Technologien/Praxen | Textile Produktionsfelder

Karin Altmann
Institut für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung, Textil - Freie, angewandte u. experiment. künstl. Gestaltung
2019W, künstlerisches Seminar (SEK), 2.0 ECTS, 2.0 SemStd., LV-Nr. S03048

Beschreibung

GEFLICKT UND ZUGENÄHT

Von japanischen Boro-Textilien zu aktuellen Upcycling-Trends

 

Künstlerisches Seminar (SEK), Praxen – Textile Produktionsfelder

Das japanische Wort boro bedeutet "zusammengeflickt" und bezeichnet die einst in Indigoblau gefärbten Flickentextilien der japanischen Landbevölkerung. Besonders im Norden Japans waren Baumwollstoffe sehr kostspielig und der Oberschicht vorbehalten. Als abgetragene Lumpen gelangten sie in die Hände der bäuerlichen Bevölkerung, die daraus nicht nur Gebrauchstextilien, sondern auch eindrucksvolle Kleidung schuf. In ihrer minimalistischen Ästhetik stehen diese Recycling-Textilien für künstlerische Kreativität und positive Bejahung der Unbeständigkeit allen Seins, aber auch für den Respekt vor dem natürlichen Material und der Arbeit der Hände. Nachdem sich Japan Mitte des 20. Jahrhunderts unter den Gesichtspunkten der Modernisierung und Urbanisierung rasant entwickelte, gerieten die Boro-Textilien weitgehend in Vergessenheit. Im Kontrast zum Lebensstil der heutigen Konsumgesellschaft sowie im Zusammenhang mit der Diskussion um fast fashion erscheinen sie heute jedoch aktueller denn je.

Auch bei uns entwickelte sich die Nachkriegsmode vor dem Hintergrund der Materialknappheit zunächst unter der Devise "aus Alt mach Neu". Frauen trennten die Anzüge ihrer gefallenen Männer auseinander, um sich daraus warme Jacken zu schneidern. Alte Kleider wurden aus den Schränken geholt, Gebrauchstextilien wie Vorhangstoffe, Handtücher, Polsterbezüge oder Bettdecken wurden zu Kleidern umgearbeitet und jeder Lumpen und Flicken wurde aufbewahrt und wiederverwendet.

In Zeiten der Schnelllebigkeit, Überproduktion und des Schwundes natürlicher Ressourcen gewinnt Re- und Upcycling-Mode erneut an Bedeutung. Die Wiederverwertung von bereits vorhandenem Material – ob Abfall, der bei der Stoffproduktion anfällt (Verschnitt, Probestoff, Farbmuster) oder auch bereits getragene Kleidung - reduziert nicht nur die Neuproduktion von Rohmaterialien. Upcycling nimmt dieses Material in die Hand, erkennt ihr Potential, schöpft daraus Neues und transportiert darüberhinaus eine wichtige Botschaft gegen die Wegwerfgesellschaft unserer Zeit.

Die Lehrveranstaltung wird von Exkursionen, öffentlichen Mending Sessions und Clothing Swaps begleitet!

Prüfungsmodalitäten

Regelmäßige Anwesenheit und aktive Teilnahme, Präsentation eines künstlerischen Projektes am Semesterende (im Rahmen der TEX-Präsentationen) und Dokumentation (Abgabe in digitaler Form).

Anmerkungen

Max. 12 TeilnehmerInnen

Schlagwörter

Materielle Kultur, Recycling/Upcycling, Textilarbeit, Japanische Textilkunst, Flicken, Sticken, Handnähen, Slow Fashion, Materialität, Boro, Sashiko, Clothing Swap, Mending, SDGs

Termine

08. Oktober 2019, 10:00–11:30 VZA7 / 3. Stock - Abt. TEX, Kunststoffraum (309) (Vorbesprechung)
22. Oktober 2019, 10:00–13:00 VZA7 / 3. Stock - Abt. TEX, Kunststoffraum (309)
23. Oktober 2019, 14:00–16:00 VZA7 / 3. Stock , „PUBLIC MENDING SESSION“
05. November 2019, 10:00–13:00 VZA7 / 3. Stock - Abt. TEX, Kunststoffraum (309)
19. November 2019, 10:00–13:00 VZA7 / 3. Stock - Abt. TEX, Kunststoffraum (309)
03. Dezember 2019, 10:00–13:00 VZA7 / 3. Stock - Abt. TEX, Kunststoffraum (309)
14. Jänner 2020, 10:00–13:00 VZA7 / 3. Stock - Abt. TEX, Kunststoffraum (309)
28. Jänner 2020, 10:00–13:00 VZA7 / 3. Stock - Abt. TEX, Kunststoffraum (309)

LV-Anmeldung

Bis 06. Oktober 2019, 23:00
Per E-Mail: karin.altmann@uni-ak.ac.at

Lehramt: Unterrichtsfach dex (Bachelor): Künstlerische Praxis (dex): FOR: Technologien / Praxen (dex) 074/001.21

Mitbelegung: nicht möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: nicht möglich