Was hat die Philosophie zu den Problemen der Zeit zu sagen?

Helmut Draxler
Institut für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung, Kunsttheorie
2018W, Ringvorlesung (RV), 2.0 SemStd., LV-Nr. S02535

Beschreibung

Nach Hegel besteht die Aufgabe der Philosophie darin, ihre jeweilige Zeit auf den Begriff zu bringen. Das philosophische Problem der Zeit verbindet sich in dieser Definition mit dem Anspruch, die jeweilige Gegenwart zu erfassen und deren konstitutive Flüchtigkeit hin auf einen Horizont von stabiler Bedeutsamkeit zu transzendieren. Die grundlegende Frage dieser Ringvorlesung wird sein, ob und wie ein solcher Anspruch heute noch gedacht werden könnte. Hierfür gibt es zweifellos wenig Evidenz. Denn die Geschichtsphilosophie ist ein ebenso schwieriges Geschäft geworden wie die Zeitdiagnostik ein allzu beliebtes, das sich kaum mehr von medialen Beschwörungs-Rhetoriken unterscheidet. Tatsächlich erscheint die Gegenwart heute als durchzogen von drastischen Problemen – den „Big 4“ aus politischem Rechtsruck, kapitalistischer Finanzkrise, Klimawandel und den Konsequenzen von Digitalisierung und Biotechnologien –, angesichts derer sich die Frage stellt, wie sinnvoll die philosophische Begriffsbildung überhaupt noch sein kann.

Vor diesem Hintergrund scheint die Philosophie zumeist entweder ihrer Zeit hinterher zu hinken oder in falscher Bescheidenheit sich auf sich selbst zu beziehen. Zweifellos lassen sich von ihr weder konkrete Problemlösungen noch alternative Sinnstiftungen oder populäre Lebensweisheiten erwarten. Und doch stellt sich das Denken der Zeit als dringliche Aufgabe. Nicht nur, weil Philosophie konventionelle Denkgewohnheiten in Frage stellt oder sich als detaillierte Arbeit der Problembereinigung verstehen könnte, sondern weil sie die grundlegenden Fragen der Ontologie, der Erkenntnis, der Anthropologie und des Sozialen wachhält, von denen ausgehend überhaupt erst die jeweiligen Bewertungen der Zeitdiagnostik vorgenommen werden können. Ihr Einsatz ist der sich selbst zum Problem gewordene Sinn, der weder endgültig verkörpert noch gänzlich abgestreift werden kann. Von ihm ausgehend kann die Philosophie immer wieder mit Interventionen überraschen, die quer zum alltäglichen Wissen ebenso wie zum professionalisierten Expertentum stehen.

Prüfungsmodalitäten

Prüfung am Ende des Semesters. Näheres in der Einführung von Helmut Draxler am 24. Oktober!

Termine

24. Oktober 2018, 15:30–18:00 Hörsaal 1 , „Einführung von Helmut Draxler“
07. November 2018, 19:00–21:30 Hörsaal 1 , „Gastvortrag Rodolphe Gasché“
29. November 2018, 19:00–21:30 Hörsaal 1 , „Gastvortrag Nathan Brown“
05. Dezember 2018, 19:00–21:30 Hörsaal 1 , „Gastvortrag Boris Buden“
12. Dezember 2018, 19:00–21:30 Hörsaal 1 , „Gastvortrag Samo Tomsic“
16. Jänner 2019, 19:00–21:30 Hörsaal 1 , „Gastvortrag Antonia Birnbaum“
23. Jänner 2019, 19:00–21:30 Seminarraum 3 , „Gastvortrag Kathrin Busch“
30. Jänner 2019, 19:00–21:30 Hörsaal 1 , „Gastvortrag Nina Power“

LV-Anmeldung

Bis 24. Oktober 2018, 15:00
Per Online Anmeldung
Per E-Mail: helmut.draxler@uni-ak.ac.at

Lehramt: Unterrichtsfach kkp (Bachelor): Wissenschaftliche Praxis: FOR: aus Kunsttheorie (2.0 ECTS) 067/003.20

Lehramt: Unterrichtsfach kkp (Bachelor): Wissenschaftliche Praxis: FOR: Lehrveranstaltungen nach Wahl aus Wissenschaftliche Praxis (2.0 ECTS) 067/003.80

TransArts - Transdisziplinäre Kunst (Bachelor): Theoretische Grundlagen: Theoretische Grundlagen (2.0 ECTS) 180/003.01

Mitbelegung: möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: möglich