Künstlerische Projektarbeit - Künstlerisches Medium: Textil

Barbara Graf
Institut für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung, Textil - Freie, angewandte u. experiment. künstl. Gestaltung
2019S, Seminar (SE), 2.0 SemStd., LV-Nr. S02121

Beschreibung

ANATOMIE/KLEIDUNG: Künstlerische Untersuchungen, Transformationen, Deplatzierungen.

Beim Lesen eines Wörterbuchs der Kostümkunde(1) kommt mir der Gedanke einer beschreibenden Anatomie des Körpers durch die nach ihm benannten Kleidungsstücke.

Schon beim Buchstaben „A“ begegne ich dem Achselstück, auch Achsel- oder Schulterwulst genannt. Der Ärmel ist natürlich vom Arm abgeleitet – der Beinling  vom Bein – das Leibchen vom Leib – der Fäustling von der Faust. Im Französischen heißt der Kragen wie der Hals (frz. col) und davon ist auch das Dekolleté abgeleitet. Dieses bezeichnet eigentlich weniger die Kleidung selbst, sondern vielmehr die Fläche der nackten Haut, die nach dem Bedecken mit dem speziell zugeschnittenen und verarbeiteten Stoff sichtbar bleibt. Auch andere Bekleidungen weisen darauf hin wie ausdehnt sie den Körper verhüllen, z.B. die Shorts.Ein sehr altes Kleidungsstück, der Lendenschurz ist gleich nach mehreren Vorgängen benannt: nämlich welchen Teil des Körpers er bedeckt und wie groß er ist. Das Schurz geht etymologisch auf scurz (ahh. abgeschnitten oder kurz) zurück und war ursprünglich ein abgeschnittenes Stück Leder. Das Mieder (mhd. Muoder: Bauch oder Leib) bezeichnete zuerst den Körperteil selbst, wurde später aber zum umhüllenden Kleidungsteil. Das Korsett ist die Verkleinerungsform des französischen Wortes für den Körper (afrz. cors, frz. corps). Das Négligé weist mit seiner Benennung auf die Umgebung und Situation hin, bei der es getragen wird. „Négliger“ (frz.) heißt „vernachlässigen“ und bezeichnet Kleidung, die in lockerer und inoffizieller Umgebung getragen wird, bezieht sich aber auch auf den Tragekomfort: einengende Schnitte werden vermieden. Dessous (frz. darunter), wie auch die Unterwäsche fügt sich in eine topografische Ordnung. Die Robe ist nach ihrem Wortstamm ein Geraubtes (ahd. Roub(a)) und bezeichnet den Vorgang wie es aus einem Besitz in einen neuen geraten ist. Andere Bezeichnungen wie der Stehkragen beziehen sich auf die räumliche Position am Körper oder der Rollkragen inkludiert eine Handlung.

Ein Accessoire, ein Teil einer Kleidung oder auch zum Beispiel ein Schließmechanismus wird zum Objekt der Auseinandersetzung auserkoren und bildet die Grundlage eines künstlerischen Projektes. Es wird nach anatomischem Verfahren aus dem Gesamtzusammenhang herausgriffen und untersucht. Welche kulturhistorische Bedeutungen oder Genderzuschreibungen transportiert ein Kleidungselement? Wie bezieht sich die Anatomie der Kleidung auf die körperliche Anatomie und umgekehrt? Welche neuen Bedeutungen entstehen, wenn Elemente der Kleidung in eine andere Umgebung, in einen anderen Kontext gebracht werden? Was geschieht wenn sie ihre Größe verändern, sich wiederholen, ausbreiten, auflösen, umstülpen oder aus anderen - auch unüblichen - Materialien gearbeitet sind?

1 Wisniewski, Claudia, Kleines Wörterbuch des Kostüms und der Mode, Reclam, Stuttgart 1996

Prüfungsmodalitäten

Regelmäßige und aktive Teilnahme, Erarbeitung und Präsentation (im Rahmen der TEX-Präsentationen) eines künstlerischen Projektes und Abgabe in digitaler Form.

Anmerkungen

Regelmäßige und aktive Teilnahme, Erarbeitung und Präsentation (im Rahmen der TEX-Präsentationen) eines künstlerischen Projektes und Abgabe in digitaler Form. Weiterführung des Seminars des Wintersemesters. Studierende, die im WS schon teilgenommen haben werden vorrangig ins Seminar aufgenommen; falls es freie Plätze gibt, ist ein Neueinstieg möglich.

Max. 12 TeilnehmerInnen, Anmeldungen per mail, bitte inkl. Angabe der Matrikelnummer und Studienrichtungen

Kombination/Verschränkung mit dem Seminar Praxen – Künstlerisches Medium: Textil, LV-Nr. S02120 (2 x 2 Std.)

Es bietet sich an die LV mit  Anatomie der Bekleidung von Walter Lunzer zu kombinieren (Praxen-Schneiderei (Vertiefung)), da sie inhaltlich auf einander abgestimmt sind.

Für entfallende Termine werden Einzelbesprechungen oder Spezialtreffen angeboten (nach Übereinkunft und Wunsch und Bedarf) 

 

Schlagwörter

Textil, Kunst, Kleidung, Kostüme, Körper, Anatomie, Gender, Künstlerische Forschung

Termine

13. März 2019, 13:30–17:00 VZA7, 3. Stock, Abt. TEX, Kunststoffraum (309)
27. März 2019, 13:30–17:00 VZA7, 3. Stock, Abt. TEX, Kunststoffraum (309)
03. April 2019, 13:30–17:00 VZA7, 3. Stock, Abt. TEX, Kunststoffraum (309)
10. April 2019, 13:30–17:00 VZA7, 3. Stock, Abt. TEX, Kunststoffraum (309)
08. Mai 2019, 13:30–17:00 VZA7, 3. Stock, Abt. TEX, Kunststoffraum (309)
15. Mai 2019, 13:30–17:00 VZA7, 3. Stock, Abt. TEX, Kunststoffraum (309)
22. Mai 2019, 13:30–17:00 VZA7, 3. Stock, Abt. TEX, Kunststoffraum (309)
05. Juni 2019, 13:30–17:00 VZA7, 3. Stock, Abt. TEX, Kunststoffraum (309)
12. Juni 2019, 13:30–17:00 VZA7, 3. Stock, Abt. TEX, Kunststoffraum (309)
19. Juni 2019, 13:30–17:00 VZA7, 3. Stock, Abt. TEX, Kunststoffraum (309)
26. Juni 2019, 13:30–17:00 VZA7, 3. Stock, Abt. TEX, Kunststoffraum (309)

LV-Anmeldung

Von 13. Jänner 2019, 12:00 bis 12. März 2019, 12:00
Per E-Mail: barbara.graf@uni-ak.ac.at

Lehramt: Unterrichtsfach dex (Bachelor): Künstlerische Praxis (dex): FOR: Künstlerische Projektarbeiten (dex) (2.0 ECTS) 074/001.20

Mitbelegung: nicht möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: nicht möglich