Essay

Franz Schuh
Institut für Sprachkunst, Institut für Sprachkunst
2018S, Vorlesung und Übungen (VU), 2.0 SemStd., LV-Nr. S80093

Beschreibung

SEMINAR ZUR ESSAYISTIK

Wenn ich mich frage, warum ich gerne Essays schreibe, fällt mir als Grund vor allem ein, dass das Essay eine „unreine Form“ ist. Das heißt, es ist durch die Gattung nicht fixiert, was zu ihr gehört. So können Essays erzählerische Passagen genauso wie analytische enthalten, ja, selbst lyrische Einschübe verträgt das Essay.

„Unrein“ ist das Essay vielleicht auch, weil es aus „zweiter Hand“ stammen kann, was wiederum heißt, Essayistinnen und Essayisten knüpfen an vorhandene Ereignisse und oft auch an vorhandene Formulierungen an. Esssayistisch kann man über politische Ereignisse ebenso schreiben wie über Romane und über Werke der Bildenden Kunst.

Ein Dichter muss sich vor Begriffen hüten. Begriffe sind abstrakt und sie (zer-)stören die von einer Dichtung angestrebte Anschaulichkeit. Wenn ein Begriff am Horizont auftaucht – so hat es Peter Handke gesagt - schießt er ihn ab! Auch Handkes Essays versuchen, so weit dies möglich ist, Begriffe durch Anschauliches zu ersetzen. Aber grundsätzlich ist die Essayistik auf die Unmöglichkeit, auf die „Quadratur des Kreises“ eingeschworen, ein poetisches Verhältnis von Begriff und Anschauung herzustellen.

Ich will nicht leugnen, dass ich eine Art masochistischer Freude am Unreinen, an der Mischform der Essayistik habe: Was soll denn ein Essay sein, wenn es fast alles sein kann? Der Roman ja, das Gedicht, ja – das sind ordentliche Gattungen. Aber ein Essay? Beim Essayisten reicht’s nicht für die Wissenschaft (Begriff) und nicht für die Dichtung (Anschauung). Ein Essayist ist ein Bankert (ein uneheliches, ein unordentliches Kind) und ich bin gern ein Bankert (nicht zuletzt in dem Maß, in dem die Geordneten mir sehr auf die Nerven gehen).

Im Seminar werde ich einige der essayistischen Kunstfertigkeiten an Beispielen vorzeigen und zum Üben vorschlagen - unter anderem die mögliche Subjektivität der Perspektive, das versuchende (also nicht dogmatische) Verfahren, das eingreifende Denken, mit dem ein Essay gegenwärtige Konflikte der Gesellschaft aufnehmen und diskutieren kann.

Es wäre nicht schlecht, kämen die Studenten der Sprachkunst mit essayistischen Vorhaben in das Seminar, sodass man Stoff zum Üben und zur Entwickelung eines Essays hat. Woher den Stoff nehmen? Es gibt, wiegesagt, politische Essays, ästhetische Essays (über Literatur und Kunst) und auch solche, die den „Sensationen des Alltags“ gewidmet sind. Wählen Sie!

 

 

Termine

04. Juni 2018, 14:00–17:00 Seminarraum Sprachkunst
06. Juni 2018, 14:00–17:00 Seminarraum Sprachkunst
07. Juni 2018, 10:00–13:00 Seminarraum Sprachkunst
07. Juni 2018, 14:00–17:00 Seminarraum Sprachkunst
11. Juni 2018, 14:00–17:00 Seminarraum Sprachkunst
12. Juni 2018, 14:00–17:00 Seminarraum Sprachkunst
13. Juni 2018, 14:00–17:00 Seminarraum Sprachkunst
14. Juni 2018, 14:00–17:00 Seminarraum Sprachkunst

Mitbelegung: möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: möglich