Grundlagen künstlerischer Gestaltung II/Einführung in Textile Produktionsfelder

Karin Altmann
Institut für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung, Textil - Freie, angewandte u. experiment. künstl. Gestaltung
2017S, Seminar (SE), 2.0 SemStd., LV-Nr. S01623

Beschreibung

GEFLICKT UND ZUGENÄHT – Von japanischen BORO-Textilien zu aktuellen UPCYCLING-Trends

 

Das japanische Wort boro bedeutet "zusammengeflickt" und bezeichnet die einst in Indigoblau gefärbten Flickentextilien der japanischen Landbevölkerung. Besonders im Norden Japans waren Baumwollstoffe sehr kostspielig und der Oberschicht vorbehalten. Als abgetragene Lumpen gelangten sie in die Hände der bäuerlichen Bevölkerung, die daraus nicht nur Gebrauchstextilien, sondern auch eindrucksvolle Kleidung schuf. In ihrer minimalistischen Ästhetik stehen diese Recycling-Textilien für künstlerische Kreativität und positive Bejahung der Unbeständigkeit allen Seins, aber auch für den Respekt vor dem natürlichen Material und der Arbeit der Hände. Nachdem sich Japan Mitte des 20. Jahrhunderts unter den Gesichtspunkten der Modernisierung und Urbanisierung rasant entwickelte, gerieten die Boro-Textilien weitgehend in Vergessenheit. Im Kontrast zum Lebensstil der heutigen Konsumgesellschaft sowie im Zusammenhang mit der Diskussion um fast fashion erscheinen sie heute jedoch aktueller denn je.

Doch nicht nur in Japan, sondern auch bei uns entwickelte sich vor dem Hintergrund der Materialknappheit die Nachkriegsmode zunächst unter der Devise "aus Alt mach Neu". Frauen trennten die Anzüge ihrer gefallenen Männer auseinander, um sich daraus warme Jacken zu schneidern. Alte Kleider wurden aus den Schränken geholt, Gebrauchstextilien wie Vorhangstoffe, Handtücher, Polsterbezüge oder Bettdecken wurden zu Kleidern umgearbeitet und jeder Lumpen und Flicken wurde aufbewahrt und wiederverwendet.

In Zeiten der Schnelllebigkeit, Überproduktion und des Schwundes natürlicher Ressourcen gewinnt Re- und Upcycling-Mode erneut an Bedeutung. Die Wiederverwertung von bereits vorhandenem Material – ob Abfall, der bei der Stoffproduktion anfällt (Verschnitt, Probestoff, Farbmuster) oder auch bereits getragene Kleidung - reduziert nicht nur die Neuproduktion von Rohmaterialien. Upcycling nimmt dieses Material in die Hand, erkennt ihr Potential, schöpft daraus Neues und transportiert darüberhinaus eine wichtige Botschaft gegen die Wegwerfgesellschaft unserer Zeit.

Prüfungsmodalitäten

Regelmäßige Anwesenheit (80 %) und aktive Teilnahme, Präsentation der Arbeitsergebnisse am Semesterende.

Anmerkungen

Das Lehrveranstaltungsthema zieht sich durch das gesamte Studienjahr; ein Neueinstieg im Sommersemester ist möglich.

Das Seminar setzt sich aus 2 SWSt Grundlagen künstlerischer Gestaltung II/ Einführung in Textile Produktionsfelder und 2 SWSt Künstlerische Projektarbeit II / Künstlerische Praxis 2 – Textile Produktionsfelder/Vertiefung zusammen.

max. 12 TeilnehmerInnen

Schlagwörter

Materielle Kultur, Recycling/Upcycling, Textilarbeit, Environment, Mode, Design

Termine

14. März 2017, 10:00–14:00 Klassenraum Textil (Vorbesprechung)
28. März 2017, 10:00–17:00 Klassenraum Textil
25. April 2017, 10:00–17:00 Klassenraum Textil
09. Mai 2017, 10:00–17:00 Klassenraum Textil
30. Mai 2017, 10:00–13:00 Klassenraum Textil , „14:00-16:00 Kumihimo Workshop im Japanischen Informations- und Kulturzentrum, Schottenring 8, 1010 Wien“
02. Juni 2017, 10:00–17:00 Klassenraum Textil , „Färbe-Workshop mit der japanischen Färbemeisterin Hoko Tokoro (Indigo und Krapp)“
13. Juni 2017, 10:00–17:00 Klassenraum Textil

Mitbelegung: nicht möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: nicht möglich