Vom Unbehagen an der Kritik zur Postkritik // Eine Rundreise mit Ausblicken

Thomas Edlinger
Institut für Kunst und Gesellschaft, Kunst- und Wissenstransfer
2017S, Seminar (SE), 2.0 SemStd., LV-Nr. S01749

Beschreibung

Gesellschaftskritik ist nicht nur Einspruch, Unterscheidung und erklärtes Ziel vieler politischer und ästhetischer Handlungen, sondern auch Volkssport. Jeder kritisiert jeden – im Wirtshaus, im Internet, in der Kunst, an der Universität. Die Inanspruchnahme von Kritik verfängt sich heute in Kritikschleifen, die andere Kritikformen kritisieren. Zugleich ist die Kritik der x-ten Ordnung immer auch eine diskursive Praxis, die den Gegenstand ihrer Beobachtung mitkonstruiert.

Unsere Gesellschaft ist für Gesellschaftskritik empfänglich und produziert sie zugleich. In Anlehnung an Jean-Luc Godard könnte man sagen: Kritik ist nicht die Beurteilung der Wirklichkeit. Kritik ist die Wirklichkeit der Beurteilung.

Diese besteht heute auch aus einem Unbehagen an den Zwängen und Routinen von Kritik. Kritik greife als eingehegte Störung zu kurz oder gehe als schroffe Ablehnung des Gegenübers zu weit, sie gleite ab in das Ressentiment oder versteige sich zur autoritären Besserwisserei. Sie sei blind gegen ihre dekorative Verwendung und hilflos gegen ihre systematische Verwässerung. Manche Kritik schließlich sei schlicht falsch, aber wirksam, während eine andere richtig sei, aber ungehört oder wirkungslos bleibe. Ist das Geschäft der Kritik also tatsächlich ein „Elend“ oder gar „am Ende“, wie manche Theoretiker meinen?

Jedenfalls finden sich Sackgassen, Fallstricke und blinde Flecken im weiten Land der Kritik, die es darzustellen gilt. Die Fehlstellungen der Kritik zeigen sich sowohl in den Verfahren (etwa in Form einer überreizten Hyperkritik) wie auch im Bezug auf die Gegenstände von Kritik (etwa in der Ideologiekritik oder in der Kapitalismuskritik).

Das Sommersemester 2017 konzentriert sich auf den zweiten Schritt nach der Erörterung der Kippfiguren des Kritischen. Dabei soll als Reaktion auf den schwindenden Glauben an den Messianismus der Kritik eine sich auftuende Landschaft der Postkritischen kartographiert werden. Wie lassen sich ein postkritisches Leben, ein postkritisches Denken und eine postkritische Kunst beschreiben?

Zu den  Blockveranstalungen im März und April sind wwei Exkursionen zu performativen Produktionen der Wiener Festwochen im Mai und im Juni geplant.

Prüfungsmodalitäten

Gespräch plus Präsentation einer selbstsändigen Arbeit. Regelmäßige Anwesenheit ist für den Zeugniserwerb erfoderlich. Ein mehr als einmaliges Fehlen ist aufgrund der geringen Anzahl der Blockveanstalungen nur in gut begründbaren Ausnahmefällen möglich.

Termine

17. März 2017, 10:00–12:00 (Vorbesprechung)
31. März 2017, 14:00–20:00 Seminarraum 24 (VZA3) , „ab 17. 00 Exkursion zu Vortrag "Die Haut der Kritik" im Tanzquartier “
07. April 2017, 10:00–16:00 Seminarraum 24 (VZA3)
18. Mai 2017, 16:00–22:30 Eröffnung Perfomeum, Wiener Festwochen (Exkursion)
01. Juni 2017, 19:00–23:30 Treffpunkt Leopoldmuseum- Festwochenausstellung,, danach Halle E, Museumsquartier- "La Fleur" (Exkursion)
14. Juni 2017, 10:00–13:00 Seminarraum 14 (Prüfung)

LV-Anmeldung

Per E-Mail: thomas.edlinger@uni-ak.ac.at

Lehramt: Unterrichtsfach kkp (Bachelor): Wissenschaftliche Praxis: FOR: Lehrveranstaltungen nach Wahl aus Wissenschaftliche Praxis (4.0 ECTS) 067/003.80

TransArts - Transdisziplinäre Kunst (Bachelor): Theoretische Grundlagen: Theoretische Grundlagen (4.0 ECTS) 180/003.01

Mitbelegung: möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: möglich