Künstlerische Projektarbeit im Metallumarium

Jakob Scheid
Institut für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung, Design, Architektur und Environment für Kunstpädagogik
2019W, Vorlesung und Übungen (VU), 2.0 ECTS, 2.0 SemStd., LV-Nr. S03044

Beschreibung

Die Lehrveranstaltung vermittelt grundlegende Techniken der Metallbearbeitung, die im Zuge einer künstlerischen Projektarbeit erprobt und in die Praxis umgesetzt werden. Im Zusammenspiel von Handwerk, Experiment und künstlerischer Reflexion werden Arbeiten zu einem Thema entwickelt.

Thema Marionette:

Wir werden in diesem Semester animierte Objekte bauen, die sich an der Struktur der Marionette orientieren, aber nicht notwendigerweise anthropomorph sind.
Dabei geht es sowohl um eine Auseinandersetzung mit der eigentümlichen Wechselwirkung zwischen bewegter Figur und Puppenspielerin, als auch um das ambivalente Verhältnis zwischen Figur und Publikum.

Marionetten üben, wie alle animierten Objekte, eine große Suggestivkraft aus. Sie werden als lebendiges Gegenüber wahrgenommen und lösen einen starken empathischen Impuls in uns aus.
Gleichzeitig zeigen sich Marionetten in ihrer Gemachtheit und Dinghaftigkeit. Die Illusion ihrer Lebendigkeit ist immer brüchig: Die sichtbaren Nahtstellen des Puppenkörpers, die mechanische Anbindung an Fäden und Stäbe zur Bewegungsübertragung, die übergroße Beweglichkeit der Gelenke und die Anwesenheit der Puppenspieler*innen, die sich an ihnen zu schaffen machen, weisen sie als totes Material aus.
Dieser Doppelcharakter der Marionette, als gleichzeitig Vertrautes und Fremdes, erzeugt Faszination und Abwehr und macht sie unheimlich.
Als Betrachter*innen, arbeiten wir gegen diese Unheimlichkeit an, indem wir mit Nachdruck an der Illusion ihrer Lebendigkeit festhalten und die Differenzen des Puppenkörpers zu unseren Körperkonzepten auszublenden versuchen.

Viele Konzepte des zeitgenössischen Figurentheaters legen es aber gerade darauf an, die Illusion von Lebendigkeit und Körperkohärenz (sinnvolle Ganzheit) scheitern zu lassen, indem sie uns mit fragmentierten, verschobenen oder hybriden Figuren konfrontieren. Die Marionette tritt als "Unmögliches Ding" auf, als agiler aber lebloser Gegenstand, den wir nicht mehr einordnen können, mit dem wir uns nicht mehr ohne weiteres identifizieren können. Die Grenzen zwischen belebt und unbelebt werden durchlässig, die gewohnten Körpervorstellungen können nicht mehr in Einklang gebracht werden und die Einschätzung des eigenen Körpers gerät ins Wanken.

Ein Dialog über Umwege:
Im Gegensatz zu Handpuppen, die ihre zappelige Energie direkt aus den Fingern der Puppenspieler*innen beziehen, sind Marionetten in ihren Gelenken kraftlos. Sie halten ihre Gesten gerade einmal in Schwebe - zwischen der Schwerkraft der Erde und der Zugkraft der Fäden. Das gibt den Marionetten ihre Leichtigkeit, aber auch ihre passive Anmutung. Sie agieren in einer Sphäre zwischen Fallen und Aufsteigen. Werden die Fäden durchtrennt, fallen sie zu Boden.

Die Marionette ist ein Symbol totaler Kontrolliertheit, beinhaltet aber gleichzeitig ein Moment der Verweigerung und zwar sowohl auf einer symbolischen Ebene, als auch im praktischen Umgang mit ihr: die Marionette widersetzt sich der exakten Steuerung. Ihr Körperaufbau entspricht einer komplexen Struktur aus gekoppelten Pendeln, die sich gegenseitig beeinflussen. Die Bewegungsimpulse, die die Puppenspieler*innen setzen, wirken sich daher immer auf den gesamten Marionettenkörper aus. Die Marionette antwortet mit ihrer ganz spezifischen Eigendynamik: sie verwandelt die Bewegungsimpulse in ein Spiel aller ihrer Glieder, auf das widerum die Puppenspieler*innen reagieren müssen. So wird das Marionettenspiel eine Interaktion zwischen Mensch und Gegenstand, bei der nicht klar ist, wer wen stärker beeinflusst. Aber bereits das Herstellen der Marionette ist eine Wechselbeziehung, ein spielerischer Dialog mit dem Material, bei dem es weniger um Planung und mehr um Experiment und Improvisation geht.

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Prüfungsmodalitäten

Fertigstellung der Projektarbeit

Anmerkungen

Diese Lehrveranstaltung wird im Verbund mit "Praxen - analoge Produktion im Metallumarium" I und  II abgehalten.

TERMINE:

Termine für Bachelor-Studierende der FOR-Phase und für Diplomstudierende: jeweils Montag von 10:00 bis 17:00

Erstbesprechung: Montag, 7. Oktober, 10:00

ORT:

Dae-Metallwerkstatt - VZA7, 3.Stock

ANMELDUNG:

Per Email ab 20. September: jakob.scheid@chello.at

SONDERTERMINE:

Jeden Freitag von 13h bis 17h ist die Metallwerkstatt für allfällige Arbeiten der Studierenden offen. Betreuung:  Jakob Scheid.

Jeden Dienstag  und jeden Mittwoch von 15h bis 18h bietet Elisabeth Wurzenberger einen "basic-Kurs - Metall" in der Metallwerkstatt an. Anmeldung: elisa.wu@gmx.at .

 

Lehramt: Unterrichtsfach dex (Bachelor): Künstlerische Praxis (dex): FOR: Künstlerische Projektarbeiten (dex) 074/001.20

Lehramt: Unterrichtsfach dex (Erweiterungsstudium): Künstlerische Praxis (dex): GO: Künstlerische Grundlagen (dex) 074/001.10

Mitbelegung: nicht möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: nicht möglich