Kunst und Reform. 150 Jahre Angewandte

Bernadette Reinhold
Institut für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung, Kunstgeschichte
2017W, Proseminar (PS), 2.0 SemStd., LV-Nr. S01947

Beschreibung

Ausgehend von kunsthistorischen Untersuchungen befasst sich das PS mit den wesentlichen Stationen, Protagonist/innen, Zielen und Widersprüchen, die die Geschichte der 1867 gegründeten Kunstgewerbeschule (KGS) prägen. Neben nationalökonomischen Aspekten, der Vision einer „glückvollen“ Verbindung von Kunst/Handwerk & Industrie steht eine solide künstlerisch-kunsthandwerkliche Ausbildung im Zentrum, zu der von Beginn an Frauen zugelassen sind. Diskutiert man zu Klimts Studienzeit noch „Stylfragen“, so sind um 1900 Reformkräfte der Moderne am Werk. Josef Hoffmann, Kolo Moser u.a. machen die KGS zu einem Interaktionsort der Secession und der Wiener Werkstätte - und zur Reibfläche ihrer erklärten Feinde: das radikale Frühwerk des Studenten Oskar Kokoschka offenbart die formal-ästhetischen Bruchlinien. Zugleich entwickelt sich vor und v.a. nach dem 1. Weltkrieg ein sozialpolitisch-emanzipatorischer Impetus, der vom Siedlungsbau bis zur Kleinmöbelserie reicht, nachvollziehbar am Werk der bekannten KGS-Absolventin Margarete Schütte-Lihotzky. Franz Cizeks Kunstpädagogik, die die Entfaltung kindlichen Kunstschaffens befördert, findet weltweit Resonanz. Seine „Ornament-Klasse“ wird zum Nährboden formaler Experimente, wie dem Kinetismus. Das Gift des Nationalismus nistet sich auch in der Angewandten ein: Kunst im Dienste des Staates wird Programm, von der Klasse für Kirchenkunst im Austrofaschismus bis hin zur Grafikklasse unter Paul Kirnig, die Teil der NS-Propagandamaschine wird. Im postfaschistischen Österreich und seinem konservativen Kulturklima scheint auch die Angewandte erst in den 1970er- und 80er-Jahren mit Persönlichkeiten wie O. Oberhuber, Peter Weibel u.a. alte Strukturen und Mediengrenzen aufzubrechen. Im Kontext der laufenden Jubiläumsschau „Ästhetik der Veränderung“ stellt sich die Frage, wie die komplexe Geschichte einer Institution erzählt werden kann, die Kunst als Gestaltungsfluidum der Gegenwart und Zukunft versteht.

Prüfungsmodalitäten

Anforderung: Erscheinen in der ersten Stunde, Anwesenheitspflicht, aktive Mitarbeit, mündliches Referat und schriftliche Ausarbeitung

Anmerkungen

Ausstellung ÄSTHETIK DER VERÄNDERUNG. 150 Jahre Universität für angewandte Kunst Wien MAK-Ausstellungshalle, 15.12.2017-15.04.2018

 

Literatur:

-Gottfried Fliedl, Kunst und Lehre am Beginn der Moderne. Die Wiener Kunstgewerbeschule 1867 – 1918, Salzburg/Wien 1986
-Kunst: Anspruch und Gegenstand. Von der Kunstgewerbeschule zur Hochschule für angewandte Kunst in Wien 1918 – 1991, Red. Erka Patka, Salzburg/Wien 1991
-Gerald Bast, Anja Seipenbusch-Hufschmied, Patrick Werkner (Hg.), 150 Jahre Universität für angewandte Kunst Wien. Ästhetik der Veränderung. Berlin/Boston 2017

Schlagwörter

kunstgeschichte, angewandte

Termine

09. Oktober 2017, 13:45–15:15 Seminarraum Postgasse
16. Oktober 2017, 13:45–15:15 Seminarraum Postgasse
23. Oktober 2017, 13:45–15:15 Kunstsammlung und Archiv, Postgasse Mezzanin
06. November 2017, 13:45–15:15 Seminarraum Postgasse
13. November 2017, 13:45–15:15 Seminarraum Postgasse
20. November 2017, 13:45–15:15 Seminarraum Postgasse
27. November 2017, 13:45–15:15 Seminarraum Postgasse
04. Dezember 2017, 13:45–15:15 Seminarraum Postgasse
11. Dezember 2017, 13:45–15:15 Seminarraum Postgasse
18. Dezember 2017, 13:45–15:15 MAK Museum für angewandte Kunst Wien
08. Jänner 2018, 13:45–15:15 vermutlich MAK
15. Jänner 2018, 13:45–15:15 vermutlich MAK

LV-Anmeldung

Bis 06. Oktober 2017, 12:00
Per E-Mail: kunstgeschichte@uni-ak.ac.at

Lehramt: Unterrichtsfach kkp (Bachelor): Wissenschaftliche Praxis: FOR: Lehrveranstaltungen nach Wahl aus Wissenschaftliche Praxis (3.0 ECTS) 067/003.80

Lehramt: Unterrichtsfach dex (Bachelor): Wissenschaftliche Praxis: FOR: Lehrveranstaltungen nach Wahl aus Wissenschaftliche Praxis (3.0 ECTS) 074/003.80

TransArts - Transdisziplinäre Kunst (Bachelor): Theoretische Grundlagen: Theoretische Grundlagen (3.0 ECTS) 180/003.01

Industrial Design (1. Studienabschnitt): Kunst- und Kulturwissenschaften - Grundlagen: Kunstgeschichte (3.0 ECTS) 580/104.08

Mitbelegung: möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: möglich