Am 25. August 1938 notierte Walter Benjamin in seinem Tagebuch: “Eine brechtsche Maxime: Nicht an das Gute Alte anknüpfen, sondern an das schlechte Neue.”

Wie können wir Kunst und Kunsttheorie in Zeiten der Krisen neu formulieren? Die aktuellen tiefgreifenden gesellschaftlichen und politischen Veränderungen erfassen auch diejenigen Kategorien des Politischen und des Sozialen, die seit Jahrzehnten kritische künstlerische Praxis geprägt haben: Utopien von der „Entgrenzung“ der Kunst und der Verschränkung von Kunst und Leben sind ihrer kommunikationstechnologischen und biopolitischen Vergesellschaftlichung gewichen. Dies verlangt eine kritische Überprüfung der uns vertrauten Grundannahmen, Methoden und Ziele künstlerischer, kuratorischer, kunsttheoretischer und vermittlungsbezogener Praktiken.

Das Seminar verfolgt Ansätze aus diesen Bereichen, die die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen berücksichtigen, und dabei auch den Umstand, dass sich die  Orientierungshilfen in Hinblick auf kritische Praxis, soziale Interaktionsformen und Identitätspolitik verändert haben. Wir müssen daher nicht nur aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen kritisieren, sondern auch  künstlerische Praktiken, die nicht vermögen, darauf zu antworten. Entlang Benjamin diskutieren wir den Widerhall der Geschichte in “schlechten neuen” Ansätzen. Entlang Brecht, wie wir diese adaptieren und verändern müssen.

Verpflichtend zum Abschluss sind:

- Teilnahme an allen Terminen,

- aktive Mitarbeit (Übernahme von Lese- und Diskussionsbeiträgen, auch bei den öffentlichen Vorträgen),

- Verfassen einer schriftlichen Arbeit zu einem Thema aus dem Seminar (Mitte März), Abgabe eines Exposé/einer Ideenskizze mit Bibliographie Mitte Dezember bzw. Mitte Januar

Seminar und Vortragsreihe. Bei den Seminarsitzungen wird in Vorbereitung auf die Gastvorträge gelesen und diskutiert.

Die Vorträge finden auf Englisch und Deutsch statt, es ist das Verständnis beider Sprachen notwendig.