt: Sophistik, Ideologie, Konsens, Denkfaulheit.

Dieses Seminar läuft hauptsächlich über Lektüren, die Polemik sowohl in ihrer antiken, modernen und gegenwärtigen Formen befragen.

Video-Anwesenheit. Kommentar zu einem der Texte.

Nicht mehr als 10 Seiten.

Vorläufige Literaturliste:

TEXTE werden ausghändigt während des Semesters

Plato, Apologie des Sokrates

Aristoteles, das Buch Gamma der Metaphysik

Diogenes Laertios, Leben und Lehren der Philosophen

Karl Marx, „das Maschinenfragment“  in den Grundrissen.

Friedrich Nietzsche, Götzendämmerung

G.W.F. Hegel „Wer denkt abstrakt?“

G.W.F. Hegel Vorrede der Phänomenologie des Geistes

Gilles Deleuze, Differenz und Wiederholung

Michel Foucault, „Mein Körper, dieses Papier, dieses Feuer“

Vladimir Lenin, Die infantile Krankheit des Kommunismus

Walter Benjamin, „Theorien des deutschen Faschismus“

Peter Sloterdijk, Kritik der zynischen Vernunft