Künstl.Projektarbeit V. Künstlerische Praxis 2 - Kritische Praxis-kkp

Tanja Widmann
Institut für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung, Kunst und Kommunikative Praxis
2017S, Seminar (SE), 2.0 SemStd., LV-Nr. S00854

Beschreibung

Postapokalyptische Geste. Ein Science Fiction

Teil 2

Die Postapokalypse geht weiter und fängt doch immer wieder von Neuem an:

Das Projekt verläuft über vier Semester. Im ersten Semester (SoSe 2017) untersuchen wir ausgehend vom so genannten Theater der Unterdrückten von Augusto Boal spezifische Formen des Theaters sowie die gegebenen Mittel der Produktion. Es geht dabei v.a. um einen Blick auf das entwickelte Formenvokabular im Sinne einer Reflexion der jeweils gegenwärtigen Verhältnisse. Diese Untersuchung betrifft nicht nur historische Formgebungen sondern auch zeitgenössische Auseinandersetzungen im Kunstfeld, wie etwa das New Theater, eine Theaterformation, die von den Künstler_innen Calla Henkel und Max Pitegoff 2013 bis 2015 in Berlin betrieben wurde, oder Ei Arakawas Musical für die Berlin Biennale 2016. Das Theater erscheint uns deswegen als interessante Produktionsform, weil es alle möglichen Formgebungen verbindet – Malerei, Bildhauerei, Installation, Printmedien, Performance. Das Theater der Unterdrückten wählen wir als spezifischen Ausgangspunkt, weil es im Sinne einer Verknüpfung von Kunst und gegebenen Erfahrungen der Beteiligten (oftmals Laien) als politisches Probehandeln verstanden werden konnte und zugleich auf Vermittlung abzielte.

In zweiten Semester (WiSe 2017/18) findet die Umsetzung der gegebenen Auseinandersetzung in Form eines Theaterstücks statt. Das Semester entwirft sich ausgehend von einem einwöchigen Workshop mit einer Theatermacher_in, einer Künstler_in, die/der mit Theater arbeitet.

Im dritten Semester (SoSe 2018) sollen die gegebenen Fragestellungen und entworfenen Produktionsformen als Ausgangspunkt für einen kurzen Film genommen werden. Auch dieses Semester entwirft sich rund um einen Workshop mit einer Künstlerin oder einem Künstler, die/der mit den Mitteln des Films arbeitet.

In diesen beiden Semestern werden zusätzlich auch zwei thematische Workshops stattfinden, zu denen jeweils drei mit diesen Themen befasste Theoretiker_innen bzw. Künstler_innen eingeladen werden.

Im vierten Semester (WiSe 2018/19) soll eine Ausstellung stattfinden und ein kleiner Katalog produziert werden, die die gegebenen Auseinandersetzungen und Formgebungen zusammenführt.

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Inhaltliche Bezugspunkte

Postapokalyptische Ezählungen

Darstellungen einer postapokalyptischen Welt bestimmen gegenwärtig nicht nur Science Fiction Filme, Literatur oder Videogames, sondern auch die Berichte der Geistes- und Naturwissenschaften sowie die täglichen Nachrichten. Es ist eine Welt am Abgrund, in der lebensnotwendige Rohstoffe knapp geworden und ökologische Systeme zusammengebrochen sind, ökonomische Ungleichheiten sich verschärft haben, während die Menge der Rechtlosen unzählbar geworden ist und kriegsähnliche Zustände und Krisen kein Ende nehmen. Postapokalyptische Erzählungen reflektieren reale und fiktive, erfahrene und projizierte Bedrohungen und Verunsicherungen und stellen Entwürfe einer gegenwärtigen und zukünftigen Welt vor, die so sehr zusammenbricht, wie sie immer schon zusammengebrochen ist. Nicht nur in Mad Max. Fury Road (George Miller, USA 2015) finden wir uns in wüstenartigen Landschaften ein, in denen der Planet ausgeschöpft und erhitzt daliegt, die Ressourcen zum Überleben karg geworden und Formen der Solidarität erst neu erfunden werden müssen. Einfach an den Ausgangspunkt zurückzukehren – wie dies in Mad Max vorgeschlagen wird, scheint jedoch auch keine wirklich reizvolle Perspektive. Da scheint es durchaus sinniger, sich den Mund mit toxischem Chromspray zu besprühen und die Cyborg in sich auszupacken. Wir wollen uns historische und gegenwärtigen Entwürfe von (post-apokalyptischen) Szenarien ansehen, sowohl in deren Fassung in theoretischen Texten, Filmen und TV-Serien als auch in den historischen und gegenwärtigen Bezugnahmen in der Kunst.

Die Geste ist die Bewegung, die uns anleitet. Sie führt uns von Giorgio Agamben zu Bertolt Brecht, Walter Benjamin und in den sowjetischen Produktivismus und zurück in die Gegenwart, in der das Bürgertum nach Agamben die Gesten bereits lange verloren hat, diese vielleicht aber auch in ihrer ethischen Form wieder gefunden werden können. Die Geste setzt zudem das Link zwischen Alltag, Theater und Film.

Science Fiction ist das Genre, auf das wir uns beziehen werden. Ausgehend von einer konkreten Vorlage werden wir versuchen diese in den Formen des Theaters und des Films umzusetzen. Dabei gilt es aber auch die spezifische Form des Science Fiction zu untersuchen und gegenwärtige Artikulationen zu reflektieren.

Dieses Seminar wird zu Teilen gem. mit Mag.art Johannes Porsch abhalten.

Die Gruppe der Studierenden wir auf max. 15 Personen beschränkt, um eine entsprechende Auseinandersetzung gewährleisten zu können. Studierende sollten grundlegend bereit sein, an dem Projekt über die angeführte Zahl der Semester zu arbeiten.

Der Schwerpunkt liegt in diesem Seminar auf der Entwicklung eiens künstlerischen Projekts.

 

Prüfungsmodalitäten

kontinuierliche Teilnahme, Entwicklung eines künstlerischen Projekts

Anmerkungen

Aufbauend auf Künstlerische Projektarbeit III/ Künstlerische Praxis 2. Nur in Kombination möglich.

Termine

10. März 2017, 09:30–11:30 Seminarraum 8 , „ACHTUNG der Termin weicht zeitlich von den anderen Terminen ab!“
07. April 2017, 11:30–13:30
28. April 2017, 11:30–13:30
05. Mai 2017, 11:30–13:30
12. Mai 2017, 11:30–13:30
19. Mai 2017, 11:30–13:30
26. Mai 2017, 11:30–13:30
02. Juni 2017, 11:30–13:30
09. Juni 2017, 11:30–13:30
16. Juni 2017, 11:30–13:30
23. Juni 2017, 11:30–13:30
30. Juni 2017, 11:30–13:30

LV-Anmeldung

Per E-Mail: tanja.widmann@uni-ak.ac.at

Lehramt: Unterrichtsfach kkp (Bachelor): Künstlerische Praxis (kkp): FOR: Technologien / Praxen (kkp) (2.0 ECTS) 067/001.21

Mitbelegung: nicht möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: nicht möglich