Essay

Franz Schuh
Institut für Sprachkunst, Institut für Sprachkunst
2019S, Vorlesung und Übungen (VU), 2.0 SemStd., LV-Nr. S80093

Beschreibung

Wenn ich mich frage, warum ich gerne Essays schreibe, fällt mir als Grund vor allem ein, dass das Essay eine „unreine Form“ ist. Das heißt, es ist durch die Gattung nicht fixiert, was zu ihr gehört. So können Essays erzählerische Passagen genauso wie analytische enthalten, ja, selbst lyrische Einschübe verträgt das Essay.

„Unrein“ ist das Essay vielleicht auch, weil es aus „zweiter Hand“ stammen kann, was wiederum heißt, Essayistinnen und Essayisten knüpfen an vorhandene Ereignisse und oft auch an vorhandene Formulierungen an. Esssayistisch kann man über politische Ereignisse ebenso schreiben wie über Romane und über Werke der Bildenden Kunst.

Ein Dichter muss sich vor Begriffen hüten. Begriffe sind abstrakt und sie (zer-)stören die von einer Dichtung angestrebte Anschaulichkeit. Wenn ein Begriff am Horizont auftaucht – so hat es Peter Handke gesagt - schießt er ihn ab! Auch Handkes Essays versuchen, so weit dies möglich ist, Begriffe durch Anschauliches zu ersetzen. Aber grundsätzlich ist die Essayistik auf die Unmöglichkeit, auf die „Quadratur des Kreises“ eingeschworen, ein poetisches Verhältnis von Begriff und Anschauung herzustellen.

Im Seminar werde ich einige der essayistischen Kunstfertigkeiten an Beispielen vorzeigen und zum Üben vorschlagen - unter anderem die mögliche Subjektivität der Perspektive, das versuchende (also nicht dogmatische) Verfahren, das eingreifende Denken, mit dem ein Essay gegenwärtige Konflikte der Gesellschaft aufnehmen und diskutieren kann.

Ein Hauptaugenmerk möchte ich auf eine Frage richten, die eine Zeit lang intensiv diskutiert wurde: die auf Erfindungen beruhenden Reportagen des Spiegel-Mitarbeiters Claas Relotius und Robert Menasses symbolisch stimmige Korrekturen der Realität in einer Romandichtung. Die Wichtigkeit des Problems rührt daher, dass es sich dabei um die Konstitution von Realität handelt, die dem Schreiben möglich ist. Wie wirklich ist die Wirklichkeit? – eine alte Frage, über die die Teilnehmer des Kurses einen Text, ein „Essay“ verfassen sollten.

Termine

01. April 2019, 14:00–17:00 Seminarraum Sprachkunst
02. April 2019, 14:00–17:00 Seminarraum Sprachkunst
03. April 2019, 14:00–17:00 Seminarraum Sprachkunst
04. April 2019, 14:00–17:00 Seminarraum Sprachkunst
08. April 2019, 14:00–17:00 Seminarraum Sprachkunst
09. April 2019, 14:00–17:00 Seminarraum Sprachkunst
10. April 2019, 14:00–17:00 Seminarraum Sprachkunst
11. April 2019, 14:00–17:00 Seminarraum Sprachkunst
12. April 2019, 14:00–17:00 Seminarraum Sprachkunst

LV-Anmeldung

Von 01. Jänner 2019, 02:59 bis 28. Februar 2019, 23:59
Per Online Anmeldung

Mitbelegung: möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: möglich