Praxen - Kunst als Kritische Praxis

Tanja Widmann
Institut für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung, Kunst und Kommunikative Praxis
2019S, Seminar (SE), 2.0 SemStd., LV-Nr. S02051

Beschreibung

Postapokalyptische Geste.

Ein Science Fiction 5

 

Künstlerische Projektarbeit - Kunst als Kritische Praxis und Praxen - Kunst als Kritische Praxis

Mag.a, MA Tanja Widmann in Zusammenarbeit mit Mag. art Johannes Porsch

 

Ort und Zeit: Mixed Media Raum 2, n. V.

Das Seminar findet am 20.3.2019 im mumok Kino seinen Abschluss mit der Ausstellung Postapocalyptic Gestures, die die Auseinandersetzungen und Formgebungen zusammenführt. Zugleich werden auch drei Publikationen vorgestellt, die begleitend zu den Seminaren entstanden sind.

 

Der Vorlauf

Im ersten Semester (SoSe 2017) untersuchten wir ausgehend vom so genannten Theater der Unterdrückten von Augusto Boal die Formengeschichte des griechischen Theaters. Begleitend wurden Formen der Theatralität in gegenwärtigen und historischen Filmen und TV-Serien – Westworld (USA 2016)La Belle et La Bete/Die Schöne und das Biest (F 1946, R: Jean Cocteau) diskutiert. Durch das Video der polnischen Künstlerin Zofia Kulik Open Form (Face) (1971) und die documenta14 in Athen wurden die Verfahrensweisen des Scores und der offenen Form in den Blick gerückt. Zudem wurden zeitgenössische Produktionsmaschinen, wie sie etwa Instagram und Mems darstellen, als mögliche Formate der Äußerung herangezogen.

Im zweiten Semester (WiSe 2017/18) ging es v.a. um das Entwickeln eines Formenvokabulars, das sich aus einer Untersuchung des Theaters entwirft, sich aber zugleich mit den Fragen der Kunst befasst. Von Boal aus weitergehend sehen wir uns dieses Semester die Theaterpraxis von Brecht an, vor allem auch dessen Einsatz des Posters als Displayelement im Bühnenraum. Das Poster interessiert uns als ästhetisches Objekt, das Fragen von Innen/Außenraum, Vordergrund/Hintergrund, Serialisierung und Original, 2 und 3Dimensionalität aufwirft. In Bezug auf den historischen Einsatz und in Fortführung der Untersuchung der Formate Instagram und Mem interessiert uns vor allem das Formenvokabular der Montage und der Pointe.

Im Rahmen des zweiten Semesters hat die Künstlerin Georgie Nettell einen einwöchigen Workshop abgehalten. In ihren künstlerischen Arbeiten setzt Nettell sich mit spezifische Fragen zeitgenössischer Kunst wie etwa die Distribution und Zirkulation von Bildern und Zeichen, deren Entleerung und Aufladung, auseinander setzt. Siehe etwa: http://www.artwritingdaily.com/2016/12/georgie-nettell-at-reena-spaulings.html

Im dritten Semester (SoSe 2018) sollten die gegebenen Fragestellungen und entworfenen Produktionsformen als Ausgangspunkt für Arbeiten nach dem Prinzip der Collage/Montage genommen werden: schneiden, zerlegen, neu zusammenfügen, umbauen. Dabei stehen alle Formate von Text, Zeichnung, (bewegtes) Bild offen, skulpturale Elemente/Props werden in einem neukonfigurierten Subjekt/Objekt Verhältnis gedacht. Ausgangspunkt der enger geführten Fragestellung ist diesmal das Subjekt in einer postapokalyptischen Welt. Wir setzen hier bei Donna Haraways Konzept der Cyborg an und denken sie in den gegenwärtigen biotechnologischen, institutionellen und ökonomischen Verknüpfungen, um die konkrete Handlungsmacht eines vernetzten Selbst in den Blick zu bekommen. „Denn wir sind bereits eigentümlich miteinander verbunden, stehen nicht als Ganzheiten nebeneinander, während humane und inhumane Elemente sich untrennbar miteinander verketten – Kommunikation, Denken, Mobilität usw. erweitern sich durch Medien und Devices, die Teil der Subjektivität sind, Subjekt(e) und Welt miteinander vermengen.“

Wir testen u.a. unterschiedliche Schreibformate wie automatisches Schreiben, Selbstbeobachtung und Zugänge zu einer kollektiv angelegten Produktion.

Die Künstlerin Anja Kirschner hat im dritten Semesters einen einwöchigen Workshop abgehalten, der wie folgt umrissen wurde:

Der Workshop verfolgt Strategien und Ansätze für experimentelle Filmszenografie bei der die Szenerie im Vordergrund steht und als eigentliche Protagonistin fungiert. Ausgehend von den drei Schwerpunkten Landschaft, Interieur und Objekt wird eine doppelte Fragestellung erforscht, nämlich, wie lässt sich ein denkendes, fühlendes und handelndes Subjekt durch (vermeintlich) unbelebte Objekte portraitieren und wie destabilisiert und erweitert ein solches Portrait die herkömmliche Konzeption des Subjekts selbst?

Anja Kirschners Filme beziehen sich auf faktische, literarische, und pop-kulturelle Quellen und setzen sich mit Materialität, Digitalität, Narrativität und deren Anteil an der (De)Formation von Subjektivitäten und politischer Handlungsmacht auseinander. Siehe auch: http://anjakirschner.com/ und https://www.secession.at/exhibition/kirschner-panos/ Derzeit arbeitet sie an einem practice-based PhD am Royal College of Art in London mit dem Arbeitstitel “A Gate Through Which The Boundaries Slip: Queer-Feminist Approaches to New Materialism and Fiction Writing in the Field of Contemporary Moving Image.”

 

Anmerkungen

Die Seminare Künstlerische Projektarbeit - Kunst als Kritische Praxis und

Praxen - Kunst als Kritische Praxis sind auf einander aufbauend und nur in Kombination möglich.

Lehramt: Unterrichtsfach kkp (Bachelor): Künstlerische Praxis (kkp): FOR: Technologien / Praxen (kkp) (2.0 ECTS) 067/001.21

Mitbelegung: nicht möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: nicht möglich